Rainer Juchheim ein Stadtratskollege mit dem man gut arbeiten kann..

09. Oktober 2016

in den letzten Jahren haben wir immer wieder gut zusammengearbeitet...
Lesen SIE bitte die SWP:..

„Die Grünen haben sich

verändert und angepasst“

Interview 70 Jahre alt wird Rainer Juchheim morgen. Fast sein halbes Leben sitzt er für die Grünen im Neu-Ulmer Stadtrat. Er hat drei Oberbürgermeister erlebt. Von Edwin Ruschitzka


Rainer Juchheim feiert morgen seinen 70. Geburtstag. Seit 32 Jahren sitzt er für die Grünen im Neu-Ulmer Stadtrat, nur der CSU-Mann Peter Noll kommt auf zehn Jahre mehr. An Juchheims Seite standen im Verlauf der mehr als drei Jahrzehnte viele andere Grünen-Räte. Er hat am längsten ausgehalten, zudem wiederholt für Bundestag und Landtag kandidiert. Und Neu-Ulmer Oberbürgermeister wollte er auch werden. Ein Interview mit dem grünen Urgestein.


Herr Juchheim, Sie sind seit 32 Jahren im Neu-Ulmer Stadtrat und somit der dienstälteste der Grünen und nach Peter Noll (CSU) der dienstälteste Stadtrat überhaupt. Wie viele Grünen-Stadträte standen in all den Jahren an Ihrer Seite?


Rainer Juchheim: 14.


Hat sich für die Grünen während dieser Zeit etwas verändert?


Sehr viel. Zum Beispiel in den 80er Jahre hatte ich vorgeschlagen, wegen der berufstätigen und alleinerziehenden Frauen die Kindergartenzeiten zu verlängern. Diese wurden als Rabenmütter bezeichnet. Damals waren sogar die Erzieherinnen dagegen, mit der Begründung, die Kinder wären damit überfordert. Heute ist das selbstverständlich.


Also hat grüne Politik in Neu-Ulm auch etwas bewegt?


Viel sogar. Der Familienpass kam auf unsere Anregung hin. Wir verlangten die Einstellung eines Jugendpflegers. Wir hatten eine Städtepartnerschaft mit einer Stadt im Osten angeregt. Zuerst wurde das abgelehnt, dann kam der Vertrag mit Meiningen. Mitte der 80er Jahre hatten wir schon die Verkehrsberuhigung in der Neu-Ulmer Innenstadt beantragt. 1997 hatten wir unser Mobilitätskonzept vorgestellt mit einer ringförmigen S-Bahn für Ulm und Neu-Ulm. Das wird mittlerweile geplant. Viele unserer Anträge wurden anfangs abgelehnt. Später sollte es dann zu entsprechenden Mehrheiten kommen oder zu einem Ersatzresultat. Ein großer Erfolg war der Bürgerentscheid Pfuhler Ried beim Bau der B 10. Weitere Erfolge waren fair gehandelter Kaffee im Rathaus, die Gänstorbrücken-Unterführung, für die ich lange gekämpft habe. Ich könnte noch vieles aufzählen wie die Solar AG, die Umweltzone, der Wettbewerb zum Sparkassen-Neubau, das Radverkehrskonzept, die europäische Woche der Abfallvermeidung, an der sich die Stadt Neu-Ulm erstmals beteiligt, und manches andere.


Wie hat sich denn der Umgang mit den Grünen im Neu-Ulmer Stadtrat verändert?


Am Anfang waren wir die Revoluzzer, vor denen man sogar gezittert hat. Ich war früher auch sehr viel schärfer und härter. Jetzt hat sich das Verhältnis deutlich geändert und ich denke, die Grünen sind mittlerweile anerkannt, zumindest teilweise.


Sie sind also altersmilde geworden?


Nicht unbedingt. Aber am Anfang wurden die Grünen abgelehnt und wir waren mit unseren Anträgen immer allein. Das hat sich inzwischen geändert.


