Donaufest... Ideen leben...

10. Juli 2016

Donaufest...2 Visionäre... '
Lesen SIE bitte die SWP...

Der Traum von der Insel

Der Serbe Srdjan Stankovic will Spaß haben und Gutes für die Umwelt tun


Öko, bio, die grüne Gemeinschaft – in Serbien ist das alles neu. Das sagt zumindest Srdjan Stankovic (39), der in der serbischen Hauptstadt Belgrad lebt. Auf die Frage, welche Art von Müll in Serbien recycelt wird, antwortet Stankovic: nichts. Er setzt dennoch auf den grünen Gedanken, will damit Geld verdienen.


Schließlich ist Srdjan Stankovic kein Tagträumer, sondern hat Wirtschaft in London studiert. Er arbeitete in diversen Jobs zunächst bei einer Weinfabrik, später bei einer internationalen Brauerei. Er kam rum in der Welt, arbeitete für diese Firmen im australischen Sydney wie in Japan. Genau an diesen Orten fing er an, Natur wahrzunehmen. Von Sydney schwärmt er noch heute als Stadt, in der Flamingos und Kängurus frei leben. In Japan besuchte er die damalig Weltausstellung Expo, die „Weisheit der Natur“ zum Thema hatte.


Immer klarer sei ihm geworden: „Das will ich tun.“ Er gab seine Jobs auf und ging zurück nach Belgrad. Irgendwann kam er auf die Idee, die Donauhalbinsel Ada Huja, die vier Kilometer von der Innenstadt von Belgrad entfernt liegt, zu entmüllen. „Die Stadtverwaltung hielt mich damals offenbar für verrückt. Deshalb habe ich 12 Hektar von der Insel bekommen.“ Einen Pachtvertrag über 15 Jahre hat er im Jahr 2011 abgeschlossen.


Dabei war Ada Huja eine Industriebrache. In den 60er Jahren wurde die Halbinsel nämlich mit Müll aufgefüllt, hauptsächlich damit Bagger Kies aus der Donau holen konnten. Noch im Jahr 2000 war Ada Huja eine Deponie für Industriemüll.


Stankovic sah etwas anderes in der Halbinsel, nämlich einen Ort für Natur und Kultur. „Die Donau dort ist wunderschön.“ Dort hat er mittlerweile einen Ort seiner Träume geschaffen. Dabei ist er weder Gärtner, noch Kulturschaffender. Er sieht sich als Visionär, als Ideengeber und als Sammler von Sponsorengeld. Als solcher hat er es geschafft, dass das Stück der Halbinsel entmüllt wurde, das er gepachtet hat. Er schwärmt: „Bäume wachsen dort, Bienen, Schmetterlinge, Vögel – alles ist zurückgekommen.“


Mittlerweile hat der Park einen Namen, es ist der Supernatural Park – Ada Huja. Nur ist das kein Biotop, sondern ein Park zur Naherholung, auf dem auch Spielplätze für Kinder aufgebaut sind. Für Stankovic passt das als „Spaß haben und den grünen Gedanken leben“ zusammen. So sieht er auch das Festival, das es seit 2007 einmal jährlich einen Tag lang im Park gibt. Das Musikfestival, bei dem überwiegend serbische Bands auftreten, heißt ebenfalls „Supernatural“. Dort verkauft er grüne Produkte, laut ihm auch eine neue Idee in Serbien, nämlich Tee und Honig. Und damit verdiene er auch etwas Geld.


Die Leute auf einen besseren Geschmack und Lebensart bringen – das hat Stankovic sich selbst zur Aufgabe gemacht. Für ihn ist „jeder Aspekt des Lebens grün.“ Jungen Leuten bringt er Recycling etwa auf diese Weise nahe: Ein Festivalticket kostet zehn Euro – oder „drei Plastikflaschen und drei Dosen“, erzählt er. Wer die mitgebracht hat, durfte aufs Festival. Der Müll kam in Container und wurde wiederverwertet.


Um Supernatural bekannter zu machen, besucht Stankovic das Ulmer Donaufest. Seine Frau Ivana, die ein Kind erwartet, begleitet ihn. Auf die Frage, wie er seine Zukunft sieht, antwortet Stankovic: „Meine Zukunft ist mein Kind und natürlich auch der Supernatural.“ Über dieses Projekt will er weltweit Vorträge halten. Vorantreiben will er zudem ein „grünes Tourismus-Projekt“, bei dem er sich vorstellen kann, dass Touristen die Donau befahren und pünktlich zum Supernatural Festival in Belgrad ankommen.

 

Schwimmende Collage

Der Künstler Rainer Prohaska hat die Donau im selbstgebauten Boot erkundet

Einmal die Donau hinabfahren – Rainer Prohaska hat das sogar zwei Mal gemacht. Als Kunstprojekt mit seinem selbst entworfenen Boot.


