für Obdachlose... eine sehr sinnvolle Aktiion

22. August 2016

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Sozialarbeit auf der Straße

Caritas: Wohnungslose haben es immer schwerer – Erstmals Streetworker

Nur ein Teil der Obdachlosen landet in der Beratungsstelle für Wohnungslose. Viele schlagen sich ohne jede Unterstützung, auch finanzielle, durchs Leben.


Ulm. Wie viele Wohnungslose in Ulm leben, kann Jörg Riehemann nicht sagen. Dabei ist der Leiter der Beratungsstelle für Wohnungslose derjenige, der es am besten wissen müsste. Denn in der Anlaufstelle der Caritas am Michelsberg wird Obdachlosen die staatliche Unterstützung ausbezahlt: ein Tagessatz von 13,20 Euro. Wer das Geld haben will, hat nur eine Möglichkeit: Er muss in die Beratungsstelle gehen.


Das macht längst nicht jeder Wohnungslose. Die Caritas zählte im vergangenen Jahr 329 Erstkontakte in der Anlaufstelle. 329 – also pro Arbeitstag mindestens einer. Im Durchschnitt, sagt Riehemann, werden aber nur 60 Tagessätze pro Tag ausbezahlt. Das heißt: Viele Wohnungslose holen sich das Tagesgeld gar nicht ab. Er und sein Team fragen sich: Wie schlagen sie sich durch?


Das wissen die Fachleute: „Viele leben völlig ohne öffentliche Unterstützung“, sagt Riehemann. „Sie betteln, sammeln Flaschen, schnorren bei Freunden, jobben mal hier oder da schwarz, schlafen bei Bekannten oder auf der Straße.“


Genau diese Menschen hat die Caritas mit einer neuen Stelle im Blick, dem „ABC-Projekt“: aufsuchendes, begleitendes Coaching für Wohnungslose. Der Sozialarbeiter Werner Czech-Schwaderer arbeitet seit Juli als Streetworker in der Wohnungslosenhilfe – „etwas, das es bisher nicht gibt“, sagt Riehemann. Finanziert wird die Stelle für drei Jahre im Wesentlichen von der EU, also vom Europäischen Hilfsfonds für die am stärksten benachteiligten Personen (EHAP), der 95 Prozent der Projektkosten übernimmt. Zuschussgeber ist zudem das Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Für Riehemann „ein Fünfer im Lotto“.


Werner Czech-Schwaderer ist unterwegs an Plätzen, an denen sich Wohnungslose aufhalten, am Hauptbahnhof zum Beispiel, am Karlsplatz, aber auch in den Stadtteilen. Er und seine beiden Kollegen arbeiten mit den städtischen Quartiersmanagern zusammen und mit der Bahnhofsmission. Manchmal bekommt die Caritas auch Anrufe von Menschen, denen auffällt, dass jemand schon den zweiten oder dritten Tag in einem Hauseingang oder im Kellerschacht schläft. Dann versucht Czech-Schwaderer, diese Wohnungslosen zu erreichen.


Das ist gar nicht einfach. „Man muss zunächst mal klären, ob der Betreffende überhaupt Hilfe will.“ Dazu sind mehrere Kontakte nötig, um einen Menschen, der völlig ohne Unterstützung auf der Straße lebt, an Hilfsmöglichkeiten heranzuführen. „Ich versuche, Vertrauen aufzubauen“, sagt Czech-Schwaderer. „Ihr Vertrauen haben diese Menschen meistens verloren.“


Auch deswegen, weil sie auf immer größere Schwierigkeiten stoßen, ergänzt Riehemann. Viele scheitern schon beim Beantragen des Tagesgeldes im Jobcenter. Aus mehreren Gründen. Erste Voraussetzung ist, dass die Antragsteller einen Ausweis vorlegen. „Aber jeder Dritte kann nicht nachweisen, dass er der ist, der er ist.“ Weil er den Ausweis verloren hat, weil er gestohlen wurde.


Als nächstes verlangt das Jobcenter einen Nachweis, wovon die Menschen die letzten drei Monate gelebt haben, und Kontoauszüge für den gleichen Zeitraum. Selbst wenn ein Wohnungsloser überhaupt noch ein Konto hat: Säuberlich abgeheftete Kontoauszüge zu erwarten, sei eine Illusion. Banken druckten zwar auf Anforderung Auszüge nach, aber nur gegen Gebühr.


Inzwischen benötigten Wohnungslose sogar eine Bescheinigung ihres letzten Vermieters, dass sie dort nicht mehr leben. Schwierig sei es auch für junge Menschen, Leistungen zu erhalten. „Das Jobcenter geht davon aus, dass unter 25-Jährige bei ihren Eltern wohnen können“, sagt Riehemann. Auch wenn das in vielen Fällen utopisch sei. Für ihn steht fest: „Die Hürden im Hilfssystem werden immer höher.“

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