Energie produzieren.. verbrauchen.. gegenseitig handeln... was macht die SWU?

02. November 2017

Lesen SIE bitte die NUZ..

Energie-Revolution auf dem Land
Technologie Künftig sollen Privatleute Strom aus regenerativen Quellen einfach untereinander handeln können. Einen Energieversorger brauchen sie dann nicht. Wie ein Kemptener Stromanbieter dabei eine zentrale Rolle spielen will

Von Frank Eberhard

Kempten Der Energiemarkt wird sich revolutionieren. Da ist sich Michael Lucke, Geschäftsführer des regionalen Stromversorgers Allgäuer Überlandwerk (AÜW) aus Kempten, sicher. Privatleute werden ihren Strom nicht mehr vorrangig von ihrem Elektrizitätswerk kaufen, sondern untereinander handeln, so seine Vermutung. Ausgerechnet das AÜW als Versorger will dabei eine Vorreiterrolle spielen. Möglich machen soll das die sogenannte Blockchain-Technologie.

Als Vorbild dient ein Projekt aus dem New Yorker Stadtbezirk Brooklyn, initiiert vom Start-up-Unternehmen LO3 Energy, das nun mit den Kemptenern kooperiert. Dabei schließen sich private Energieerzeuger – wie Haushalte mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach – mit Verbrauchern zusammen. In einem virtuellen Netz handeln sie so mit überschüssigem Strom aus regenerativen Quellen.

Macht das das E-Werk als Energieversorger nicht überflüssig? „Wenn ich etwas nicht verhindern kann, muss ich mich an die Spitze der Bewegung setzen“, fasst Lucke seine Motivation zusammen. Schlagworte wie „vom Energieversorger zum Energiedienstleister“ kursieren bereits. Natürlich spiele Überzeugung eine wichtige Rolle: „Das Ziel lautet 100 Prozent erneuerbare Energien“, sagt er. Doch gebe es das alte Problem, dass Sonne und Wind nicht jederzeit zur Verfügung stehen. In diesen Situationen verkaufen nach wie vor Kraftwerke als klassische Versorger Energie.

Doch der Markt verändert sich bereits. Immer mehr Privatleute gehören zu den sogenannten Prosumern. Das Wort setzt sich aus den englischen Begriffen für Produzenten, producer, und Konsumenten, consumer, zusammen. Es beschreibt jene Haushalte, die sowohl Strom verbrauchen als auch produzieren. Diese können nicht für immer davon ausgehen, staatliche Förderungen zu erhalten, wenn sie ihren Ökostrom ins Netz einspeisen. Doch vor allem in ländlichen Regionen mit Höfen, großen Häusern und viel Dachfläche für Solaranlagen reizt der Gedanke, die Energie zu verkaufen ohne einen zwischengeschalteten Mittelsmann. Physikalisch ist das nicht ganz so einfach: Denn auf die Kilowattstunde Strom kann man nicht einfach wie bei einem Bio-Ei eine Nummer schreiben, und genau dieses Ei vom benachbarten Bauern kaufen. Vielmehr soll es so funktionieren, dass ein Erzeuger seinen Strom ins Netz einspeist. Der Kunde, der Ökostrom aus der Region kaufen will, bekommt nach wie vor den Strom aus dem Energienetz. Doch er bezahlt direkt den Nachbarn. Um im Bild zu bleiben: Er entnimmt ein Bio-Ei aus dem großen Topf voller Bio-Eier. Nur, wer soll einen solchen Markt organisieren und die Infrastruktur bereitstellen? Hier sieht das AÜW seine Chance: Als Dienstleister, der seinen Schirm über viele dezentral organisierten Stromerzeuger spannt.

Um das New Yorker Modell ins Allgäu zu bringen, entsteht nun eine Versuchsplattform. Dabei erhalten fünf Pilotkunden, „Prosumer“ und reine Verbraucher, ein von LO3 Energy entwickeltes Gerät. Sie können angeben, wie sich ihr Strommix zusammensetzen soll. Der Test ist Teil eines dreijährigen Forschungsprojekts. Einen ähnlichen Versuch gibt es in Landau in der Pfalz. Beide Projekte stimmen sich ab, um gemeinsam die Energiewende voranzutreiben.

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