Sportopia? Die TSG wird s hinbekommen..

06. Januar 2016

Lesen Sie bitte die SWP...
es ist bewundernswert, was die Söflinger da wieder auf "die Beine" stellen!

TSG Söflingens Vorsitzender Walter Feucht über Millionenprojekt Sportopia

Sportopia: Was haben die Verantwortlichen der TSG Söflingen da wieder ausgeheckt? Was steckt hinter diesem Millionenvorhaben? Wann kommt es? Fragen an den TSG-Vorsitzenden Walter Feucht.

HANS-ULI THIERER |
 

Sportopia klingt nach Utopia. Synonyme für utopisch sind versponnen, verträumt, verstiegen. Ist Sportopia utopisch?
WALTER FEUCHT: Spinner und Träumer braucht das Land. Aber Sie können sicher sein: Wir hatten mit Sportopia nicht den Funken von realitätsfremden oder unerfüllbaren Ideen im Kopf. Für Projekte der Marke Wolkenkuckucksheim kenne ich andere Beispiele in Ulm – und nicht bezogen auf den Sport.

Welche?
FEUCHT: Es schweigt des Sängers Höflichkeit. Nein, der Name Sportopia soll ausdrücken, dass wir, so ähnlich wie das originale Utopia, ein Ideal anstreben. Aber nicht am St. Nimmerleinstag, sondern hier und jetzt. Weil sich die Gesellschaft ändert, weil sich Schulsysteme ändern, weil Eltern andere Lebensplanungen haben, weil irgendwann ein neues Wohngebiet auf der Kohlplatte entsteht . . . Ich könnte noch mehr Gründe aufzählen.

Also nicht visionär. Von Visionen sagt OB Ivo Gönner, sie seien die Vorstufe von Halluzinationen . . .
FEUCHT: Und sein Parteigenosse Helmut Schmid hat gesagt: Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen. Das ist wohl eines der hausgemachten Probleme der SPD, die können vor lauter Kampf und Alltagskram oft nicht über den Tellerrand rausschauen. Ich finde Visionen gut und wichtig in dem Sinn, dass man manchmal – ich zitiere Hermann Hesse – das Unmögliche versuchen muss, um das Mögliche zu erreichen.

Was steckt genau hinter Sportopia?
FEUCHT: Eine weltweit bisher nie dagewesene Sache, keine Frage. Geringer kann der Anspruch in Söflingen nicht sein. Spaß beiseite. Aber den Anspruch und Ehrgeiz haben wir schon, etwas zu entwickeln, das es in dieser Form noch nicht gibt. Schon bisher waren oft Leute von Sportvereinen bei uns, die sich das Konzept der TSG anschauen wollten. Das wird beim Sportopia nicht anders sein.

Was also wollen Sie?
FEUCHT: Ein modernes gesellschaftliches Zentrum, das sich künftig auch neuen sozialpolitischen Aufgaben öffnet – Stichworte: Integration, Generationenmix. Dafür wollen wir unter einem Dach soziale, kulturelle und sportliche Aktivitäten für mehrere Generationen auf eine einzigartige Weise bündeln.

Und was ist so einmaligt?
FEUCHT: Schon mal die Architektur, weil wir ein hoch flexibles und variabel nutzbares Gebäude hinstellen wollen. Es soll quasi ein multifunktionaler Baukasten werden, der uns räumliche Nutzungsmöglichkeiten ohne Ende bietet und gerade dadurch seinen sozialen und kulturellen Mehrwert bekommt.

Was kann da dann stattfinden?
FEUCHT: Wirklich alles, weit über den Rahmen von Reha, Gesundheit und Sport hinaus. Zum Beispiel Vorträge, Seminare, Jahresfeiern, Konzerte, Fortbildungen, VH-Kurse, Empfänge, Ganztagsschulbetreuung. Und so weiter. Das heißt, mit diesem Konzept erfüllen wir nicht nur die gestiegenen Anforderungen von jetzt, sondern sind auch vorbereitet auf das, was künftig auf uns zukommen kann.

Wo soll Sportopia entstehen?
FEUCHT: Wir bauen Sportopia im Sportzentrum an der Harthauser Straße auf dem Parkplatz zwischen Erwin-Lander-Halle und Theodor-Pfizer-Halle.

