Digitale Zukunft...

10. Juni 2018

was kommt auf uns zu ? Wie muss der Staat die Regeln fassen? Ein wirklich guter , informativer Abend. Lesen SIE bitte die NUZ..

Die  Fraktion hatte vorgeschlagen dies Gespräch aufzunehmen und online zu stellen. schauen wir mal, ob die Verwaltung dies macht?

Was bringt die Digitalisierung?
Diskussion Beim zweiten Neu-Ulmer Zukunftsgespräch reden Verdi-Vorsitzender Frank Bsirske und Microsoft-Technologiechef Thomas Landkabel über Roboter, Risiken und Röntgenbilder

von Gerrit R. Ranft

Neu-Ulm Ein Stichwort geht um: Digitalisierung. Und Neu-Ulms dritte Bürgermeisterin Rosl Schäuffele stellte zur Eröffnung des zweiten Neu-Ulmer Zukunftsgesprächs fest, jeder meine ein Stück weit etwas anderes damit. Zwei Fachleute haben am Donnerstagabend auf dem Diskussionsforum im Edwin-Scharff-Haus, unter Leitung von Ronald Hinzpeter, dem Redaktionsleiter unserer Zeitung, für ein wenig mehr Klarheit zum Begriff gesorgt. Frank Bsirske, als Vorsitzender der Gewerkschaft Verdi und Thomas Langkabel von Microsoft Deutschland, äußerten sich zur Frage: „Digitalisierung – und NU?“

So einig sich die Gesprächsrunde vor rund 50 abendlichen Gästen in grundsätzlichen Fragen der Digitalisierung zur Bewältigung der Zukunft von Gesellschaft und Wirtschaft auch war, so unterschiedlich werteten sie das Tempo des medialen Fortschritts und die mit ihm verbundenen Risiken. Langkabel diagnostizierte einen Rückstand von zehn Jahren allein in der Digitalisierung der kommunalen Verwaltung und verlangte zugleich, „in Deutschland mehr Innovationsfreude zu entwickeln“. Gewerkschafter Bsirske zeigte sich vom „Tempo der Roboterisierung des Landes überrascht“ und sorgte sich, in welcher Form sie sich auf die Arbeit des Menschen auswirke.

Microsofts Technologiechef Langkabel pries die kommende technische Entwicklung in hohen Tönen. Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen würden sich ausbreiten, die Grenzen von digital und analog verschwinden, zwei Drittel der heutigen Grundschulkinder werden Berufe erlernen, die es heute noch gar nicht gebe. Aber Berufsbilder hätten sich ja schon immer geändert. Nur komme der heutige Wandel eben schneller und sehr viel breiter daher. Radiologen, die heute bedächtig Röntgenbilder nach Krankheitssymptomen absuchten, würden überflüssig, weil der Rechner das viel schneller und effektiver erledige. Sogar die Zeit des hoch angesehenen Flugkapitäns neige sich dem Ende zu. Heute schon sei so ein Riesenflieger neunzig Prozent der Flugzeit ohne menschliche Hilfe unterwegs.

Die Banken verlören ihre Kompetenz. Und das elektrisch betriebene Auto der Zukunft sei rein mechanisch richtig trivial, Ingenieurskunst für Motoren, Getriebe, Auspuffanlage nicht mehr gefragt, ein rollendes Rechenzentrum werde es sein. Aber die digitalisierte Verwaltung komme eben nicht voran. Langkabel sah da eine Spaltung von Gesellschaft, Wirtschaft und E-Government. Er forderte Gestaltungswillen, um die Digitalisierung nicht nur „passieren zu lassen, sondern im gemeinsamen Diskurs zu steuern“. Dem Land wünschte er „Ambition statt German Angst“.

Grundsätzlich sprach sich auch Bsirske für die Nutzung der Möglichkeiten des digitalen Fortschritts aus, nannte es banal, dass sie Chancen biete. „Aber wann und wo und wie werden die Menschen arbeiten?“ Da werde dem Gewerkschafter doch schon ein wenig bang. Digitale Arbeit im Netz werde messbar, jeder Arbeitsprozess in Echtzeit abbildbar, die Prognose auf die Leistungsfähigkeit des Mitarbeiters also offenkundig, bis hin zur Erkennung potenzieller Straftäter. „Inaktivitätsprotokolle“ würden von Arbeitgebern schon geführt, Kündigungsandrohungen wegen zwei Minuten Arbeitspause ausgesprochen.

Bsirske sah den „digitalen Stundenlöhner“ auf sich zukommen, der Arbeit im Netz annehmen müsse, ohne Lohnsicherheit. „Da müssen wir gegensteuern mit Ausbildung und Weiterbildung.“ Der Strukturwandel werde immer mehr Maschinen hervorbringen, die dem Menschen das Denken abnehmen. „Aber wer steuert da wen?“, fragte Bsirske. Allerdings könnten wegen der Digitalisierung verlorene Arbeitsplätze naturgemäß neu vergeben werden. Gewiss könne der Rechner den Menschen auch entlasten – aber eben nicht als eine Art Selbstläufer.

Zum Ende der knapp zweistündigen Veranstaltung kamen noch Zuhörer zu Wort. Ein Mediziner verlangte vom PC die gleiche praktische Erfahrung, wie sie der Arzt habe, um korrekt werten zu können. „Erfahrung“, so Langkabel, „kann durch die Masse der PC-Rechengänge ersetzt werden.“ Ein Verwaltungsvertreter klagte, die Behördenprogramme hinkten der Aktualität zu weit hinterher, was Langkabel auf das ineffiziente Beschaffungswesen schob. „Aber“, fügte er noch an, „bei all dieser Form an Digitalisierung kommt das Reden mit den Leuten doch zu kurz.“

Wie wird das Verhältnis zwischen Mensch und Roboter in der Zukunft sein? Symbolfoto: Friso Gentsch/dpa

Kommt bald der „digitale Stundenlöhner“?

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