Wer lang genug auf dem Holzsteg an der Donau hockt und dem Wasser beim Fließen zuschaut, der kennt das wahrscheinlich – dass auch die Gedanken zu treiben beginnen, stromabwärts mit dem Fluss. Dann stellt man sich vor, wie das wäre, sich in ein Boot zu setzen und die Donau auf ihrer Reise ins Schwarze Meer zu begleiten. Der gemeine Sonntagnachmittagsträumer fischt die Gedanken in der Regel irgendwann wieder aus dem Wasser und stapft unverrichteter Dinge nach Hause. Rainer Prohaska hingegen hat es getan: Zwei Mal schon hat er die Donau mit einem selbstgebauten Boot befahren, ein drittes Mal ist in Planung, wie er bei der Konferenz „Kreativ Quelle“ zu Design und zeitgenössischer Kunst erzählte.


Denn Prohaska ist natürlich kein Matrose, sondern ein Künstler, und die Idee zu den Bootsfahrten entstand noch im Kunststudium an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Sein Flirt mit dem Fluss allerdings ist so alt wie er selbst. 1966 wurde er in Krems an der Donau geboren, verbrachte seine Jugend mit und auf der Donau. So romantisch wie bei Tom Sawyer und Huckleberry Finn sei das nicht gewesen, meint er, „aber das, was wir damals gemacht haben, war viel gefährlicher als die Fahrt später.“ Erst mit Mitte 30 begann Prohaska, so richtig Kunst zu studieren, dafür programmierte er schon in den 80er Jahren am Computer, „einer der ersten Webdesigner Österreichs“ sei er gewesen.


Die Eltern besaßen eine Fahrschule, er selbst arbeitete zeitweise als Ballonfahrer – „angewandte Mobilität“ , wie das Fach später an der Uni hieß, war so gesehen immer gelebte Realität für ihn. Trotzdem brauchte es das Semesterthema „Mobilität“ im Kunststudium sowie zwei Donaufahrten mit Kommilitonen und ergebnislosem Brainstorming, um drauf zu kommen, „dass das Schiff das Interessante ist!“. Nur ein selbstgebautes Boot würde es zulassen, unkompliziert und flexibel Kontakt zum Ufer aufzunehmen, zu den Menschen, den Kulturen entlang der Donau. Rainer Prohaska baute „The Z-Boats“ aus drei Zillen mit Hilfe von Ratschengurten zu einem Trimaran mit Motor zusammen. „Wie ein leerer Bilderrahmen“, denn fast alles andere kam erst auf der Fahrt hinzu, die 2007 westlich von Krems begann und 500 Kilometer vor der Mündung der Donau ins Schwarze Meer endete. Zwei Monate, in denen das Schiff sich auswuchs zu einer großen „3-D-Collage“, mit Zelt und Küche und einem gelben Rohr, das wie ein Fragezeichen nach oben ragte und genau eine Funktion erfüllte: die Frage aufzuwerfen, was das soll. Gerade die „Seltsamkeit“ des abstrakten Fahrzeugs sei seine Qualität gewesen, denn es habe die Schiffer ins Gespräch mit den Menschen gebracht, erzählt Prohaska – nebenbei bemerkt: ein „Sprach-Untalent“ erster Güte.


Damals sei das Ufer der Donau belebt gewesen, überall sei gebaut worden, „Donaukulturen im Aufbruch“ habe man beobachten können. Ganz anders bei seiner zweiten Donaufahrt im Jahr 2014, also sieben Jahre später. Damals beschloss der Künstler, die Reise zu wiederholen, denn in der Tat hatte sich viel verändert, und dem Anschein nach nicht zum Guten: „Alles ist rückläufig gewesen“, beschreibt Prohaska, was er am Ufer der Donau beobachtete. In Ungarn etwa habe man kaum noch Menschen am Flusslauf gesehen, statt dessen Ruinen, Geisterorte. „Als wäre ein Kernreaktor explodiert und wir hätten es als einzige nicht mitbekommen.“ Und auch den Rechtsruck im Land habe man deutlich gespürt, unter den kahlrasierten Jugendlichen in der Disco, die sich ärgerten, dass Orbán zu weit links stehe .♥.♥.


Ob im Guten oder Schlechten: Man weiß eben nie, was man vorfindet – mit Erwartungen hat Rainer Prohaska es aber sowieso nicht. Für ihn gilt nur die „Serendipität“, also ganz andere Dinge zu finden als die, die man (vielleicht) gesucht hat. Den Chef der Donaudampfschifffahrt in Rumänien zum Beispiel, oder Treibstofftanks alter russischer Kampfbomber.


Weil das mit dem Finden immer wieder funktioniert, will er auch wieder auf große Fahrt gehen und diesmal den Abschnitt zwischen Ulm und Krems erkunden. Nur das Boot, das er dann kommendes Jahr bauen will, soll schneller, größer, sicherer werden. Sechs Personen sollen darauf übernachten können. Die „3-D-Collage“ wird diesmal kein „work in progress“ mehr sein, aber immerhin erweiterbar. Für künstlerische Reisen soll man es chartern können – gute Nachrichten für Sonntagnachmittagsträumer.

 

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