Integration... die FIrma Zwick ist aktiv... in Indien und hier vor Ort..

21. April 2017

Lesen SIE bitte die SWP...ermutigend und auch ernüchternd...

Zwick hilft mit Ausbildung

Akademie Der Hersteller von Prüfmaschinen hat für ein Bildungsprojekt in Indien einen Entwicklungspreis erhalten. Die Firma gibt jungen Leuten eine Chance. Von Frank König


Das einzige, was hilft, ist Ausbildung“, sagt ein weitgereister Unternehmer, der mit seiner Familie auch schon im Ausland gelebt hat: Jan Stefan Roell vom Prüfmaschinenhersteller Zwick Roell in Ulm-Einsingen. Er sieht eine betriebliche Lehre als einzige Möglichkeit, um jungen Leuten in ärmeren Ländern eine hoffnungsvolle Zukunft zu bieten.


Aus dieser Motivation heraus hat Roell in Kooperation mit der katholischen Hilfsorganisation Don Bosco Mondo eine Ausbildungsakademie in Chennai (ehemals Madras) in Südostindien aufgebaut. Dafür hat er, wie schon kurz berichtet, den Deutschen Unternehmerpreis für Entwicklung 2017 der Carl Duisberg Gesellschaft erhalten. Die feierliche Preisverleihung ging zuletzt im Rahmen des German African Business Summit in Nairobi (Kenia) über die Bühne.


Mitten im Slum


Die Zwick-Roell-Trainingsakademie liegt auf dem Tech-Campus von Don Bosco in einem der größten Armenviertel von Chennai. Das mittelständische Unternehmen hat dort die Fertigung einer ehemaligen Waffenfabrik in ein modernes Labor mit Prüfmaschinen im Wert von mehreren Millionen Euro umgewandelt.


Zwei Ausbilder unterrichten zwölf Kinder aus dem Slum: neun Jungen und drei Mädchen. Sie sollen im Rahmen des einjährigen Programms zu Maschinenführern ausgebildet werden. Auf diese Weise könnten sie eine Anstellung bei den mehr als 500 Kunden von Zwick Roell auf dem Subkontinent finden: Jan Stefan Roell: „Wir beliefern Indien seit den siebziger Jahren.“


Der 62-jährige Firmenchef hatte zunächst auch überlegt, die Akademie in Vietnam aufzubauen – zumal es Verbindungen zur Gesellschafterfamilie Zwick gibt –, sich dann aber für das Konzept von Don Bosco in Chennai entschieden. Dabei gehe es darum, den Schülern zunächst grundlegende Umgangsformen oder „Life Skills“ beizubringen sowie ihr Englisch zu verbessern. Überdies erhalten die Schüler eine Einweisung in die Zwick-Maschinen, mit denen jegliche Materialien wie Gummi oder Kunststoff auf Eigenschaften wie Bruch- oder Reißfestigkeit und somit Langlebigkeit getestet werden können. Auf dem Stundenplan steht aber auch Putzen, weil die Luftfeuchtigkeit den sensiblen, computergesteuerten Geräten zusetzt.


Um die Akademie auch ins Bewusstsein der Belegschaft in Einsingen zu bringen. gibt es einen Austausch, an dem zuletzt Julian Müller (28) vom Produktmanagement teilgenommen hat. Er war fünf Wochen auf dem Campus in Chennai und ist beeindruckt von der Herzlichkeit und Gelassenheit der Menschen, die über keinerlei finanzielle Mittel verfügen. Gleichwohl seien die indischen Jugendlichen auch ohne Geld „motivierte und glückliche Menschen“. Er könne ihnen nun mittels Handy-Nachrichten weiter Hilfestellungen geben.


