Kunstrasen oder Acker?

17. März 2017

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Saison am seidenen Faden

Muthenhölzle Seit vier Monaten ist der Kunstrasenplatz des TSV Neu-Ulm gesperrt. Der Grund: verklebtes Granulat. Für die American Footballer der Spartans ist die kommende Spielzeit gefährdet. Von Alexander Kern


Er ist eine begehrte Fläche auf dem Trainingsgelände des TSV Neu-Ulm: Den Kunstrasenplatz nutzen die American Footballer der Spartans, die Fußballabteilung des TSV sowie sechs weitere Stadtteilvereine Neu-Ulms. Doch das Spielfeld am Muthenhölzle hat seit vier Monaten kein Sportler mehr betreten. Vorhängeschlösser versperren die Eingangstüren. Bei den Spartans liegen die Nerven blank. Sie sind auf den Kunstrasenplatz angewiesen. Denn bei schlechtem Wetter empfangen sie dort ihre Gegner – statt im Dietrich-Lang-Stadion. „Die Saison geht im April los. Wenn wir den Platz nicht nutzen können, droht uns das Saisonaus“, sagt Headcoach Daniel Koch.


Verklebtes Granulat


Der Grund für die Sperrung des Feldes ist das Gummigranulat. Bei den Trainingseinheiten im Sommer fing es an zu verkleben. Klumpen aus Kunstrasen blieben unter den Sohlen der Sportler hängen – ein Produktionsfehler. „Als es immer schlimmer wurde, haben wir die Stadt als Eigentümer eingeschaltet“, erzählt Klaus Weiß, Abteilungsleiter bei den Spartans. Ein Experte stellte fest, dass das Granulat für 80 000 Euro ausgetauscht werden muss. Die Stadt zog die alten Gummiteile schließlich im Dezember vergangenen Jahres ab.


Doch anstelle eines schnellen Austauschs wollten die Verantwortlichen das schlechte Granulat zunächst chemisch untersuchen lassen. „Nicht, dass die neue Lieferung ähnlich ist und wieder verklebt“, erklärt Ralph Seiffert, Fachbereichsleiter für Sport bei der Stadt Neu-Ulm. Im Dezember und Februar habe es daher zwei Analysen gegeben. Derzeit berate man sich darüber, welches Granulat bestellt wird. Seiffert: „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, dass der Platz so schnell wie möglich wieder bespielbar wird.“ Das sieht Heinz Koch, Pressesprecher der Spartans, anders: „Die Verwaltungsmühlen mahlen langsam. Die Analysen hätten schneller ablaufen müssen. Außerdem sollte das Granulat schon längst gekauft sein.“ Seiffert entgegnet: „Wir haben vernünftig gehandelt und die Untersuchungen abgewartet. Den Ablauf hätte man nicht beschleunigen können.“


Nun hoffen Stadt und Spartans gleichermaßen auf das Wetter. Denn damit das neue Granulat verteilt werden kann, muss es draußen über mehrere Wochen warm und trocken sein. Es wird also noch eine unbestimmte Zeit dauern, bis der Kunstrasenplatz wieder genutzt werden kann. Da pro Woche mehr als 350 Sportler aus verschiedenen Abteilungen des TSV die Anlagen nutzen, wird es auf den Nebenplätzen eng. Die Spartans sind verzweifelt: Am 29. April steht das erste Saisonspiel gegen die Straubing Spiders auf dem Plan. „Die Vorbereitung ist total verkorkst. Wir müssen größtenteils in der Halle trainieren“, sagt Headcoach Daniel Koch. Dabei sei jede Minute Außentraining immens wichtig: „Draußen sammeln wir die entscheidenden Erfahrungen für die anstehende Spielzeit. Für uns entsteht also ein klarer Wettbewerbsnachteil.“


Um das zu verhindern, wollten die Spartans eigentlich auf einem Kunstrasenplatz in Ulm trainieren. Doch auch das klappte nicht. „Die Stadt hat uns mitgeteilt, dass für Neu-Ulmer Vereine kein Platz da sei“, sagt Koch. Darüber hinaus mussten die Spartans ihre vereinbarten Testspiele auf dem Kunstrasen zum Gegner verlegen. „Uns gehen die Heimeinnahmen flöten“, so Trainer Koch.


Doch es kann noch schlimmer kommen. Wenn die Spartans während der Saison nicht auf den Kunstrasen können, müssen sie ihre Heimspiele kampflos aufgeben. Pro Absage verlangt der Verband rund 1500 Euro. „Sollte das zum Dauerzustand werden, können wir die Mannschaft abmelden“, sagt Koch und ergänzt: „Wir hoffen aber inständig, dass das Granulat rechtzeitig verlegt werden kann.“


Naturrasen ist Ackerlandschaft


Derart drastisch sieht es bei den Fußballern des TSV Neu-Ulm nicht aus. Ihre laufende Saison im Abstiegskampf in der Landesliga ist ungefährdet. Sie können bei Wind und Wetter im Stadion spielen. Dennoch haben die Aktiven sowie die Jugendmannschaften Probleme mit dem Naturrasen auf dem Trainingsplatz. Dorthin mussten in den vergangenen Monaten rund 200 Kicker zum Trainieren ausweichen. Der Verschleiß ist dementsprechend. An manchen Stellen ragt kein Grashalm aus dem Boden. „Das ist mittlerweile kein Spielfeld mehr, sondern ein Acker“, bemängelt der stellvertretende Fußball-Jugendleiter Herbert Bracknies.


Mit seinen Kollegen aus der Football-Abteilung appelliert er an die Stadt Neu-Ulm: „Wir können den Zustand nicht länger hinnehmen. Wir bräuchten eigentlich zwei Kunstrasenplätze und haben derzeit nicht mal einen zur Verfügung.“ Mit Blick auf die Basketballer von Ratiopharm Ulm fügt Spartans-Coach Daniel Koch hinzu: „Man darf nicht immer nur den Spitzensport im Blick haben. Für eine Basketballakademie ist Geld da, aber die anderen Institutionen müssen auch berücksichtigt werden.“

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