Hilfe für traumatisierte Menschen

20. Februar 2017, 22:00Uhr

ein tolles Projekt.. Lesen SIE bitte die NUZ.

Was für verletzte Seelen getan wird

Soziales Auf der Flucht haben viele Menschen Entsetzliches erlitten. Für sie gibt es im Kreis Neu-Ulm bald spezielle Hilfe

Von Till Hofmann

Neu-Ulm Eine ehrenamtliche Helferin bittet um Unterstützung für eine Familie aus Syrien, die vor dem Bürgerkrieg geflüchtet ist. Die Mutter ist mit ihrem sechsjährigen Sohn hierher gekommen. Auf dem langen Weg – die Flucht dauerte insgesamt acht Monate – ist sein kleiner Bruder zur Welt gekommen. Der Vater der Kinder ist noch in Griechenland.

Die kleine Familie lebt in einer Gemeinschaftsunterkunft. Der Sechsjährige spricht nach ein paar Monaten hier inzwischen recht gut deutsch, geht in den Kindergarten und ist ein aufgeweckter, intelligenter Bub. Manchmal allerdings wird die Last durch das Erlebte zu groß für ihn. Er wird dann sehr unruhig und zappelig, kann nicht mehr gut zuhören und wird wegen Kleinigkeiten so wütend und aggressiv, dass die anderen Kinder nicht mehr mit ihm spielen wollen und Angst vor ihm haben. Nur schwer lässt er sich dann beruhigen, was die Erzieherinnen oft an ihre Grenzen bringt.

Wie sich später herausstellt, sitzt die Familie während ihrer Flucht in einem Boot, das kentert. Einige Mitinsassen sterben bei dem Unglück. Hunger, Durst und Angst sind ständige Begleiter, die Trennung vom Vater und dem Rest der Großfamilie ist schlimm für den Buben.

Für solche Fälle gibt es künftig in den Landkreisen Neu-Ulm und Günzburg die Traumaberatung und -begleitung der Kinder- und Jugendhilfe Günzburg/Neu-Ulm. „Das hat bislang bei uns gefehlt“, sagt Artur Geis, der Leiter der Einrichtung. Am 1. März startet das Projekt. Hauptförderer ist die Aktion Mensch. Die Hilfsorganisation steuert für den Zeitraum von drei Jahren 70 Prozent der Gesamtkosten bei, die voraussichtlich bei rund 250 000 Euro liegen werden. Den Rest übernimmt die Katholische Jugendfürsorge (KJF) der Diözese Augsburg, die Trägerin der Kinder- und Jugendhilfe ist. Mit Lujaina Toumeh und Silvia Schreiner-Metzele teilen sich zwei Fachberaterinnen die auf 39 Stunden befristete Stelle. Toumeh hat bereits in Syrien für die Caritas gearbeitet. Für Geis ist das „ein Glücksfall“. Sprachliche Barrieren entstehen so erst gar nicht. Und die Expertin kennt auch die kulturellen Hintergründe vieler Menschen, die vor ihr sitzen.

Das neue Angebot gilt für Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen. Damit, sagt Psychologe Geis, werde eine Lücke geschlossen. Denn viele Flüchtlinge kämen mit traumatischen Erfahrungen als Folge von Folter, Vergewaltigung und Vertreibung nach Deutschland – die Mehrheit im Familienverband. Darunter befänden sich 90 Prozent aller Flüchtlingskinder. „Leider stehen den meisten Familien nicht die Jugendhilfemaßnahmen zur Verfügung wie den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen“, steht in dem neuen Informationsblatt über die Traumaberatung. Das ist nun in der Region Günzburg/Neu-Ulm ab dem kommenden Monat nicht mehr so.

Kontakt Untergebracht ist die Traumaberatung in Neu-Ulm in der Psychologischen Beratungsstelle, Marlene-Dietrich-Straße 3. Telefonisch sind die Fachberaterinnen ab 1. März folgendermaßen erreichbar: Lujaina Toumeh 0151/14 22 02 47; Silvia Schreiner-Metzele 0175/99 96 696.

Artur Geis hat sich bei der Aktion Mensch mit einem innovativen Projekt beworben und den Zuschlag erhalten. Die soziale Förderorganisation unterstützt die Traumaberatung drei Jahre lang. Am 1. März geht es los. Foto: Bernhard Weizenegger


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