auch FDP Gemeinderäte (ehemalig) haben einen "grünen Daumen"
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Die Apfelernte ist gesichert

Gudrun und Bruno Waidmanns Garten ist in luftiger Höhe im siebten Stock – Bienen und Amseln kommen trotzdem

Bei manchen Leuten ist eine Gartenliege ja die reinste Deko: Sie betreten ihren Garten stets nur bis unter die Arme ausgerüstet mit Hacke, Schaufel, Harke und Handschuhen. Jede freie Minute wird gezupft, gejätet, gebunden und geschnitten. Und zum Grillen geht’s zu Freunden.

Das kommt für das Ehepaar Gudrun und Bruno Waidmann nicht infrage. Der ehemalige Ulmer Gemeinderat und die ehemalige Lehrerin genießen ihr Stückchen Grün einfach und beschränken sich bei der Gartenarbeit auf das Notwendigste. „Wir sitzen einfach gerne draußen. Das war schon so, als wir noch in Böfingen einen großen Garten am Haus hatten“, erinnert sich Gudrun Waidmann. Es seien zwar Büsche, Blumen und auch Kräuter gewachsen, aber zum einen – „sind wir keine leidenschaftlichen Gärtner“. Zum anderen hatte das Ehepaar einen Fachmann, der die Pflanzen zu gegebener Zeit zurückschnitt und pflegte.

Deshalb sei der Umzug in eine Penthouse-Wohnung in der Ulmer Weststadt ohne Garten vor rund vier Jahren zunächst auch kein Problem gewesen. „Vermisst haben wir den Garten erstmal nicht.“ Allerdings stellte sich dann heraus, dass der vorherige Bewohner die Pflanztröge auf der großzügigen Terrasse etwas eintönig mit Kirschlorbeer bepflanzt hatte. „Das gefiel uns nicht.“

Und es stellte sich heraus, dass dem Ehepaar dann doch zwei Komponenten des früheren Gartens fehlten: „Rosen, die mein Mann immer gepflegt hat.“ Und die Obstbäume. Hauptsächlich die Apfelbäume: „Wir hatten schöne, alte im Garten. Mit den Äpfeln habe ich Kuchen gebacken und Kompott gemacht“, erzählt die 68-Jährige.

Aber Obstbäume im Trog – geht das überhaupt? Es geht. Und vieles mehr auch. Der Gärtner habe sie beraten und so ist in den vergangenen Jahren aus der eintönig ausschauenden Terrasse ein lauschiger, abgeschiedener und grüner Platz geworden: Es wachsen verschiedene Ahornbäume, Zedern, Zypressen und Eiben, wunderschöne Ziergräser wie das Zebragras, weiße Hortensien, Rosen, Kräuter – „ich koche sehr gerne“ – und es wächst ein Apfelbaum, der nicht nur bereits vier Meter hoch ist, sondern auch Früchte trägt. „Wir haben diese Saison bestimmt 50 Äpfel hängen“, freut sich Gudrun Waidmann. Anscheinend fänden die Bienen den Weg auch in luftigere Höhen, denn die Wohnung befindet sich immerhin im siebten Stock. Außer den Bienen finden sich auch Amseln ein und nisten dort. Anfangs fühlten sich die Vögel gestört beim Füttern ihrer Jungen, sagt Gudrun Waidmann. „Aber mit der Zeit werden sie immer sorgloser und fliegen mit ihren Würmern im Schnabel nahezu an unseren Nasen vorbei.“ Während sie das Ehepaar freundlicherweise als Wohngenossen akzeptieren, stören sie sich an Besuchern. „Dann machen sie einen Höllenlärm.“ Die Kleinen absolvierten ganz unbedarft ihre Flugübungen. Abgestürzt sei noch keines.

Die Terrasse ist nicht nur grün, auch der Ausblick ist toll, sagt die 68-Jährige. Vor allem, weil sie rund um die Wohnung führe, „und wir so alle Kirchen der Stadt sehen“. Auch die Arbeit hält sich in Grenzen. Da ist zum einen der Regen, zum anderen ein Bewässerungssystem, das die Pflanzen versorgt. Das Ehepaar kann seinen grünen Platz also rundum genießen. Nur eines macht ihnen manchmal Sorgen: „Wir hoffen, dass niemandem ein Apfel auf den Kopf fällt.“ ⇥ULRIKE SCHLEICHER