Was kostet das Projekt, wie wird es finanziert?
FEUCHT: Die Gesamtkosten betragen 8,125 Millionen Euro. Finanziert wird das alles über WLSB-Zuschüsse, Leistungen der Stadt Ulm und eine siebenstellige Eigenleistung der TSG.

Spielt die Stadt mit?
FEUCHT: OB Ivo Gönner und dem Schul- und Sportamt liegt ein detaillierter Kostenplan vor, der auch das letzte Klo umfasst. Im Gegensatz zu anderen vergleichbaren Vorhaben haben wir es als einziger Verein geschafft, dass unser WLSB nach langwierigen Verhandlungen die Freigabe erteilt hat. Das ist zumindest bisher die unabdingbare Voraussetzung in Ulm, dass ein solches Projekt überhaupt finanziert werden kann. Wenn die TSG vorprescht, gibt es dafür immer eine lückenlos ausgearbeitete Dokumentation. Und unsere Vorstände Martin Roschmann und Uli Gebhard sorgen dafür, dass es unkontrollierte Höhenflüge niemals geben wird.

Welche Rolle spielt der Verein, die TSG Söflingen, bei Sportopia?
FEUCHT: Die TSG braucht seit langem dringend mehr Hallenzeiten für ihre Abteilungen. Auch die Nachfrage von Schulen nach Hallenzeiten tagsüber steigt von Jahr zu Jahr. Unsere Studios sind ebenfalls ausgelastet. Und die Zahl der Besucher unserer Kurse wächst ständig durch den Ausbau des Programms. Das war die Ausgangslage, damit haben unsere Überlegungen angefangen. Entstanden ist daraus ein weit darüber hinaus gehendes Konzept, eben Sportopia.

Klingt auch nach Prestigeprojekt.
FEUCHT: Klar will die TSG damit Flagge zeigen – wörtlich genommen wollen wir da in Sachen Sport und Kultur eine Art von Flagship-Store errichten, wie man auf Neudeutsch sagt. Und zeigen, dass wir nicht nur eine 150-jährige Geschichte, sondern auch Zukunft haben.

Sie konkurrieren mit anderen Ulmer Großprojekten: Sportpark Friedrichsau, Basketball-Campus. . . Angst, ins Hintertreffen zu geraten?
FEUCHT: Da habe ich keinen Blutdruck. Außerdem schätze ich den Ulmer Basketball zu sehr und auch den SSV 46. Ich sehe uns als eine Art Vordenker und Schrittmacher, wir sind solidarisch und sollten uns eher sagen: Gemeinsam sind wir stark. Und: Wir haben als einziger Verein ein entscheidungsreifes Komplettprogramm mit Kostenübersicht auf Heller und Pfennig auf den Tisch gelegt und deswegen die freigabe vom WLSB erhalten. Die anderen müssen sich jetzt sputen und auch ihre Forderungen vorlegen. Die Stadt war in Person von OB Gönner von der ersten Sekunde an mit im Boot, er hat wertvolle Ideen mit eingebracht. Auch meinen Ex-Kollegen im Stadtrat traue ich den Weitblick zu, ein solches Konzept wie Sportopia zu unterstützen.

Der Sport in Ulm meldet sich inzwischen lautstärker zu Wort als früher, steht nicht mehr hinter Kultur oder Sozialeinrichtungen zurück. Woher das stärkere Selbstbewusstsein?
FEUCHT: Ich finde die Wortmeldungen könnten ruhig noch lauter ausfallen. Es wundert mich schon, dass der Stadtverband für Sport (SfS), der rund 70 Vereine mit zusammen 40.000 Mitgliedern repräsentiert, hier nicht stärker in Erscheinung tritt. Sportpolitisch ist der SfS die größte Kraft in Ulm, hat aber sein Potenzial noch nicht abgerufen. Demokratie lebt nun mal von Mehrheiten. Deshalb halte ich es für absolut legitim, wenn ein solcher Verband seine Macht hin und wieder zeigt.

Spricht daraus der Unzufriedene?
FEUCHT: Obwohl wir von der Stadt Ulm gut gefördert werden, muss ich sagen: Manche Einrichtungen mit überschaubarem Interessenkreis schreien lauter als wir und bekommen im Vergleich mehr Geld.

