Dieselfahrzeuge bei städtischen Verwaltungen in Ulm und Neu-Ulm..

05. September 2017

eine Bestandsaufnahme..
Lesen SIE bitte die NUZ

Hier wird der Diesel noch gebraucht
Mobilität Eine Umfrage zeigt: Die Städte in der Region haben in ihren Fuhrparks mehrheitlich Selbstzünder. Es werden aber auch alternative Antriebe eingesetzt, sofern es welche gibt

Von Jens Noll und Dorina Pascher

Ulm/Landkreis Dürfen Dieselfahrzeuge bald nicht mehr in viele Innenstädte fahren, um die Schadstoffbelastung einzudämmen? Diese Frage steht seit einiger Zeit im Raum, Autohersteller bieten bereits satte Prämien an, um Kunden zum Kauf von Elektrofahrzeugen zu bewegen. Vertreter großer Städte haben sich am Montag mit Bundeskanzlerin Angela Merkel getroffen, um über Maßnahmen in Kommunen gegen Luftverschmutzung zu sprechen. In Ulm und Neu-Ulm gibt es derzeit zwar noch keine Pläne für ein Fahrverbot. Dennoch haben sich die Städte in der Region bereits Gedanken gemacht, wie sie ihre eigenen Fuhrparks modernisieren und alternative Antriebstechnologien einsetzen können. Wie eine NUZ-Umfrage zeigt, dominiert der Diesel aber noch bei städtischen Fahrzeugen.

So setzt die Stadt Ulm nach eigenen Angaben auf Diversität im Fuhrpark, um auf Marktveränderungen schnell und zugleich besonnen reagieren zu können. Mangels Alternativen sei der Hauptantrieb im Transporter- und Lkw-Bereich noch immer der Diesel, sagt Michael Potthast, Betriebsleiter der Entsorgungsbetriebe der Stadt Ulm. Immerhin zwei von elf Müllfahrzeuge haben einen Erdgasantrieb. „Es gibt aber nur eine Tankstelle, wo sie tanken können“, fügt Potthast hinzu. Und: Im Pkw-Bereich werde der Anteil der alternativen Antriebe weiter ausgebaut. Der Betriebsleiter ist davon überzeugt, dass die Stadt zumindest mit den Autos keine gravierenden Probleme bekommen würde, selbst wenn ein Fahrverbot für Diesel käme. Konkret stehen im Ulmer Fuhrpark aktuell 179 Fahrzeuge, davon 130 Diesel, 14 Benziner, 20 Autos, die mit Autogas und Benzin fahren, sieben Erd- und acht Elektrofahrzeuge.

In der Umweltzone Neu-Ulm, wo nur Fahrzeuge mit gelber und grüner Plakette freie Fahrt haben, seien anders als zum Beispiel in Stuttgart noch nie die Schadstoff-Grenzwerte überschritten worden, sagt Daniela Reuther von der Stadt Neu-Ulm. Die Kreisstadt sehe deshalb noch keine Notwendigkeit, Vorkehrungen für ein eventuelles Diesel-Fahrverbot zu treffen. Nichtsdestotrotz hat die Kommune zwei E-Autos für die Bediensteten des Rathauses und eins für den Baubetriebshof angeschafft. Daneben sind unterwegs: ein Erdgasauto, 18 Benziner, 57 Diesel und vier Hybridfahrzeuge.

Für die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU) sei Umweltschutz keine Frage gesetzlicher Vorgaben, sagt Sebastian Koch von der Pressestelle. So werde derzeit geprüft, wo der Einsatz von E-Autos sinnvoll und praktisch umsetzbar sein kann. „Für den Busverkehr plant die SWU in naher Zukunft Testfahrten mit elektrischen Busprototypen“, sagt Koch. Allein Ulms Topografie werde für elektrisch betriebene Busse allerdings eine große Herausforderung werden. Gleichzeitig betont der Sprecher, dass alle 328 Fahrzeuge, die die Stadtwerke unterhält, die grüne Umweltplakette tragen. Diese ist in der Ulmer Umweltzone vorgeschrieben. 242 fahren mit Diesel. Die jüngsten Mitglieder der 69 Fahrzeuge zählenden Busflotte entsprechen nach Angaben von Koch der Euro-6-Norm, also der strengsten Stufe.

Auch die Stadt Weißenhorn achtet bei Neuanschaffungen inzwischen darauf, dass die Nutzfahrzeuge für den Bauhof die Euro-6-Norm erfüllen. „Bei Lastwagen gibt es noch keine Alternativen zum Diesel“, sagt Mitarbeiter Michael Wanner. Zumindest ein Mini-Lkw mit E-Antrieb sei in Weißenhorn aber auch schon im Einsatz, berichtet er.

56 Fahrzeuge umfasst der städtische Fuhrpark in Senden. Rund 80 Prozent sind Dieselwagen. Stadt-Sprecher Jörg Portius sieht das aber vor allem der Tatsache geschuldet, dass viele Fahrzeuge wie für den Winterdienst oder die Straßenreinigung nur mit Dieselantrieb erhältlich sind.

Etwas weniger Dieselfahrzeuge sind in Diensten der Illertisser Stadtverwaltung. Von den rund 40 Autos, die Michael Kienast am Bauhof verwaltet, sind 24 mit Diesel betrieben. Er geht davon aus, dass 90 Prozent der Feuerwehrfahrzeuge Selbstzünder sind. Der Grund: Elektroautos seien noch nicht darauf ausgelegt, Schwerlast zu tragen.

Illertissen setzt aber zunehmend auf regenerative Kraftstoffe. Im Oktober und November kommen zwei neue E-Autos. „Als Kommune haben wir eine Vorbildfunktion“, sagt Kienast. In der städtischen Verwaltung kommen mittlerweile auch drei Erdgasfahrzeuge zum Einsatz. Eines nutzt der Bauhof selbst, eines dient den Rathaus-Mitarbeitern als Geschäftswagen und das dritte benutzt Bürgermeister Jürgen Eisen. Illertissen ist zwar nicht von hohen Feinstaubwerten wie in Ulm betroffen, doch Kienast ist der Ansicht: „Niemand will in einer Stadt leben, in der man nicht mal mehr schnaufen kann.“

In vielen großen Städten in Deutschland herrscht dicke Luft. Dafür machen Umweltschützer unter anderem Diesel-Abgase verantwortlich. Doch vor allem bei Nutzfahrzeugen führt noch kein Weg am Diesel vorbei. Symbolfoto: Alexander Kaya

zurück

Unterstützen Sie uns!

Investieren Sie in die Freiheit — mit Ihrer Spende für die FDP Neu-Ulm.

Neben der Stimme am Wahltag und der Mitgliedschaft ist die Spende die dritte wesentliche Säule für die Unterstützung einer Partei durch die Bürger.

Spenden sind ein wichtiger und sehr persönlicher Beitrag des einzelnen Bürgers für die Politik seiner Wahl und Ausdruck persönlicher Willensbekundung. 

mehr zum Thema Spenden

Datenschutzeinstellungen

Diese Webseite nutzt Cookies und tauscht Daten mit Partnern aus. Mit der weiteren Nutzung wird dazu eine Einwilligung erteilt. Weitere Informationen und Anpassen der Einstellungen jederzeit unter Datenschutz.