Online und vor Ort erlebbar... sieht so def Handel der Zukunft aus?

16. März 2017

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Handel muss ins Internet

Online Die Ulmer Geschäfte brauchen aus Sicht lokaler Akteure eine digitale Plattform. Dafür könnte München, aber auch Günzburg, als Vorbild dienen. Von Frank König und Beate Storz


Angesichts des immer stärker werdenden Onlinehandels werden die Stimmen lauter, die einen digitalen Marktplatz für die Einkaufsstadt Ulm – aber auch Neu-Ulm – fordern. Dazu zählt der Präsident des baden-württembergischen Handelsverbands und Chef von Abt am Münsterplatz, Hermann Hutter. Auf einer solchen Plattform im Internet müssten freilich auch lokale Gastronomie, Kultur, Nahverkehr sowie Service wie Wetter zu finden sein, hatte Hutter zuletzt schon auf der Konsumgütermesse „Ambiente“ in Frankfurt erläutert. Die Plattform war nun auch Thema bei einem Handelsdialog in der Volksbank. Hutter hält es in dem Kontext für bemerkenswert, dass Günzburg in der Sache schon viel weiter gediehen ist als Ulm.


Dort soll demnach im Rahmen eines bayerischen Modellprojekts schon im Sommer ein entsprechender Marktplatz ans Netz gehen. Hutter, dessen unternehmerische Wurzeln in Günzburg liegen, lobt den flexiblen Ansatz. Die Läden können sich schon mit wenigen Euro pro Monat mit einer Image-Präsentation einbringen und das Ganze bis zu einem Webshop ausbauen. Dafür sind normalerweise hohe Investitionen erforderlich, wie Hutter aus eigener Erfahrung bei Abt weiß. Gleichwohl führe in Zeiten rückläufiger Frequenzen in den Innenstädten kein Weg am Internet vorbei. In Ulm komme erschwerend hinzu, dass seit der Schließung des Parkhauses Sedelhöfe vorübergehend 500 Parkplätze fehlten.


Anteil von Online wächst rasch


Am Thema digitaler Marktplatz für Ulm sind auch die IHK, das City-Marketing und – nach der Aufforderung durch Schuhhändler Michael Ratter – außerdem die Initiative Ulm-Digital mit Heribert Fritz dran. OB Gunter Czisch hat bisher, wie berichtet, freilich eine finanzielle Beteiligung der Stadt Ulm ausgeschlossen.


Beim Dialog in der Volksbank beschrieb die Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbands, Sabine Hagmann, die Mindestanforderungen für Händler im Web: „Wenigstens sollten sie im Internet mit Adresse und Öffnungszeiten zu finden sein.“ Staatssekretärin Katrin Schütz sagte, man müsse den Wandel in dem für die Innenstädte wichtigen Handel auch mit Digitalisierungsprämien und Digitallotsen fördern.


Der Fachmann für E-Commerce Prof. Klaus Gutknecht referierte darüber, wie die Digitalisierung des Handels in Bayern erfolgreich läuft. Die Zahlen sind dramatisch: Der Online-Marktanteil am gesamten Einzelhandel betrug 2015 noch zehn Prozent und soll sich in den nächsten zehn Jahren verdoppeln. Darin seien freilich auch die Zahlen der Supermärkte enthalten. In der Textilbranche betrage der Online-Anteil heute schon 22 Prozent, in zehn Jahren seien es 37 Prozent. Dies könne zur Folge haben, dass die örtlichen Einzelhändler kein Wachstum mehr verzeichnen und irgendwann aufgeben müssen. Das gefährde die Innenstädte.


Deshalb müsse jetzt etwas geschehen, der einzige Weg dabei sei die Digitalisierung. Eine regelrechte Schockreaktion im Publikums löste Gutknecht mit einem privaten Erlebnis in München aus. Weil er für seinen Sohn abends um acht Uhr ein Computerspiel kaufen sollte, aber die Fachhändler am Telefon nicht mal wussten, ob sie es überhaupt hatten, bestellte er bei Amazon Prime Now um 21.41 Uhr. Eine Stunde später war die Lieferung da. „Dieses Modell gibt es zur Zeit nur in Großstädten wie Berlin oder München“, beruhigte er.


„Ulm ist eine tolle analoge Stadt“


Das Beispiel zeige freilich, dass sich die Einzelhändler dringend mit dem Thema Digitalisierung befassen müssen. Die Chefs müssten das Thema ernst nehmen und dürften es nicht auf Praktikanten übertragen. Ganz wichtig sei die Kundenorientierung: „Was will der Kunde? Das ist die Frage, die sie beantworten müssen.“


Oft fehlten auch bei gemeinsamen Web-Auftritten Infos über Öffnungszeiten der Läden und das Angebot. Deshalb ignorierten die Leute solche Plattformen. Sie wollen auch wissen, welche Veranstaltungen stattfinden oder wo man parken kann. Die Plattform muenchen.de sei sehr erfolgreich, weil sie diese Aspekte berücksichtigt. Gutknecht betreut auch das Projekt in Günzburg. Weitere Modellstädte des bayerischen Wirtschaftsministeriums sind Pfaffenhofen und Coburg.


Der Ulmer Citymanager Henning Krone setzt auf Beratung und Aktionen. Er findet die Gassen mit den vielen inhabergeführten Geschäften einmalig: „Ulm ist eine tolle analoge Stadt.“ Dies sei vielleicht auch in der Zukunft ein Plus für Ulm (siehe Infokasten).


IHK-Hauptgeschäftsführer Otto Sälzle hält das Günzburger Modell für vorbildlich. Aus seiner Sicht muss es auch eine „digitale Präsenz für den Handelsstandort Ulm“ geben, wie er nach dem Dialog nochmal betonte. Dazu soll es im April ein Treffen mit City-Marketing und Handelsverband geben. Auch mit der Digital-Initiative wolle man entsprechend Kontakt aufnehmen.

 

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