Die TSG Söflingen ist mit mehr als 5000 Mitgliedern hinterm SSV 1846 der zweitgrößte klassische Sportverein in Ulm. Er verfügt über viele eigene Immobilien, ist trotz vieler Investitionen in der Vergangenheit finanziell pumperlg’sund. Was ist das Erfolgsgeheimnis?
FEUCHT: Als klassischen Sportverein sehe ich uns schon lange nicht mehr. Bald werden wir 5500 Mitglieder haben. Wir bezeichnen uns ja im Spaß als den FC Bayern des Reha- und Gesundheitssports und sind weit über den Sport hinaus am gesellschaftlichen Leben beteiligt.

Der Erfolg hat viele Väter. Wer sind bei der TSG die Väter?
FEUCHT: Hier waren über Jahrzehnte hinweg immer Leute im Vorstand tätig, die ihren Job verstanden und vorausgedacht haben, angefangen bei Udo Botzenhart. Stellen Sie sich vor: In mehr als 110 Kursen treffen sich heute bei uns 1600 Menschen pro Woche. Wir hatten zuerst eine Kindersportschule. Und für ganz verrückt erklärt hat man uns, als wir den Sportkindergarten eingeführt haben. Beides wird heute landauf landab nachgeahmt. Von Ratiopharm weiß ich, dass unsere Einrichtungen ein Standortvorteil beim Personalmarketing sind.

Welche Rolle spielen die Mitglieder?
FEUCHT: Eine große. Viele sind aktiv. Bei der TSG ist es auch so, dass viele Eltern für ihre Kinder schon in der Schwangerschaft Voranmeldungen abgeben, 90 haben wir derzeit. Ich bin mir sicher, dass unser Sportopia auch für größere Vereine zur Anlaufstelle wird, schon weil das Konzept bei Sportinstitutionen und Sportwissenschaftlern Zustimmung findet.

Ihr Traum war mal, die TSG im Handball ganz nach vorne zu bringen. Ausgeträumt?
FEUCHT: Ein Versuch ist nicht strafbar. Im learning by doing habe ich aber erfahren und einsehen müssen, dass eine Erste oder Zweite Bundesliga mit unseren personellen und materiellen Rahmenbedingungen nicht möglich ist. Dann muss man eben einen Strich ziehen. Trotzdem ist die TSG seit Jahren die Nummer eins im Handball der Region und hat eine enorm gute Jugendarbeit. Wenn das kein Erfolg ist, dann weiß ich auch nicht.

Sie sind seit 1990 Vorsitzender der TSG und nun 66 Jahre alt. Wie lange bleiben Sie noch der Spielführer?
FEUCHT: Sie wissen doch, was Udo Jürgens gesungen hat. Aber dass mit 66 Jahren das Leben erst anfängt, ist auch übertrieben und kein Anlass zum Frohlocken. Ich wäre schon ganz gern noch mal 40, da könnte man noch einiges bewegen und aufmischen in dieser Stadt. Ich halte es mit Franz Beckenbauer und sage: Schau mer mal.

Walter Feucht

Familie Walter Feucht ist geboren am 7. Juni 1949 im Söflinger Krankenhaus. Er ist verheiratet seit 39 Jahren und hat zwei erwachsene Töchter

Karriere Er hat erst Bäcker in der familieneigenen Bäckerei gelernt, dann Bankkaufmann (absolvierte die Bankakademie). Seit 1972 gehört ihm die Firma Uldo Backmittel Deutschland, später kam Uldo Polska (Polen) dazu. Feucht ist Inhaber, geschäftsführender Gesellschafter, er hat außerdem Beteiligungen an weiteren Firmen.

Privates Er ist seit 25 Jahren Vorsitzender der TSG Söflingen, außerdem Vorsitzender der Bürgerstiftung Söflingen und gehört dem Beirat im SSV Ulm 1846 Fußball an. Befragt nach seinen Hobbys gibt er an: Sport in vielfältiger Form, aktiv sein, sich einbringen, engagieren und einmischen, aber sich selber und andere nicht allzu wichtig nehmen. Lebensmotto: Leben und leben lassen, aber nicht beliebig werden; Meinung haben, lernfähig und ehrlich bleiben.

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