IHK Neu-Ulm... das sind die Aufgaben...

03. August 2019

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Kammer stellt Programm vor

IHK Internationale Bürokratie bekämpfen, eine Kompetenz-App für Schüler und eine für Verkehr: Für ihre neue Amtszeit nimmt sich die Neu-Ulmer Regionalversammlung einiges vor. Von Christine Liebhardt

W

ir sind natürlich froh, dass der Nuxit nicht kommt“, sagt Gerd Stiefel. Damit spricht der Vorsitzende wohl nicht nur für die Regionalversammlung Neu-Ulm der IHK Schwaben, sondern auch für viele Unternehmen. Vizepräsident Bernd Mack betont zwar, als IHK sei man der Kreisfreiheit gegenüber neutral gewesen. Doch die Erleichterung ist den Männern anzusehen. Sie wollen, dass Stadt und Landkreis Neu-Ulm schnell wieder zusammenarbeiten – und nach vorne schauen.

Ende des vergangenen Jahres wurde die Regionalversammlung gewählt, jetzt hat der Vorstand sein Arbeitsprogramm bis zum Ende der Legislaturperiode 2023 vorgestellt. Das hat es in sich: Die Neu-Ulmer wollen sich auf die fünf Themen Fachkräfte, Internationalität, Mobilität, Energie und Digitalisierung konzentrieren und durch diese Schwerpunkte einen Mehrwert für ihre Mitglieder schaffen, sagt Regionalgeschäftsführer Oliver Stipar.

In Europa bürokratisieren wir uns in einen Irrsinn.
Gerd Stiefel
Vorsitzender

 

Internationalität Es sind nicht nur Strafzölle in den USA und wirtschaftspolitische Unsicherheiten, wegen derer sich die IHK sorgt. „Die Handelsblöcke hauen sich immer mehr Bürokratie um die Ohren und die Wirtschaft muss es ausbaden“, klagt Gerd Stiefel. „Das ist ein Handelskrieg unter dem Radar.“ Ein Beispiel: Wer innerhalb Europas geschäftlich unterwegs ist, muss eine so genannte A1-Erklärung bei sich haben. Damit weisen Arbeitnehmer nach, dass sie sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind. Das Problem: Es dauere drei bis vier Wochen, die A1 zu bekommen, und sie gilt in der Regel jeweils nur für einen Arbeitseinsatz. Wenn eine Maschine still steht, der Monteur ohne Bescheinigung losfährt und dann vor Ort mit den Behörden Probleme bekommt, „hat man wieder eine Fachkraft weniger“, befürchtet Mack. Die IHK Schwaben will derartige Probleme gemeinsam angehen, Ansprechpartner für die Unternehmen sein und die Internationalisierung der regionalen Wirtschaft weiterentwickeln. Schon jetzt beträgt die Exportquote der schwäbischen Industrie 45 Prozent, die größten Handelspartner sind die USA, Österreich und China.

Es ist einfach
ein knallharter
Wettbewerb um
Azubis und
um Fachkräfte.
Bernd Mack
Vizepräsident

 

Fachkräfte Die wirtschaftliche Abkühlung mag kommen, der Fachkräftemangel bleibt. Davon ist Gerd Stiefel überzeugt. „Ich glaube, dass die Jobperspektiven nach wie vor gut sind.“ Schließlich gehe mit der Baby-Boomer-Generation demnächst ein „Riesenschwung“ Arbeitnehmer in Rente. Schon 2018 fehlten demnach 21 000 qualifizierte Fachkräfte in Schwaben. Die Neu-Ulmer haben mehrere Projekte angeschoben, die den Nachwuchs sichern sollen. So bekommen im September alle Auszubildenden eine Azubi-Card. Mit ihr soll es – analog zum Studentenausweis – Vergünstigungen geben.

