Kindergarten um die Ecke ist Vergangenheit
Schulentwicklung Neu-Ulm wächst immer weiter. Das bedeutet weitere Wege für Eltern und Kinder. Von Christine Liebhardt
Wir werden weitere Wege zuweisen müssen, und zwar stadtteilweit.“ Ralph Seiffert hat keine unkomplizierte Aufgabe zu bewältigen. Sein Fachbereich – Schulen, Kultur, Sport und Soziales – ist für den Kinderbetreuungs- und Schulentwicklungsplan zuständig. Viele Faktoren bestimmen, ob die Prognosen am Schluss stimmen oder wenigstens ungefähr hinkommen. In einer Sache ist sich Seiffert allerdings sicher: „Den Kindergarten um die Ecke werden wir auf Dauer nicht halten können.“
Denn Neu-Ulm wächst weiter – und wird aufgrund der hohen Geburtenrate immer jünger. Die Zahlen, auf denen die aktuelle Planung basiert, hat Seiffert diese Woche im Schulausschuss den Stadträten vorgestellt. In Bayern soll die Bevölkerung bis 2035 insgesamt um 5,4 Prozent anwachsen, in Neu-Ulm ist die Zahl fast drei mal so hoch: 16 Prozent.
Und während bayernweit bei unter Dreijährigen und 16- bis 19jährigen ein Rückgang vorhergesagt wird (minus 3,7 beziehungsweise minus 7,9 Prozent), sieht die Neu-Ulmer Prognose einen Anstieg von 8,8 beziehungsweise 21,5 Prozent. „Wir haben in der Region im Gegensatz zu Bayern ein extrem hohes Wachstum“, fasste Seiffert zusammen.
Neben dem allgemeinen Bevölkerungswachstum spielen auch die Themen Inklusion, Bildungspolitik und Flucht und Asyl eine Rolle, „aber hier fehlen die Erfahrungswerte“. Dazu kommen Wanderungsbewegungen – innerhalb von Schulformen und Stadtteilen oder ins angrenzende Baden-Württemberg. In der Planung gibt es 2019 zwar kurz einen Überhang an Kita-Plätzen. Was, wie Seiffert erklärt, aber daran liegt, dass im kommenden Jahr sechs Einrichtungen fertiggestellt werden. Außerdem gebe es Stadtteile mit einer gewissen Überversorgung: „Diese Plätze werde anderswo benötigt.“ Im bundesweiten Vergleich steht die Stadt ganz gut da: Der Versorgungsdurchschnitt liegt bei knapp 33 Prozent, in Neu-Ulm sind es 40.
Die Grundschule Burlafingen wächst und wird voraussichtlich ab Anfang der 20er Jahre einen dritten Zug dazubekommen. Wo und wie erweitert werden kann, wird jetzt geplant. Zunächst aber wird ein Container aufgestellt, um die Mittagsbetreuung zu entzerren. Weil die Entwicklung in Burlafingen so dynamisch ist, „müssen wir hier öfter hinschauen als an anderen Standorten“.
Auf Antrag der SPD wird die Verwaltung auch einen Neubau prüfen. Generell hat die Akzeptanz ganztägiger Betreuung im ländlichen Bereich zugenommen. So wird auch an der Grundschule in Reutti die Nachmittagsbetreuung stärker in Anspruch genommen. Wenn in diesem Jahr der Pausenhof neu geplant wird, dann ohne den Hartplatz: Ihn könnte man überbauen, um Platz für die Betreuung zu schaffen.
Und die Mittelschulen? Auch sie wachsen leicht und bleiben ab den 20er Jahren nach heutigem Stand stabil.