Lasst SIE frei!

13. Mai 2017

Deutsche Journalistin aus Neu-Ulm in der Türkei verhaftet!
Lesen SIE bitte die NUZ

Ulm setzt sich für Journalistin ein

Demonstration Eine Spezialeinheit stürmt die Istanbuler Wohnung von Mesale Tolu und nimmt sie fest. Nun gehen rund hundert Bürger für die Freilassung der jungen Mutter auf die Straße

von Katharina Dodel

Ulm/Neu-Ulm Sie rufen ihren Namen. Sie halten Plakate mit ihrem Gesicht hoch. Sie setzen sich gemeinsam für ein Ziel ein: die Befreiung Mesale Tolus. Etwa hundert Bürger haben sich gestern Abend mit der jungen Journalistin solidarisch gezeigt. Die gebürtige Ulmerin wurde am 30. April in der Türkei festgenommen. Eine Antiterroreinheit stürmte mitten in der Nacht die Wohnung der jungen Mutter und nahm sie in Gewahrsam. Nun fordern der Solidaritätskreis „Freiheit für Mesale Tolu“ und viele Bürger die Freilassung der jungen Journalistin.

Mit dabei war auch die Bundestagsabgeordnete Ekin Deligöz aus Senden, die selbst türkische Wurzeln hat. „Mesale Tolu hat ein Recht auf ein rechtsstaatliches Prinzip und die Türkei hat kein Recht, ihr diese Rechte zu verwehren – und dafür müssen wir einstehen.“ Auch Tante und Bruder der inhaftierten Journalistin kamen in die Hirschstraße. Dass die 33-Jährige gewaltsam aus der Wohnung gezerrt wurde, bricht beiden das Herz. „Ich sehe das als terroristische Aktion des Staates“, sagt Silvia Tolu. Wie der Bruder von Mesale Tolu, Hüsein Tolu, mitteilt, sei nun Besuchsrecht gewährt worden – am Montag, 22. Mai. „Wir müssen beweisen, dass Mesale Deutsche ist und keine doppelte Staatsbürgerschaft hat.“ Tolu ist sauer auf die Behörden in der Türkei: „Die wissen selbst nicht, wen sie da festnehmen.“

Seiner Schwester wird offenbar vorgeworfen „Propaganda für eine terroristische Organisation“ verbreitet zu haben und selbst Mitglied einer solchen zu sein. Wie der Sprecher des Solidaritätskreises, Baki Selcuk, auf Nachfrage der Neu-Ulmer Zeitung sagt, sei völlig unbekannt, wie die Vorwürfe begründet werden, da das Untersuchungsgericht die Akten zum Fall als geheim einstufe. Offenbar habe sich das Gericht bei der Anordnung der Untersuchungshaft auf Tolus Teilnahme an einer Beerdigung von zwei Sozialistinnen berufen. Diese seien von der Istanbuler Polizei erschossen worden. Außerdem habe die Journalistin an einer Gedenkveranstaltung für die im Kampf gegen den sogenannten „Islamischen Staat“ getötete Deutsche Ivana Hoffmann teilgenommen.

Selcuk hofft nun, dass die Bundesregierung „endlich einschreitet“ und sich dafür einsetzt, dass Tolu, die seit der Geburt ihres Sohnes im Jahr 2014 mit ihrem Mann in Istanbul lebt, an Deutschland ausgeliefert wird. Ein erstes Signal gibt es immerhin: Gestern forderte Regierungssprecher Steffen Seibert die Türkei auf, Mitarbeitern der deutschen Botschaft den Zutritt zur Inhaftierten zu ermöglichen – „und zwar bald.“ Für Solidaritätskreis-Sprecher Selcuk sind das gute Neuigkeiten – auch wenn die recht spät kämen. „Ich habe gehofft, dass die Regierung da schneller etwas machen kann – vor allem weil Mesale Deutsche ist.“

Selcuk habe unmittelbar nach der Verhaftung Kontakt zu türkischen Anwälten aufgenommen: „Aber auch die sagen: Die Türkei kennt zurzeit keine Normalität. Alles da ist ein rechtsfreier Raum. Die tun, was sie wollen.“ Weil auch Tolus Mann seit einer Polizeioperation in Ankara im Gefängnis sitze, seien ihre Schwester und ihr Vater nach Istanbul gereist. Beide kümmerten sich derzeit um den zweijährigen Sohn Serkan. „Es ist schrecklich“, sagt Selcuk, der ein Freund der Familie ist. „Der kleine Bub wacht auf und schreit nachts nach seiner Mama. Er versteht die Situation nicht. Wie auch? Die ist ja auch schwer zu erklären.“ Und wie geht es nun weiter? Selcuk plant weitere Aktionen: „Es wird noch mehr Demos geben – auch in anderen Ländern.“ Bereits in Paris und Brüssel hätten sich Bürger solidarisiert und seien auf die Straße gegangen. Selcuk und seine Mitstreiter wollen alles dafür geben, dass Mesale Tolu und ihr Sohn bald wieder vereint sind.

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Rund hundert Menschen sind gestern Abend auf die Straßen gegangen, um für die Freilassung der Ulmer Journalistin Mesale Tolu zu demonstrieren. Mit dabei waren auch die Tante der Inhaftierten (linkes Bild) und Bundestagsabgeordnete Ekin Deligöz (Bild rechts oben) Fotos: Felix Oechlser


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