Notar vererbt Ulm Millionen für eine Stiftung..

19. Mai 2018

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Stiftung Ein Jahr lang im Ausland studieren: Der Nachlass eines vermögenden Ulmers soll dies Abiturienten hiesiger Gymnasien ermöglichen. Von Beate Rose


Auslandssemester prägen Studenten. Das sagt Gerhard Semler, Abteilungsleiter Bildung und Sport bei der Stadt Ulm. Umso nobler findet er es von einem verstorbenen Ulmer, dass dieser sein Vermögen zum Zwecke einer Stiftung bereitgestellt hat, die damit Auslandsaufenthalte ehemaliger Abiturienten hiesiger Gymnasien finanzieren soll. „Nicht nur die Elite, sondern jeder soll in den Genuss kommen können“, führt Semler aus.


Im Februar vergangenen Jahres hat die Stadt Ulm geerbt, und zwar das Vermögen des im Alter von 71 Jahren verstorbenen Anwalts und Notars Walter Spohn. Ein Vermögen, das Häuser in der Ulmer Innenstadt einschließt, genauso wie etwa ein Boot am Gardasee, eine luxuriöse Wohnung in Verona, Sportwagen, Münzsammlung, Gemälde. Semler will das Vermögen zwar nicht beziffern, doch es handelt sich um Millionen. Die Auflage bestand darin, dass der Nachlass einer Stiftung zugeführt werden soll, aus deren Erträgen jährlich einjährige Auslandsstudienaufenthalte finanziert werden sollen. Inzwischen ist die Stiftung gegründet.


Deren Geschäfte führt Semler, wobei er den Stiftungsvorstand vertritt, der stets der jeweilige Ulmer Oberbürgermeister ist.


Um die Stiftung voranzutreiben hat Semler zum Januar einen Mitarbeiter bekommen. Bis dahin war Semler allein beschäftigt, Sachwerte zu veräußern. „Ich habe ein Anwaltsbüro in Bologna beauftragt, einen Steuerberater in Bozen. Das kommt im Leben eines städtischen Beamten nicht oft vor.“ Die Einnahmen etwa der verkauften Wohnung sollen in die Ulmer Immobilien fließen. Aus den Mietzinseinnahmen der Wohn- und Geschäftshäuser soll die Stiftung gespeist werden.


Vieles vage formuliert


Doch wie gründet und betreibt man eine solche Stiftung? Dafür, und um ein nachvollziehbares Auswahlverfahren zu entwickeln, holte Semler sich Rat bei der „Studienstiftung des deutschen Volkes“. Erblasser Spohn hat nämlich vieles in seinem Testament vage formuliert, obwohl er Notar war. Sein letzter Wille liest sich so: „Das Stipendium, um wissenschaftlich qualifizierte Aufenthalte für maximal ein Jahr zu unterstützen, umfasst die Gesamtkosten wie Studiengebühren, Reisekosten, Unterkunft, Verpflegung, Büchergeld, einschließlich eines angemessenen Taschengeldes.“ Was heißt angemessen, fragt sich Semler. „Es macht einen Unterschied, ob jemand an die Princeton-University will oder nach Bukarest.“ Semler und Kollegen erarbeiten derzeit Kriterien, wie alles geregelt werden kann.


Gewährt wird das Stipendium Studierenden, die folgende Kriterien erfüllen müssen: Sie müssen ehemalige Abiturienten von Ulmer Gymnasien oder des Lessing-Gymnasiums Neu-Ulm sein, die ein Studium an einer deutschen Uni – nicht Fachhochschule oder Hochschule –, erfolgreich begonnen haben. Zudem müssen sie ihren Wunsch nach einem Studienjahr im Ausland – nicht Schweiz oder Österreich – überzeugend begründen. Die Stipendien vergibt letztlich der Oberbürgermeister oder, und das darf er nach Willen von Walter Spohn, er beauftragt damit Gremien.


Die Stiftung hat einen Namen, nämlich Alexander-Spohn-Stiftung, benannt nach dem einzigen Sohn von Walter Spohn. Alexander Spohn starb an den Folgen eines Radunfalls am 9. April 1998 im Alter von 16 Jahren. „Danach war das Leben des Ehepaars Spohn nie mehr das, was es vorher war“, berichtet Semler, der auch die Aufgabe hatte, deren Haus auszuräumen. Weil Alexander Schüler des Neu-Ulmer Lessing-Gymnasiums war, können sich ehemalige Schüler dieser Schule bewerben, hat Walter Spohn verfügt. Seine kurz vor ihm verstorbene Ehefrau Marianne war dort Lehrerin.


Walter Spohn ist mit Frau und Sohn in Ulm beerdigt. Die Kosten für die Grabpflege übernimmt die Stadt. „Das versteht sich von selbst“, sagt Semler. Übrigens war das nicht im Testament verfügt.

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