Sind die GRÜNEN das Problem der GRÜNEN?

05. August 2017

Lesen SIE dazu bitte die NUZ..

Die Grünen sind das Problem der Grünen
Debatte Die Skandale um verseuchte Eier und schmutzige Motoren haben der Partei unverhofft zwei Themen beschert. Doch gleichzeitig stehen sie sich selbst im Weg

Von Martin Ferber

fer@augsburger-allgemeine.de

Gerade einmal gut 80 Kilometer sind es von Passau nach Altötting, mit dem Auto in etwas mehr als einer Stunde zu erreichen. Wenn Katrin Göring-Eckardt, die Spitzenkandidatin der Grünen, in zwei Wochen für einen Wahlkampfauftritt in die niederbayerische Drei-Flüsse-Stadt fährt, sollte sie sich die Zeit für einen Abstecher zur Schwarzen Madonna in der Altöttinger Gnadenkapelle nehmen und sich persönlich für das Wunder bedanken, das den Grünen gerade widerfährt. Denn wie aus dem Nichts haben sie zwei Wahlkampfthemen geschenkt bekommen, die Aufmerksamkeit bringen und ihre Wählerschaft mobilisieren.

Eigentlich liegt der Ball auf dem Elfmeterpunkt. Aber haben die Grünen auch die Fähigkeit, ihn zu verwandeln? Der Diesel-Skandal mit den unverändert drohenden Fahrverboten für ältere Fahrzeuge und der Skandal um die mit dem Pflanzenschutzmittel Fipronil verseuchten Eier rücken sieben Wochen vor der Bundestagswahl zwei urgrüne Themen in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses, die bislang eher am Rande der Wahrnehmung standen – die Verkehrswende und die Agrarwende. Und da haben die Grünen ein Alleinstellungsmerkmal, das sie von allen anderen Parteien klar unterscheidet und ihr Profil schärft. Als Einzige fordern sie das Ende der Produktion von fossilen Verbrennungsmotoren ab 2030 und den Ausstieg aus der industriellen Landwirtschaft sowie der Massentierhaltung. Öko pur.

Das Spitzenduo Göring-Eckardt/Özdemir ist entschlossen, sich diese Chance nicht entgehen zu lassen und die Grünen im Endspurt aus dem bisherigen Umfragetief herauszuführen. Der Anspruch ist unverändert hoch – sie wollen ein zweistelliges Ergebnis erreichen und die Größte unter den Kleinen im Bundestag werden. Wenig sprach bislang allerdings dafür. Der Wind hatte sich gedreht und blies den Grünen kräftig ins Gesicht, sie wirkten auf eigenartige Weise wie aus der Zeit gefallen, die Themen innere Sicherheit und die Flüchtlingspolitik überlagerten alles. Die Grünen waren in die Defensive geraten und fanden kein Mittel, das Blatt zu wenden. Doch das hat sich geändert. Der Diesel und die Eier machen’s möglich: Cem Özdemir und Katrin Göring-Eckardt sind auf allen Kanälen präsent, um sich als Anwälte der Verbraucher und Kämpfer gegen die Konzerne und Lobbyisten zu präsentieren.

Das größte Problem der Grünen sind allerdings unverändert die Grünen selber, die sich gegenseitig im Wege stehen. Offen, ob und wie lange der Burgfrieden zwischen Realos und Fundis hält, jederzeit kann der alte Kampf bei jedem Thema wieder ausbrechen. Nicht einmal beim Diesel sprechen die Grünen mit einer Stimme. Dass ihr baden-württembergischer Ministerpräsident Winfried Kretschmann weder etwas von einem Ende des Verbrennungsmotors ab 2030 noch etwas von Fahrverboten hält, sondern die Interessen der heimischen Autoindustrie vertritt, trübt das Bild der Harmonie und Einigkeit. Damit nicht genug, der überraschende Übertritt einer Grünen-Abgeordneten im niedersächsischen Landtag zur CDU ist ein Schlag ins Kontor der Wahlkämpfer. Die rot-grüne Mehrheit in Hannover ist futsch, die Zukunft von SPD- Ministerpräsident Weil offen, die Grünen stehen als unzuverlässig und unberechenbar da.

So bleibt dieser Wahlkampf für die Öko-Partei eine Achterbahnfahrt der Gefühle mit ungewissem Ausgang. An den Themen liegt es nicht. Die wären vorhanden – wie auch die Stolpersteine auf dem Weg zum Ziel.

Katrin Göring-Eckardt führt die Grünen in den Wahlkampf. Foto: dpa

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