Auf Lerntempo eingehen


Der Preis der Duisberg-Gesellschaft war mit 35 000 Euro dotiert, die in das Ausbildungsprojekt zurückfließen. Roell will das Lehrprogramm verfeinern, besser auf das Lerntempo der Schüler abstimmen und tendenziell ausweiten: „Wir müssen vielleicht auf eineinhalb Jahre gehen.“


Der frühere Chef von Südwestmetall in Ulm und Baden-Württemberg war auch einer der Vorreiter bei der Integration von Flüchtlingen. Er hatte auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise nicht nur privat in bemerkenswerter Weise geholfen, sondern seine Kollegen aufgefordert, ein Flüchtlingskontingent von 1 Prozent der Belegschaft in den Betrieben aufzunehmen. Damit ist Roell in seiner Firma aber nicht nur selber gescheitert, er ist auch ernüchtert. „Wir verstehen die Kulturen und den Hintergrund nicht“, gesteht der Unternehmer ein, der schon in der asiatischen Metropole Singapur gelebt hat.


Flüchtlinge: Andere Prioritäten


Es gehe darum, dass „selbst einfachste Dinge“ wie Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit im Betrieb nicht funktionieren. Die meisten Flüchtlinge seien ausschließlich am schnellen Geldverdienen, nicht an einer Ausbildung mit Langfristperspektive interessiert: „Wir produzieren vor allem Hilfsarbeiter, das ist nicht gut.“


Der Unternehmer wollte bei Zwick eigentlich entsprechend seinem Belegschaftsschlüssel zwölf Flüchtlinge aufnehmen, kam aber nur auf sechs, davon sprang gerade noch einer überraschend ab: „Wir haben es nicht geschafft.“ Roell hat seine Erlebnisse mit Flüchtlingen in einem Erfahrungsbericht zusammengefasst (siehe nebenstehenden Bericht). Sein Fazit: „Das löst den Fachkräftemangel auf absehbare Zeit nicht.“ Es handle sich eher um einen „Marathonlauf.“

 

Ernüchternde Erfahrungen mit Migranten

Integration Zwick setzt sich vorbildlich für die berufliche Ausbildung von Flüchtlingen ein. Das stellt sich als schwierig heraus.


Ulm. Die Firma Zwick war einer der Pioniere bei der Integration von Flüchtlingen. Ein Erfahrungsbericht des Unternehmens nach eineinhalb Jahren Praxis ist allerdings ernüchternd und listet teils erhebliche Probleme auf.


So falle es vielen Flüchtlingen schwer, sich an die Grundregeln einer betrieblichen Organisation zu halten: Die Pünktlichkeit lasse zu wünschen übrig, es erfolge keine Abmeldung bei Krankheit, die Pausen würden nicht eingehalten. Außerdem gebe es „gezieltes Fehlen“ bei ungeliebten Fächern in der Berufsschule.


Flüchtlinge schätzen ihre beruflichen Möglichkeiten demnach auch nach mehrmonatigen Praktika „dramatisch falsch ein“. Sie beharrten häufig auf einer Ausbildung in den Berufsfeldern Elektronik und Mechatronik, obwohl „nicht ansatzweise eine Ausbildungsbefähigung“ vorliege. Manche wollten ein Studium statt einer Lehre, obwohl bei Vorkursen wie Mathematik „katastrophale Ergebnisse“ erzielt wurden.


Ein relativ hohes Sprachniveau von B1 sei selbst für einfache Helfertätigkeiten unverzichtbar, für den Berufsschulunterricht müsse das Niveau sogar noch höher sein. Jedoch sei teilweise auch nach mehr als 600 Stunden Deutsch unterricht kaum eine Verständigung mit Flüchtlingen möglich.


Unrealistische Vorstellungen


Angesichts von Tariflöhnen in der Metallindustrie von 15,10 Euro pro Stunde in der untersten Entgelt-Kategorie gebe es oftmals kein Verständnis für die Notwendigkeit einer Ausbildung, während der man weniger verdiene als in einem Hilfsjob in der Firma. So betrage die Ausbildungsvergütung im ersten Lehrjahr eben nur 6,52 Euro pro Stunde.


Es gibt allerdings auch positive Erfahrungen. So seien alle Flüchtlinge in der Firma höflich, zurückhaltend und einsatzbereit gewesen. Sie alle hätten die Motivation, „irgendetwas zu machen“. Die Kooperation mit Helferkreisen, IHK und beruflichen Schulen sei sogar sehr gut.

 

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