Eindeutig zu laut!
27. April 2014
Die FDP kämpft seit Jahren für die Lärmminderung in unserer Stadt.
Manchmal fühlen wir uns dabei wie "Don Quichotte"....
Lesen Sie bitte die NUZ
Die lautesten Ecken der Stadt
Das Bundesumweltamt warnt vor der Gefahr durch dauerhafte Beschallung. Wir haben nachgemessen, wo es in Neu-Ulm besonders laut ist.
Lärm macht krank. Diese Erkenntnis ist nicht neu, erst kürzlich machte jedoch das Bundesumweltamt ein weiteres Mal auf die unterschätzte Gefahr dauerhafter und zu lauter Beschallung aufmerksam und forderte die Politik zu besseren Lärmschutz-Maßnahmen auf. Grund genug, sich auf die Suche nach den lautesten Ecken in Neu-Ulm zu machen – und mit einem der Verantwortlichen im Rathaus darüber zu sprechen, was die Stadt plant, um die Bürger in Zukunft vor zu viel Lärm zu schützen.
Eine tägliche Geräuschkulisse von im Schnitt 70 Dezibel lässt bei Experten die Alarmglocken schrillen. Nachts sinkt der Richtwert auf rund 60 Dezibel. Bei einem Spaziergang durch die Stadt mit einem Messgerät wird deutlich: Punktuell werden diese Richtwerte immer wieder deutlich überschritten. Wer über die Konrad-Adenauer-Brück läuft, bekommt dauerhaft rund 70 Dezibel auf die Ohren, ein vorbeifahrender Lastwagen bringt den Pegel auf über 80. Ebenso laut wird es auf dem Petrusplatz, wenn die Kirchenglocken zur vollen Stunde loslegen. Wer in die Nähe einer der zahlreichen Baustellen in der Stadt kommt, darf mit einer Lautstärke von bis zu 90 Dezibel rechnen. Gerade rund um die Glacis-Galerie gab es deswegen in der Vergangenheit regelmäßig Beschwerden entnervter Anwohner. Freiwillig muten dagegen Besucher der Ratiopharm Arena ihren Ohren einiges zu. Ein Pfeifkonzert bei einem Spiel der Ulmer Basketballer beispielsweise bringt es auf 95 Dezibel, lautstarker Jubel kann schon mal die 100er-Marke knacken. Den Rekordwert des kurzen NUZ-Spaziergangs stellte schließlich ein Güterzug auf, der mit rund 115 Dezibel durch den Neu-Ulmer Bahnhof rauschte – im benachbarten Haus waren davon trotz tiefer gelegter Schienen und Bahntrog immer noch 80 Dezibel zu hören.
Problematisch sind jedoch weniger die gemessenen Spitzenwerte, sondern die dauerhafte Beschallung. Und für die sorgt vor allem der Straßenverkehr. In Neu-Ulm sind nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Umwelt rund 900 Menschen von einer Lärmbelästigung betroffen, die über die empfohlenen Richtwerte hinausgehen – allein durch den Straßenverkehr vor der eigenen Haustüre. Die meisten von ihnen wohnen an der Memminger Straße, der Hermann-Köhl-Straße, der Augsburger Straße, am Augsburger-Tor-Platz und an der Reuttier Straße. „Das sind die bekannten Lärmschwerpunkte, bei denen aus unserer Sicht Handlungsbedarf besteht“, erklärt Günther Baumgärtner von der Stadtverwaltung. Er ist im Rathaus seit einigen Monaten für die Erstellung eines Lärmaktionsplanes zuständig, der darstellen soll, wie die betroffenen Bürger besser geschützten werden könnten.
Schon 2004 hatte es einen solchen gegeben – damals hieß er noch Lärmminderungsplan – aufgrund gesetzlicher Änderungen verschwanden die meisten der damals angedachten Maßnahmen allerdings im Laufe der Jahre wieder in der Schublade. Im vergangenen September beschloss der Stadtentwicklungsausschusses, erneut einen Anlauf zu wagen und es wurde ein Fachbüro für die weitere Planung eingeschaltet.
Im Frühsommer entscheidet die Politik
Lärmschutzwände, Verkehrsumleitungen, Temporeduzierung, Bezuschussung von Schallschutzfenster – gerade im dicht bebauten Innenstadtbereich sind die Möglichkeiten jedoch begrenzt, zumal der Verkehr in den nächsten Jahren weiter zunehmen wird. Beispiel Reuttier Straße: Wenn die Baustelle auf der Europastraße abgeschlossen und die Glacis-Galerie eröffnet ist, sollen auf ihr laut der Prognose eines Münchner Instituts künftig bis zu 30000 Fahrzeuge am Tag rollen. Schon jetzt ist es dort zu laut. Für eine hörbare Reduzierung des Lärms wäre eine Halbierung des Verkehrsaufkommens nötig.
„Da wird deutlich, dass nicht alles so leicht möglich ist, was wir uns wünschen würden“, sagt Baumgärtner. Dennoch wird er voraussichtlich im Frühsommer den Neu-Ulmer Stadträten einen ersten Entwurf des Aktionsplanes vorlegen. Die Kommunalpolitiker werden dann darüber werden, was getan werden kann, soll und muss.