Mobilität / Stadtqualität...

28. März 2019

Lesen SIE bitte die SWP... wir wollten eine Klausur schon vor Monaten.. abgelehnt..!!

Primat der Auto-City brechen

Stadtentwicklung Zum öffentlichen Auftakt des Innenstadtdialogs sehen die Referenten die Zukunft Ulms in einem Mobilitätsmix. Für Austausch bleibt wenig Zeit. Von Matthias Stelzer

Nach etwa zwei Stunden mit drei Impulsvorträgen wurde im Stadthaus am Dienstag auch noch über die Zukunft der Innenstadt diskutiert. Auf dem Podium (von links): Landschaftsarchitektin Maren Brakebusch, Mobilitätsforscher Wilko Manz, Moderator Hans-Uli Mayer, Handelsexperte Ulrich Eggert und Oberbürgermeister Gunter Czisch.

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ie Stadt ist ein komplizierter Organismus. Wie sie in Zukunft aussehen muss, um möglichst vielen lebenswert zu erscheinen, will die Stadtverwaltung in einem „Innenstadtdialog Ulm 2030“ aufspüren. Gut 150 Interessierte kamen am Dienstagabend ins Stadthaus zur ersten öffentlichen Veranstaltung des Zukunftsprozesses.

Nicht im eigenen Saft kochen

Inhaltlich begrüßt wurden sie von OB Gunter Czisch, der die Chancen des Austausches übers Leben und Arbeiten in der Stadt betonte. Es gehe um alle Themen, die die City ausmachten – von den Sanierungsgebieten und Baustellen bis zur Biodiversität und dem Stadtgefühl. „Die Frage, wie sich die Stadt fortentwickelt, ist nicht nur eine akademische Frage“, meint Czisch, warnt aber zugleich vor zu hohen Erwartungen. Es sei unmöglich, alle Ideen umzusetzen. „Das Problem ist, dass die Bürgerbeteiligung oft eine Betroffenheitsbeteiligung ist.“ Deshalb will Czisch verhindern, dass man zu sehr „im eigenen Saft kocht“.

Eine Aufgabe, die gleich drei Referenten zufiel. Sie gaben einen externen Input zu den Themen Handel, Mobilität und öffentlicher (Frei-)Raum.

 

Ulrich Eggert, Unternehmensberater und Handelsexperte aus Köln, hält es nicht so sehr mit Ex-Kanzler Helmut Schmidt: „Wer keine Visionen hat, hat die Zukunft schon verspielt.“ Für den Handel in der Innenstadt bedeutet das aus Eggerts Sicht: „Weg von der Warenorientierung hin zum Dienstleistungsangebot.“ „Mehr als Handel“ müsse der Handel im Digitalisierungszeitalter bieten. Über Atmosphäre, Emotion  und Lebensqualität habe man sich zu unterhalten, nicht in erster Linie über Parkplätze. „Stadtmarketing heißt nicht Einkaufsmarketing.“

Seine Tipps für den Ulmer Handel: Neue Sortimente kombinieren zu Nachbarschaftsmärkten, einen „ständigen Innovationsausschuss“ einrichten und sich vom Primat der autogerechten City verabschieden.

 

Wilko Manz, Mobilitätsforscher und Professor an der Technischen Universität Kaiserslautern, sagt es noch sportlicher: „Autofahren macht Städte nicht sexy.“ Die etwa 1,7 Milliarden Auto-Kilometer, die jährlich in Deutschland zusammen kommen, sind aus seiner Sicht ökologisch nicht tragbar und im urbanen Raum teils vermeidbar. Manz warnt davor, Antriebswende und Mobilitätswende gleichzusetzen. Elektroantriebe und Zukunftstechnologien wie das autonome Fahren hält er zwar für wichtige Bausteine. Doch vor allem fordert er Mut zum Umweltverbund. Der öffentliche Verkehr müsse noch besser werden, die Stadt so umgebaut werden, dass Radfahrer und Fußgänger eher Wertschätzung erleben als einen Verdrängungswettbewerb mit Autofahrern. „Wir verschwenden in der Stadt wahnsinnig viel Raum für Autos, die 23 Stunden pro Tag nur rumstehen und rosten.“

 

Maren Brakebusch, Landschaftsarchitektin aus Zürich, hätte diesen Platz gerne für mehr echten Freiraum in der Stadt. Plätze und Grünflächen sind für sie nur öffentlicher Raum, wenn sie jederzeit frei zugänglich sind: „24 Stunden an 365 Tagen im Jahr und ohne Videoüberwachung.“ Aktuell erlebe man eine massive Eventisierung und Privatisierung. In vielen Städten ließe sich beobachten, dass städtisches Grün vor allem als „neues Highlight für Touristen“ verstanden werde. „Grüne Fassaden sind ökologisch völliger Quatsch und allenfalls Eyecatcher.“ Wichtiger sei es, Sitzplätze in der Stadt zu schaffen, die ohne Konsumzwang genützt werden können.

Czisch: Ziel ist der Konsens

Für die nach den drei Vorträgen geplante Diskussion unter den Referenten und mit dem Publikum blieb am Dienstag nur noch wenig Zeit. Nach fünf Fragen aus dem Publikum zu zugeparkten oder fehlenden Radwegen und einer Beschwerde über rücksichtslose Radler drehte der Moderator, SÜDWEST PRESSE-Redakteur Hans-Uli Mayer, noch zwei kurze Runden auf dem Podium. Dann beendete Gunter Czisch den Dialog, betonend, dass das Ziel der Konsens sei. „Es reicht nicht, nur übereinander zu reden und sich einen Seggl zu nennen.“

 

So läuft der Zukunftsprozess für die Innenstadt

Akteure Zum Auftakt des Innenstadtdialogs, vor der ersten öffentlichen Veranstaltung am Dienstag, waren verschiedene Interessengruppen aufgefordert, Input zu liefern.  Bislang nahmen teil: IHK, Ulmer City, Regionale Planungsgruppen, Ulm/Neu-Ulm Touristik, Hotel- und Gaststättenverband, SWU, Lokale Agenda, die Vereine „Leben in der Stadt“ und „Stadtempfinden“ sowie Stadträte aller Fraktionen.

Koordination Von der Stadtverwaltung sind zwei Mitarbeiter mit dem Innenstadtdialog befasst: Volker Jescheck, der bisherige Chef-Stadtplaner, und Markus Mendler, früher Ortsvorsteher von Gögg­lingen-Donau­stetten und jetzt stellvertretender Leiter der Abteilung Liegenschaften. Die Stadt hat sich außerdem externen Sachverstand an Bord geholt in Person von Dr. Joachim Will vom Büro Ecostra Wirtschafts-, Standort- und Strategieberatung aus Wiesbaden.

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