Die Frau, die Schule macht
Sie initiiert Kooperationen zwischen Schulen und Vereinen, bereitet Technik- und Kultur-Projekte vor: Die 29-jährige Sonja Seger ist neue Bildungsreferentin des Kreises Neu-Ulm. Die Region stehe gut da, sagt sie.
Sie gibt keinen Unterricht. Dennoch merkt auch Sonja Seger, dass das neue Schuljahr begonnen hat. Die "zentrale Ansprechpartnerin für die Bildungsregion Kreis Neu-Ulm", so ihr offizieller Titel, bekommt jetzt nach und nach die Rückmeldungen der Schulen für das neue Angebot "Jedem Kind ein Instrument". Acht Musikvereine stehen als Kooperationspartner bereit, stellen Mitglieder für Schulstunden ab, der Kreis gewährt für zwei Jahre eine Anschubfinanzierung. "Die Musikvereine hoffen, so Teil des Ganztagszuges zu werden", sagt Seger, die seit Januar Bildungsreferentin im Landratsamt ist. Dem Start des Musikangebotes zum Schuljahresbeginn gingen monatelange Vorbereitungen voraus, eine Projektgruppe wurde gegründet, der rechtliche Rahmen abgesteckt.
Dabei ist "Jedem Kind ein Instrument" nur eines von 21 Projekten, die Seger bearbeitet. Mit Angeboten wie "Technik und Ich" oder "Haus der kleinen Forscher" werden Kinder an die Naturwissenschaften herangeführt: Seger sorgt für die Ausbildung der Trainer und Paten, das Lehrmaterial und letztlich für die Fahrkostenabrechnung. 41 Kindertageseinrichtungen sind heuer beim "Haus der Forscher" dabei, die Anmeldungen für "Technik und Ich" stehen noch aus. Beides sind Bausteine, um dem Fachkräftemangel der heimischen Industrie entgegenzuwirken. Überdies kümmert sich die 29-jährige Soziologin um mehr Sprachförderung, um den Ausbau der kulturellen Bildung, um einen möglichst nahtlosen Übergang von der Schule in den Beruf. "Meine Aufgabe ist es, für eine bessere Abstimmung der Angebote zu sorgen, die meist überregional organisiert und gesteuert werden. Damit nicht jeder alles anbietet, es manches aber gar nicht gibt." Seger sagt, sie bringe alle zusammen, die mit Bildung zu tun haben - von den Krippen bis zu den Gymnasien und der Volkshochschule. Und zwar nicht nur ein Mal im Jahr bei der regionalen Konferenz - die nächste ist am 15. Januar 2015 -, sondern täglich am Telefon oder im persönlichen Gespräch. "Ich bin oft unterwegs, rede mit sehr vielen Menschen."
Wichtigster Kooperationspartner sind das Staatliche Schulamt, die Volkshochschule, das Bildungszentrum beim Kloster Roggenburg. Alle Schulen - auch die formal nicht dem Schulamt unterstellten Gymnasien - arbeiteten "sehr engagiert" mit. "Alle sind gewillt, etwas umzusetzen, das über den Grundbedarf hinaus geht." Die Bildungsregion Kreis Neu-Ulm, übrigens die erste in Bayern, stehe "ziemlich gut" da, sagt Seger. Die finanzielle Ausstattung sei "vorbildlich".
Potentielle neue Auszubildende ließen sich womöglich unter den vielen Asylbewerbern finden, die der Kreis aufgenommen hat, meint die Soziologin. Die Idee: Praktika und Sprachförderung für Flüchtlinge. Entwickelt habe das eine engagierte Lehrerin, sagt Seger. Sie selbst habe wiederum die Kammern darauf angesprochen. "Ich bin die Kommunikationszentrale, wo alle Fäden zusammenlaufen."