Eine neue TORA-ROLLE für die Ulmer jüdische Gemeinde...

04. September 2017

Von Hand geschrieben... wir freuen uns für die Gemeinde!
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Von Hand geschrieben wie vor 3000 Jahren

Religion Die jüdische Gemeinde in Ulm bekommt eine neue Tora-Rolle. Das Geld dafür haben auch viele nicht-jüdische Bürger gespendet. Von Verena Schühly


Sie wird von Hand geschrieben. Mit Gänsefederkiel und Tinte auf Pergament, also Tierhaut. Vorzugsweise der von koscheren Tieren wie Kühen, Ziegen oder Schafen. Ungefähr ein Jahr lang arbeitet ein Sofer, so heißen in Israel die ausgebildeten Schreiber für kunstvolle Handschrift, an einem Exemplar. Im Ort Migdal Ha-Emek, in der Nähe von Nazareth, entsteht gerade die neue Tora-Rolle für die jüdische Gemeinde von Ulm. Im Dezember soll sie feierlich in die Synagoge am Weinhof gebracht werden.


Möglich gemacht hat die Anschaffung ein Spendenaufruf, den Rabbiner Shneur Trebnik und OB Gunter Czisch im Dezember 2016 gestartet hatten. Die jüdische Gemeinde hatte zunächst selbst gesammelt, doch die Anschaffung war zu teuer für die knapp 500 Mitglieder umfassende Religionsgemeinschaft. Denn eine solche Rolle kostet rund 40 000 Euro. Den Großteil der Summe macht der Jahreslohn für den Schreiber aus, der Rest entfällt auf das Material: knapp 40 Meter Pergament (mit einer Höhe von rund 50 Zentimetern), das Holz der Stäbe, silberne Verzierungen und eine Hülle, die das kostbare Stück schützt und schön bestickt ist.


Trebnik freut sich, dass die Finanzierung inwischen steht. In den Spenden der nicht-jüdischen Personen sieht er „eine neue Gemeinsamkeit der Ulmer zur jüdischen Gemeinde: Dann bleibt die Verbindung nicht in der Vergangenheit verhaftet, wie beim jährlichen Gedenken am 9. November auf dem Weinhof, sondern sie besteht auch in der Gegenwart“, erklärt der Rabbiner.


Das Lesen ist eine Art Singen


Eine Tora-Rolle ist der heiligste und wichtigste Gegenstand einer Synagoge. Sie wird nur zu Gottesdiensten aus ihrem Schrein genommen, um aus ihr der versammelten Gemeinde Gottes Wort vorzulesen. Das Lesen erfolgt nach einem bestimmten Rhythmus und ist eher eine Art Singen.


Anders als christliche Bibeln gibt es keine Unterteilungen des hebräischen Texts durch Ziffern von Kapiteln oder Versen, ebenso wenig Punkte oder Kommas. In der Tora stehen lediglich Buchstaben – 304 805 an der Zahl, die der Schreiber kunstvoll aufschreibt, sowie Absätze.


Die Notation auf einem durchgehenden Pergamentstreifen bedeutet, dass man beim Suchen einer anderen Stelle vor- und zurückrollen muss. An hohen Feiertagen werden bis zu drei Bibelstellen vorgelesen. Das dauert laut Trebnik einige Minuten und bedeutet im Gottesdienst eine Unterbrechung, „weil da nichts passiert. Aus religiöser Sicht ist das nicht schlimm, aber es ist unangenehm.“ Deshalb sei in der Gemeinde mit der Zeit der Wunsch nach einer zweiten Tora-Rolle erwachsen. „Für uns wäre das eine deutliche Verbesserung.“


Um den richtigen Schreiber zu finden, hat Trebnik Muster von Handschriften verschiedener Sofer verglichen: „Die Art der Buchstaben ist vorgeschrieben, aber die Handschrift sieht bei jedem anders aus.“ Er ist davon überzeugt, dass die neue Rolle „eine schöne und richtige ist, die auch zu unserer Synagoge passt“.


Feierlicher Einzug 2012


Die jüdische Gemeinde überlegt bereits, wie das Einbringen der neuen Rolle am Sonntag, 3. Dezember, so gefeiert werden kann, dass die Verbindung zur Stadt sichtbar wird. Denkbar ist unter anderem ein ähnlicher Akt wie 2012: Damals wurden zur Einweihung der Synagoge die letzten Buchstaben in Ralf Mildes Büro am Judenhof geschrieben und die fertige Tora-Rolle in einem feierlichen Zug, an dem zahlreiche Ulmer Bürger teilgenommen haben, zum Weinhof gebracht.


Im Rückblick auf die fünf Jahre berichtet der Rabbiner vom steten Wachsen der Gemeinde, die das Haus fast täglich mit Leben füllt: Es gibt an drei Nachmittagen Kinderbetreuung, und Trebnik hofft, diese bald noch ausweiten zu können; des Weiteren laufen Jugend- und Seniorengruppen, Frauen club, Deutschkurse für Senioren und Religionskurse für Erwachsene.

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