Rente in Österreich.. wirklich besser?

10. August 2017

Lesen SIE bitte die NUZ... es ist immer das Detail, das...

Haben es Österreichs Rentner wirklich besser?
Fakten-Check Ein Durchschnittsruheständler bekommt in unserem Nachbarland tatsächlich deutlich mehr Geld im Alter. Was es mit dem „Ruhegenuss“ auf sich hat, wie die Österreicher das finanzieren und wo deutsche Rentner im Vorteil sind

Kann das stimmen? Was ist da wirklich dran? Wir leben in einer Zeit, in der sich streitbare Behauptungen schneller verbreiten als je zuvor. Wer prüft da noch, ob die vermeintlichen Tatsachen auch stimmen? Wir! Heute geht es um die Rente:

„Österreichs Rentner hängen die Nachbarn ab“, titelte die Stuttgarter Zeitung . „Renten in Österreich – Vorbild für Deutschland?“ fragte die ARD . Eines vorneweg: Ja, es stimmt, Österreicher bekommen im Durchschnitt deutlich mehr Rente, wie Durchschnittszahlen der Deutschen Rentenversicherung Bund aus dem Jahr 2015 belegen:

Altersrentner 58 Prozent mehr

Erwerbsminderungsrentner 64 Prozent mehr

Witwen-/Witwerrentner 31 Prozent mehr

Die durchschnittliche monatliche Bruttorente in Deutschland liegt bei 909 Euro, in Österreich bei 1231 Euro – wobei noch hinzukommt, dass unsere Nachbarn auch im Alter volles Urlaubs- und Weihnachtsgeld beziehen, also 14 Monatsrenten ausbezahlt werden. Das ergibt dann den Unterschied von 58 Prozent. Nur: Dieses Geld muss doch irgendwo herkommen? Ein entscheidender Faktor: Die Österreicher zahlen einen höheren Rentenbeitrag, er liegt schon seit vielen Jahren unverändert bei 22,8 Prozent (in Deutschland: 18,7 Prozent). Davon tragen die Arbeitgeber 12,55 und die Arbeitnehmer 10,25 Prozent. In Deutschland teilen sich beide Seiten den Beitrag mit jeweils 9,35 Prozent. Zweiter Unterschied: In Österreich zahlen deutlich mehr Menschen in die „Pensionsversicherung“, wie sie dort heißt, ein: nämlich alle Erwerbstätigen, also auch die Selbstständigen, Freiberufler und Bauern, die den Großteil des Beitrags auch selbst tragen müssen, den Rest trägt der Bund aus Steuermitteln bei. Als einzige nicht pflichtversichert sind Rechtsanwälte. Zum Vergleich: In Deutschland müssen nur abhängig Beschäftigte, die sozialversicherungspflichtig sind, einbezahlen.

Die österreichischen Beamten entrichten einen eigenen Pensionsbeitrag, der in den Staatshaushalt fließt, aus dem dann die Beamtenpension (der Österreicher sagt dazu „Ruhegenuss“) bezahlt wird.

Stichwort Pflegeversicherung: Da haben es die Deutschen besser. Sie zahlen zwar 2,55 Prozent (bzw. 2,8 für Kinderlose) Beitrag, haben dafür aber auch Anspruch auf Leistungen im Pflegefall. Die Österreicher haben so etwas nicht, müssen die Kosten daher von ihrer Rente bezahlen.

Wer geht wann abschlagsfrei in Rente? Die Deutschen später als die Österreicher. Hierzulande gilt: Die Rente mit 67 ist das Ziel; wer heute 65 (Jahrgang 1952) ist, muss noch sechs Monate länger arbeiten, und das wird von Jahrgang zu Jahrgang mehr; zwischen Männern und Frauen gibt es keinen Unterschied mehr. Anders in Österreich: Die Regelaltersgrenze für Männer liegt bei 65 Jahren, für Frauen bei 60 Jahren – wobei dies erst ab 2024 schrittweise bis auf 65 angehoben werden soll.

Hier noch weitere Unterschiede, die eher für das deutsche System sprechen:

Steuern Österreichische Renten unterliegen in vollem Umfang (in Deutschland derzeit bis zu 74 Prozent) der Besteuerung. Der Eingangssteuersatz liegt bei 25 Prozent (Deutschland: 14 Prozent), der Grundfreibetrag bei 11 000 Euro (8800 Euro).

Mindestwartezeit Österreicher müssen mindestens 15 Jahre lang einbezahlt haben, bevor sie einen Rentenanspruch erwerben, Deutsche nur fünf Jahre.

Abschläge Für jedes Jahr, das sie früher in Ruhestand gehen, werden Österreichern 4,2 Prozent von der Altersrente abgezogen, den Deutschen 3,6 Prozent.

Was sagt die Deutsche Rentenversicherung? „Ob es die Österreicher besser haben, kann man nicht mit Ja oder Nein beantworten“, meint Experte Reinhold Thiede. Die Einbeziehung der Selbstständigen in die Rentenversicherung könnte Vorbildcharakter haben. Er kenne kein Land, in dem Selbstständige nicht irgendwie obligatorisch rentenversichert sind. Joachim Bomhard

Fakt ist: Die Österreicher können zwar früher in den Ruhestand gehen und bekommen im Schnitt mehr Rente, sie zahlen aber auch mehr ein. Deutsche Rentner haben auch noch andere Vorteile, etwa wenn es um Pflegeleistungen geht oder um den vorzeitigen Ruhestand. Außerdem wird die Rente in Deutschland nicht in vollem Umfang besteuert.

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