Gemeinsam mit der Hochschule Neu-Ulm startet die IHK im Herbst außerdem ein Pilotprojekt an zwei Schulen. Schüler können sich zunächst mit einem Flyer darüber informieren, welche menschlichen Kompetenzen in welchen Berufen gefragt sind. „Das sind wirklich realistische Anforderungen“, versichert Mack. Ziel ist eine App. „Früher hat man die Familie gefragt, was man werden soll, heute fragt man das Internet“, sagt Stiefel. „Wenn die Schüler sich lieber selbst beraten, bieten wir das an.“ Auch in Geflüchteten und Migranten sieht die IHK weiterhin Potenzial: „Teils aus sozialer Verantwortung – und wir haben den Arbeitskräftebedarf“, erläutert Mack. „Den füllen wir gerne mit Migranten auf. Wir haben Erfolge und Misserfolge – wie bei allen anderen Azubis auch.“

 

Digitalisierung Lange habe man es in Deutschland verschlafen, die Infrastruktur für schnelles Internet aufzubauen, sagt Vizepräsident Mack. Auch beim Mobilfunk gebe es gravierende Mängel. Das nachzuholen, werde dauern: „Wir haben Geld genug, aber nicht genug Kapazitäten.“ Nicht nur deshalb will sich die Regionalversammlung für die Digitalisierung einsetzen. Jedes Mitgliedsunternehmen soll individuelle Unterstützungsangebote erhalten, um den Innovationsstandort zu stärken. Die IHK setzt insbesondere darauf, ein Netzwerk zu schaffen, damit die Unternehmen der Region voneinander lernen können. Außerdem will sie die Start-Up-Szene stärken.

 

Energie Die IHK sorgt sich um die Versorgungssicherheit der Unternehmen vor Ort. „Gundremmingen geht 2021 vom Netz, und wo der Strom für die Region herkommen soll, ist noch nicht klar“, moniert Bernd Mack. Gerd Stiefel fordert: „Die Versorgung muss störungsfrei sein.“ Wenn der Strom nur eine Sekunde ausfalle, komme es zu Produktionsausfällen und Maschinenschäden. „Das kann keine Notstromversorgung auffangen.“ Auch die wegen der Energiewende höheren Stromkosten sind den Neu-Ulmern ein Dorn im Auge. Mack: „Das ist ein Wettbewerbsnachteil.“

 

Mobilität „Wir werden uns in Zukunft öfter zum Verkehr äußern“, kündigt Gerd Stiefel an. Unter anderem, weil die Regionalversammlung die Fokussierung auf Elektromobilität für falsch hält. „Wir müssen uns mit Brennstoffzellen breiter aufstellen.“ Schließlich brauche auch ein Elektroauto einen Parkplatz. Mack ergänzt: „Die Vernetzung der Verkehrsträger sollte im Mittelpunkt stehen.“

Die IHK setzt auf eine neue Navigations-App des Schwabenbundes, die dieses Jahr starten soll: „Damit kann man jedes Verkehrsmittel einsetzen, von Fußweg bis Flugzeug“, erläutert Oliver Stipar. „Das ist ein konkreter Mehrwert für den normalen Bürger.“ Der Routenplaner berücksichtige nicht nur die Verkehrslage – man könne auch Tickets für Bus und Bahn mit der App bezahlen. Die Wirtschaft ist auf eine leistungsfähige Infrastruktur angewiesen – und die IHK sicher, dass Angebote mehr bringen als Verbote. Mack ist überzeugt: „Je einfacher das wird, desto eher lässt man das Auto stehen.“

Gute Kooperation mit Ulmern

Parlament Die Ende 2018 gewählte IHK-Regionalversammlung
Neu-Ulm ist eine Art Parlament und das oberste Entscheidungsorgan; im Bereich der IHK Schwaben gibt es elf solcher Regionalversammlungen. Die Neu-Ulmer Versammlung hat 34 Mitglieder: 28 Männer und sechs Frauen. 16 von ihnen sind erstmals mit dabei. Knapp 12 000 Unternehmen im Landkreis Neu-Ulm sind IHK-Mitglieder. Sie beschäftigen rund 64 000 Menschen.

Zusammenarbeit Der Vorstand betont die sehr gute Kooperation mit der IHK Ulm und ihrem neuen Präsidenten Jan Stefan Roell. Vorsitzender Gerd Stiefel: „Für die Wirtschaft gibt’s die Grenze sowieso nicht.“

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