Sind im Stadtrat inzwischen auch Freundschaften entstanden?


Das nicht, eher eine gewisse Kumpelhaftigkeit. Freundschaften gibt es zum Beispiel mit dem Ehepaar Wartha und den De Marias, die alle schon im Stadtrat waren. Mit ihnen verreisen wir seit 20 Jahren regelmäßig in den Herbstferien. Auch mit der jetzigen Fraktion gibt es ein freundschaftliches Verhältnis.


Sind es noch die gleichen Grünen wie in den 80er Jahren?


Nein, die Partei hat sich geändert. Ökologisch, basisdemokratisch, gewaltfrei und sozial wollten die Grünen sein. Das gilt in der Bundespartei nicht mehr unbedingt. Unter unserem Außenminister Joschka Fischer wurde Belgrad während des jugoslawischen Bürgerkriegs von der Nato bombardiert. Mit Gerhard Schröder wurden die Hartz-IV-Gesetze beschlossen und die Einkommenssteuer gesenkt. Bundespolitisch hat sich die Partei angepasst. Wir sind oft die kleinere Partei in einer Koalition, nur in Baden-Württemberg die größere. Das bedeutet: Kompromisse müssen geschlossen werden.


Würden Sie auch heute noch den Grünen beitreten?


Ja. Es stimmt ja noch unter dem Strich. Aber so wie am Anfang ist es nicht mehr.


In der Kommunalpolitik gibt es selten andauernde Koalitionen, in den Landtagen und im Bundestag schon. Für was stehen Sie aus dem großen Koalitionsreigen, an dem sich Grüne beteiligt haben? Für Grün-Schwarz? Für Rot-Rot-Grün? Für Rot-Grün? Für Schwarz-Gelb-Grün?


So wie am Anfang in Baden-Württemberg, also Grün-Rot. Oder für Grün-Rot-Rot.


Sie haben in den 32 Jahren im Neu-Ulmer Stadtrat drei Oberbürgermeister erlebt? Wie schätzen Sie sie ein?


Dr. Peter Biebl war sehr umgänglich und sehr belesen und gescheit, er hat leider zu stark dem Alkohol zugesprochen. Beate Merk war sehr sachlich und uns Grünen gegenüber auch positiv und freundlich eingestellt. Gerold Noerenberg ist manchmal schwierig, beispielsweise in seinem Umgangston im Stadtrat, in seinen manchmal unpassenden Bemerkungen gegenüber einzelnen Stadträten und Stadträtinnen. Aber er kann auch anders.


Sie haben nicht nur für den Neu-Ulmer Stadtrat kandidiert?


Ja, auch für Landtag und Bundestag und als Oberbürgermeister. Alles vor langer Zeit und mit geringen Chancen. Aber Spaß hat das gemacht, auch wenn ich Plakate selber entwerfen und aufhängen musste. Heute ist alles viel professioneller geworden.


Erinnern Sie sich noch an ein Plakat?


Ja, zum Beispiel an eines aus dem OB-Wahlkampf in den 80er Jahren mit dem Slogan: „Biebl in die Kirche, Martini on the Rocks und Juchheim ins Rathaus“. (Anmerkung der Redaktion: Biebl war amtierender OB, Klaudia Martini seine SPD-Herausforderin.)


Sie haben immer noch Spaß an der Kommunalpolitik?


Ja. Aber nach 32 Jahren denkt man schon über die lange Zeit nach, die man dafür eingesetzt hat. Wenn man sieht, was alles erreicht wurde, ist es schön.


Sie sind bis 2020 gewählt. Wollen Sie so lange noch durchhalten?


Ich denke ja. Zumindest noch so lange, bis die Gänstorbrücken-Unterführung gebaut ist.


Sie waren Lehrer an einer beruflichen Schule und sind mittlerweile pensioniert. Was machen Sie so neben der Politik?


Viel Sport treiben, wandern, Rad fahren und reisen. Ich lese viel und besuche auch gern kulturelle Veranstaltungen.

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