Grundschule Stadtmitte... jetzt auch Schule mit Courage...

25. Oktober 2018

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Toleranz steht auf dem Stundenplan
Einsatz Seit Kinder an der Grundschule Stadtmitte in Neu-Ulm Hetzparolen verbreitet haben, wird dort noch intensiver über Zivilcourage gesprochen. Das macht ein Titel nun auch öffentlich sichtbar

von Ariane Attrodt

Neu-Ulm Wenn Rektorin Beate Altmann in den vergangenen Wochen durchs Treppenhaus und die Gänge der Grundschule Stadtmitte in Neu-Ulm lief, hörte sie die Schüler immer öfter über ein Wort reden: „Courage“. „Die älteren Schüler erklärten den Jüngeren manchmal auch, was es bedeutet“, erzählt Altmann. Ab sofort erkennt auch jeder, der am Gebäude vorbeigeht, dass dieses Thema an der Grundschule eine wichtige Rolle spielt: Denn der Einrichtung wird heute offiziell der Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ verliehen und ein Schild mit dieser Aufschrift aufgehängt.

Die Auszeichnung soll jetzt für die Öffentlichkeit sichtbar machen, was die Grundschule im Bereich der demokratischen Werteerziehung und Toleranz schon seit mehreren Jahren tagtäglich leistet – besonders intensiv seit Februar 2015. Denn damals machte die Grundschule bundesweit Schlagzeilen, als muslimische Viertklässler Hetzparolen verbreiteten. Wie berichtet, fielen damals Sätze wie „Christen muss man töten“ oder „Jude ist ein schlimmes Schimpfwort“. Die islamistischen Parolen, die Lehrer dokumentiert haben, riefen auch die Kriminalpolizei auf den Plan. Am Ende stießen die Ermittler jedoch auf eine Mauer des Schweigens.

An der Grundschule gab es danach Extralektionen in Toleranz: Unter anderem besuchten christliche und muslimische Schüler gemeinsam katholische und evangelische Kirchen und die Moschee in Straß. Hinzu kamen zahlreiche Projekte, erst letztens war wieder ein Schülervertreter der Grundschule beim Demokratietag in Roggenburg dabei. „An dieser Aufgabe wachsen die Kinder auch“, erklärt Altmann. Wenn Wahlen anstehen, ist das sowieso immer Thema im Unterricht. „Das kann man auch gut mit Grundschülern machen“, sagt Altmann und betont, man könne damit sowieso nicht früh genug anfangen. „Die Indoktrinierung passiert ja auch schon im Grundschulalter. Wenn wir nichts dagegensetzen – rechtzeitig – haben wir verloren.“ Das Ziel: Die Kinder dazu zu erziehen, „selbstständig zu denken“, erklärt Altmann.

Die Kinder lernen, dass sie nachfragen und auch mitreden dürfen. „Irgendwann diskutieren sie dann mit ihnen, und das ist für einen selbst auch lehrreich“, so die Schulleiterin. Dabei staunt sie selbst auch immer wieder. Im Ethikunterricht hat sie beispielsweise mit den Viertklässlern die Religionen Christentum, Judentum und Islam verglichen. „Bis dann einer der Schüler gesagt hat: Ja, dann glauben wir ja alle an das Gleiche, dann brauchen wir uns ja gar nicht zu streiten“, erzählt Altmann.

Beim Internationalen Tag gegen Rassismus im März war die Grundschule Stadtmitte ebenfalls mit beteiligt, sie hat den Gedenktag gemeinsam mit der Stadt Neu-Ulm und den drei Mittelschulen der Stadt veranstaltet. Daraufhin sei auch die Idee entstanden, sich für den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ zu bewerben. „Das sind wir ja schon – oder versuchen es schon lange zu sein“, erklärt Altmann. Solche Hetzparolen wie damals seien bislang nicht wieder vorgekommen – zumindest öffentlich in der Schule. „Ich weiß ja nicht, ob die Kinder nichts mehr sagen dürfen oder ob es nicht mehr so passiert“, sagt Altmann.

Heute, bei der Verleihung des Titels, gibt die ganze Schulfamilie gleichzeitig drei Versprechen ab: Jeden, der andere verachtet, zur Rede zu stellen; zu handeln und Lösungen zu finden und auch weitere Projekte in dem Themenfeld zu machen. Das Demokratieverständnis ist mittlerweile „in der Schule schon Alltagsgeschäft“, sagt Altmann. Ein Zeugnis davon ist die „Demokratiewand“ im ersten Stock der Grundschule. Auch dort steht das Wort „Courage“ – und jedem Anfangsbuchstaben wurde eine Bedeutung zugeordnet. „O“ wie offen, „A“ wie Akzeptanz zum Beispiel. Schulleiterin Altmann zeigt auf eines der daneben hängenden Plakate und sagt: „Das hier müssen alle Schüler eigentlich auswendig kennen.“ Auf dem Papier steht in großer Schrift der erste Artikel des Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ »Kommentar

Die Grundschule Stadtmitte in Neu-Ulm bekommt heute den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ verliehen. Das Schild findet dann draußen um Gebäude seinen Platz. Es soll ein Zeichen dafür sein, was die Schule in Sachen Toleranz und Werteerziehung schon über Jahre tut, so Rektorin Beate Altmann. Foto: Alexander Kaya

Die Grundschule hat eine eigene „Demokratiewand“

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