Neu-Ulm eine "tote" Stadt?

17. Juni 2013

Lesen Sie bitte die SWP..
Wir werden die Aussagen untersuchen und in die Stadtratsarbeit einbringen.
Im übrigen war dies ein sehr launiger, flotter Vortrag!

Neu-Ulm: Unsexy, langweilig, visionslos

Vernichtender hätte das Urteil kaum ausfallen können. Alexander Doderer, Experte für Standortmarketing, hat sich die Neu-Ulmer Innenstadt angeschaut. Sein Fazit: null Flair, null Selbstbewusstsein, null Visionen.

Autor: CHRISTOPH MAYER |

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Es gibt heutzutage zu viele Leute, die säuseln nur Wattewolken in die Mikrophone, sagt Prof. Alexander Doderer. Der Experte für Standortmarketing mit Lehrauftrag an der Hochschule Furtwangen und Inhaber einer Kommunikationsagentur gehört nicht dazu. Auf Einladung des Stadtvereins „Wir in Neu-Ulm“ hatte er im Mai die Innenstadt von Neu-Ulm zwischen Petrusplatz und Bahnhof unter die Lupe genommen, Gespräche mit Akteuren und Bürgern geführt. Am Samstagabend referierte Doderer im Edwin-Scharff-Haus über seine Eindrücke – und sprach Tacheles. Was die Zuhörer, vor allem Kommunalpolitiker und Gewerbetreibende aus Neu-Ulm, serviert bekamen, war ein in süffisantem Ton vorgetragener Rundumschlag, Tenor: Von einer „Wohlfühlstadt“ ist Neu-Ulm weit entfernt. Sie gleicht einem hässlichen Entlein.

Erster Eindruck „Entscheidend ist der erste Eindruck“, sagt Doderer. Doch was Touristen, Geschäftsreisende, Zuzügler oder Ulmer (die sich ja angeblich selten nach Neu-Ulm verirrten) visuell geboten bekommen, wenn sie über die Herdbrücke nach Neu-Ulm kommen, sei bescheiden. Nicht nur des sanierungsbedürftigen Asphalts wegen. Nein, es fange beim zu kleinen, fast schon verschämt wirkenden Ortsschild an, dem dann gleich mehrere Verbotsschilder für Verkehrsteilnehmer folgten – schlimmstes Exempel aber: das Ballspielverbot für Kinder auf dem Petrusplatz. „In einem Land mit einer so niedrigen Geburtenrate wie Deutschland darf man so etwas nicht machen.“ Signal all dieser Schilder auf den Betrachter. „Ich bin hier nicht willkommen.“

Petrusplatz. Überhaupt, der Petrusplatz: „Rational in Ordnung, emotional Fehlanzeige.“ Was Doderer dort ins Auge fiel: zu wenig Bänke, zu wenig Papierkörbe, zu wenig Grün, der Schriftzug am Bürgerbüro: hässlich und verwirrend. All dies zeige, dass Neu-Ulm ein „unterentwickeltes ästhetisches Bewusstsein“ habe.

Schaufenster Obwohl die Gegend um Petrusplatz und Augsburger Straße eine 1-A-Lage sei, machten die Händler nichts aus ihren Schaufenstern, monierte der Marketing-Fachmann. „Da wird nicht verkauft, da wird bloß Ware bereitgestellt – das reicht heute nicht mehr.“ Die Stadtverwaltung müsse deshalb die Gewerbetreibenden ins Boot holen. Viele Schaufenster hätten einen regelrechten Höhlencharakter. „Der moderne Mensch geht aber nicht gern in Höhlen.“

Schmuddelecken Nicht nur beim Museum hat Doderer ein „Schmuddelloch“ entdeckt – einen ungepflegten Treppenabgang. Überall in der City sei er moosigen Ecken begegnet oder Bordsteinen, aus denen Unkraut wuchere. Selbst am neuen Bahnhofsareal sprieße es aus den Ritzen, die Stadtpläne seien längst verblichen. „Wahrscheinlich hat man beim Papier ein paar Euro sparen wollen.“ In der Summe mache sich die Lieblosigkeit in solchen Detailfragen deutlich bemerkbar.

Fehlende Visionen Mit der Nähe zur Donau könne Neu-Ulm punkten, sagt Doderer. Wasser ziehe die Menschen an. Das geschehe aber nicht „Die Wasserfront wird nicht erlebbar gemacht.“ Auch von der Landesgartenschau im Jahr 2008 gebe es in der Innenstadt nicht die geringste Spur. Fazit für den Durchreisenden: „Neu-Ulm ist unsexy und schlichtweg langweilig.“

Handlungsempfehlungen Doderer empfiehlt der Stadt, einen „Masterplan 2025“ aufzustellen. Einzelne Maßnahmen wie eine ästhetischere Beschilderung, mehr Sitzbänke, Mülleimer oder eine bessere Pflege des Asphalts seien nicht teuer. Wichtig sei ein Begrünungskonzept. Die Stadt solle deshalb in Erwägung ziehen, eine Stadtgärtnerei zu installieren. Darüber hinaus müssten alle Protagonisten an einen Tisch und ein Wertekonzept definieren. „Schaffen sie Aufenthaltsqualität durch Events und Begegnungen. Neues Pflaster allein reicht nicht.“

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