Jedes Kind soll die Möglichkeit haben, Schwimmen zu lernen...

11. Juli 2017

es war ein Antrag der FDP, der dies Projekt ins Rollen brachte!
Lesen SIE bitte die NUZ...

Wenn Wasser Angst macht
Unterricht Viele Grundschüler können nicht schwimmen. In einer Region mit Badeseen und Flüssen ist das ein großes Problem, sagt eine Neu-Ulmer Lehrerin. Zu Besuch im Hallenbad

von Katharina Dodel

Neu-Ulm Ganz furchtlos hüpft Giuliano Pinna ins Schwimmbecken, fixiert den Beckenrand in 25 Metern Entfernung und schwimmt los, als sei es ein Kinderspiel. Dabei kann der Zehnjährige erst seit fast einem Jahr so richtig seine Bahnen ziehen. Erst im Schwimmunterricht an der Grundschule Stadtmitte hat er gelernt, wie man im Wasser schnell vorankommt. Und damit ist er nicht der Einzige: „Wir haben mit 22 Nicht-Schwimmern angefangen – drei sind noch übrig“, sagt Lehrerin Monika Willbold, die seit sieben Jahren dem Nachwuchs beim oft allerersten Sprung ins Wasser hilft. Dabei kommen nicht nur die Grundschüler ins Schwitzen.

Auch die drei Lehrkräfte, die wöchentlich dabei sind, wenn die Dritt- und die Viertklässler zur Schwimmhalle gehen, sind angespannt. Denn erst einmal heißt es: 60 Kinder zum Hallenbad bringen, umziehen, Schwimmtraining, anziehen und zurück zur Schule laufen. „Wir kommen manchmal schweißgebadet in der Halle an“, in der dann bei drei Schulstunden Schwimmen nur 30 bis 40 Minuten Zeit im Wasser bleiben.

Bevor es aber ins Becken geht, heißt es für Willbold und ihre Kollegen, erst einmal: zuhören – den Ausführungen der Schüler über Gründe, weshalb sie nicht am Schwimmen teilnehmen können. An diesem Tag geht es um Schürfwunden, vergessene Sportsachen, ein Langzeit-EKG und einen verdrehten Nacken. Auch wenn sich manche Ausreden fadenscheinig anhörten, „wir nehmen Rücksicht auf jedes Kind – jedoch heißt das nicht, dass es zu Hause bleiben darf“, sagt Willbold, die ihre Schüler mit Aufgaben in der Schwimmhalle beschäftigt. Während die einen sie auf Papier lösen, tun es die anderen im Wasser. Heute heißt es: Eine ganze Bahn am Stück schwimmen. Um den 30- bis 40-minütigen Unterricht im Wasser effektiv zu gestalten und möglichst vielen Kindern das Schwimmen beizubringen, ist Regine Lehr mit dabei. Die 55-Jährige ist Schwimmtrainerin beim SSV Ulm und unterstützt die Lehrer der Grundschule Stadtmitte. „Seitdem geht es hier bei uns recht professionell zu“, sagt Willbold. Seit dem Schuljahr 2016/2017 kooperiert die Grundschule in einer Art Pilotprojekt mit dem Verein – und vielleicht wird diese Zusammenarbeit noch ausgebaut: Darüber wird heute im städtischen Bildungsausschuss beraten. Dann soll entschieden werden, ob ein zusätzlicher Helfer engagiert wird, der die Flüchtlingskinder in den Übergangsklassen trainiert, die bislang gar keinen Schwimmunterricht bekommen.

Geht es nach Lehrerin Willbold sollten alle Kinder frühzeitig schwimmen lernen: „Wir leben in einer Region mit vielen Badeseen, dann sind da noch Donau und Iller – es ist sehr gefährlich, wenn sie mit Wasser nicht umgehen können“, mahnt die 48-Jährige. Das kühle Nass ziehe Kinder magisch an – „egal ob sie schwimmen können oder nicht“. Das zeige sich jährlich zu Beginn des Schuljahres: „Wir fragen immer ab, wer schwimmen kann – fast alle heben dann die Hand. Doch wenn wir sie testen, merken wir: Eigentlich kann es nur eine Handvoll.“ Und das sei oft noch in der vierten Klasse der Fall, „eigentlich sollten Kinder schon viel früher schwimmen können“. Willbold glaubt, dass es den Eltern meist an Zeit, Muse und oft auch am Geld fehle, ins Schwimmbad zu gehen. Das führe sogar so weit, dass Schüler panisch werden, wenn sie Wasser ins Gesicht bekommen. „Umgekehrt würden sie aber auch einfach so ins Becken springen, wenn man nicht aufpasst. Manche vergessen, dass sie nicht schwimmen können.“

Um den Unterricht im Becken machen zu können, sind Trainer wichtig – doch noch viel wichtiger ist vor allem eines: ein Schwimmbad. Hallenzeiten seien schwierig zu bekommen, sagt Willbold. Schon kurz nach der Grundschule Stadtmitte kommt beispielsweise die aus Burlafingen ins Bad. Dort ist bei 25 Kindern und einer Lehrerin nicht etwa eine Schwimmtrainerin mit dabei – sondern die Mama eines Schulkindes. Alleine sei die Aufsicht der Kinder mit Umziehen und zurück zur Schule bringen nicht machbar, sagt die Lehrerin. Es sei auch schon vorgekommen, dass ein Elternteil abgesagt habe, „da bin ich ganz schön ins Schwitzen gekommen“.

Willbold und Lehr von der Grundschule Stadtmitte haben sich fürs Ende des Schuljahrs nicht nur zum Ziel gesetzt, Kindern das Schwimmen beizubringen: „Wir wollen demnächst das Seepferdchen-Abzeichen absolvieren. Das sollen am Besten alle mitmachen.“ Doch bis dahin heißt es: schwimmen üben und sogar zum Grund tauchen.

Sitzung Der Ausschuss trifft sich heute um 16.30 Uhr im Rathaus und spricht nicht nur über den Schwimmunterricht, sondern auch über die Kinderbetreuung in ganz Neu-Ulm und die Koordinierungsstelle Integration.

An der Grundschule Stadtmitte lernen Dritt- und Viertklässler das Schwimmen. Manche können es schon, andere haben sogar vor Wasserspritzern Angst. Fotos: Alexander Kaya

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