Münsterbauhütte... mehr als nur Steine...

14. Oktober 2017

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Münsterbauhütte auf dem Weg zum immateriellen Kulturerbe

Nominierung Die in Ulm gepflegten handwerklichen Traditionen haben eine besondere Qualität. Die Bewerbung für die nationale Liste wird jetzt entschieden. Von Verena Schühly


Der Kölner Dom hat mit 157 Metern zwar nur den zweithöchsten Kirch turm der Welt, ist aber seit 1996 Unesco-Weltkulturerbe. Ulm macht sich jetzt auf den Weg: Die Münsterbauhütte will auf die Liste des immateriellen Kulturerbes, als gutes Praxisbeispiel für den Erhalt von Kulturgütern. In Kürze steht die Sitzung der nationalen Unesco-Jury an, der über die Eintragung auf die deutsche Liste entscheidet.


„Die Neugründung der Bauhütte 1844 knüpfte an die Tradition des mittelalterlichen Hüttenwesens an, führt Handwerkstechniken und Rituale bis in die Gegenwart beispielhaft fort, bewahrt sie für die Weitergabe an künftige Generationen“, heißt es im Antrag. Doch es ist viel mehr als Traditionsbewusstsein: Arbeitstechniken und Werkzeuge werden weiterentwickelt, neue Erkenntnisse der Materialforschung und des Denkmalschutzes fließen ein.


Dazu gibt es den Schatz der lückenlosen Dokumentation der Arbeit seit 173 Jahren. Von zentraler Bedeutung sind auch die Menschen, das interdisziplinäre Team der Hütte: Steinmetzen, Steinrestauratoren, Steintechniker, Schreinermeister, Schmid und Bauhelfer, die Hand in Hand arbeiten. „Wir machen hohe handwerkliche Kunst. Jeder Stein ist ein Einzelstück“, betont Münsterbaumeister Michael Hilbert. Von den 24 Mitarbeitern sind drei Lehrlinge. Zwei Frauen arbeiten in der Werkstatt mit.


Hilbert hat die Bewerbung vorangetrieben, unterstützt von der Kulturwissenschaftlerin Eva-Maria Seng. Sie ist Professorin und Inhaberin des Lehrstuhls für immaterielles Kulturerbe der Uni Paderborn – und gebürtige Ulmerin, deren Forschungsschwerpunkt Kirchenbauten im 19. Jahrhundert sind. Sie betont: „Das Besondere an Ulm ist auch, dass es eine Bürgerkirche ist und es bis heute enge Verzahnungen in die Stadtgesellschaft gibt.“


„Da hat sich eine tolle Kombination ergeben“, sagt der evangelische Dekan Ernst-Wilhelm Gohl. Er ist derjenige, der die Bewerbung offiziell eingereicht hat. Denn Münster und Bauhütte gehören der evangelischen Gesamtkirchengemeinde Ulm.


Komplexes Verfahren


Das Bewerbungsverfahren ist komplex: Erste Stufe ist das Land („weil Kultur Ländersache ist“, so Seng). Die hat Ulm im Oktober 2015 mit Bravour genommen und wurde mit einer sehr positiven Empfehlung an den Bund weitergereicht. Dort überzeugte die Bewerbung ebenfalls – nur waren in der Zwischenzeit Begehrlichkeiten geweckt: Köln und Freiburg wollten mit auf die Liste. Die Jury empfahl eine Erweiterung, was 2016 geschah. Seng: „Allerdings sind Köln und Freiburg Bischofskirchen, die nicht die enge Verzahnung mit der Stadt haben.“ Nun lautet der Titel: „Die Dom- und Münsterbauhütten in Ulm, Freiburg und Köln – Weitergabe von Handwerkstechniken und -wissen“.


Die nationale Expertenkomission tagt jetzt erneut, Seng schätzt die Ulmer Chancen als gut ein. Bei einem positiven Votum können die Bauhütten von der Kultusministerkonferenz bis spätestens Februar 2018 auf die deutsche Liste der guten Praxisbeispiele eingetragen werden. Die umfasst bislang vier Einträge.


Und dann hoffen alle Beteiligten, dass die Bundesrepublik die Bewerbung an die Unesco für die Weltkulturerbeliste weiterleitet. Eine Nominierung ist pro Jahr in Paris möglich. „Für Ulm wäre das eine tolle Sache. Das könnte zum Magneten werden“, ist Münsterbaumeister Hilbert überzeugt.


Info Ein zehnminütiger Film über die Arbeit der Münsterbauhütte von Günter Merkle läuft im Untergeschoss des Stadthauses bei der Ausstellung „Unterirdisch!“ an der Station „Handwerk, Handel, Stadtgesellschaft“.

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