Drohende Armut auch in Ulm / Neu-Ulm..

16. Oktober 2019

Lesen SIE bitte die SWP..
Die FDP steht für Hilfe! EIn Antrag auf Erhöhung des sozialen Wohnungsbaus in NU wurde vor einigen Monaten nicht angenommen.

Sorge über Zunahme an Armut

Gesellschaft Wohlfahrtsverbände und Gewerkschaft kritisieren mangelnde Chancen und Teilhabe von Menschen mit wenig Geld. Ein Hauptproblem: teure Mieten. Von Chirin Kolb

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och ist die Wirtschaftslage gut auch in der Ulmer Region, doch die Anzeichen einer Eintrübung mehren sich. Wohlfahrtsverbände wie Diakonie, Caritas und Rotes Kreuz sowie die Gewerkschaften erfüllt das mit Sorge. Sie fürchten nicht nur eine Zunahme von Armut, sie haben schon jetzt in ihrer täglichen Arbeit mit Menschen zu tun, die abgehängt sind. Wer wenig Geld hat, habe immer weniger Chancen, kritisieren die Wohlfahrtsverbände und der DGB zur diesjährigen Woche der Armut.

Ein Hauptproblem sei der Wohnungsmangel. Für Karin Ambacher vom Roten Kreuz ist das „ein politisches Versagen“. Seit rund 15 Jahren fallen Wohnungen „systematisch aus der Sozialbindung, obwohl die Wohlfahrtsverbände davor gewarnt haben“, sagt sie. Zudem würden viel zu wenig günstige Mietwohnungen gebaut, deshalb stiegen die Mieten.  Georg Auweder von der Diakonie spricht von einigen „Vermieterhaien“, die „für die letzte Spelunke horrende Mieten“ verlangten.

 In Ulm liege die Miet­­obergrenze für einen Vier-Personen-Haushalt, der Hartz IV bezieht, bei 850 Euro Gesamtmiete, für Alleinstehende bei 465 Euro. Auf dem freien Markt finde sich für diese Beträge so gut wie nichts, sagt Monika Betz-Albegiani von der Caritas. Die städtische UWS sei zwar ein Segen, die Warteliste betrage aber ein Jahr.

Das Problem werde auch in Ulm zunehmend größer, da sind sich die Verbände sicher. Allein schon wegen steigender Altersarmut. „Wir werden mehr arme Rentner haben“, sagt Ambacher. Und zwar, weil es vielen Menschen an auskömmlicher Arbeit mangele, Stichwort: prekäre Arbeitsverhältnisse, Teilzeitjobs und womöglich steigende Arbeitslosenzahlen. Noch sei die Arbeitslosenquote in Ulm mit 3,5 Prozent zwar niedrig, sagt Antje Trosien vom DGB. Im Vergleich zum September 2018 seien aber bereits 84 Menschen mehr ohne Stelle. Die Gewerkschaft fordert deshalb mehr Aus- und Weiterbildung für Hartz IV-Bezieher, den Ausbau der öffentlichen Beschäftigung und mehr individuell zugeschnittene Hilfen.

Wer wenig Geld hat, sei zudem in weiten Teilen von der Teilhabe an der Gesellschaft abgeschnitten. Betz-Albegiani macht das zum Beispiel am Betrag fest, der einem Alleinstehenden Hartz IV- oder Grundsicherungsbezieher monatlich für Freizeitaktivitäten zur Verfügung steht: 40,66 Euro. Davon entfallen 8,99 Euro auf die Teilnahme an Sport- und Kulturveranstaltungen, 5,85 Euro für Zeitungen, 4,96 Euro für Bücher. Abgesehen davon, dass solche Summen nicht ausreichten, um tatsächlich Teilhabe zu ermöglichen: „Die rechnerisch zur Verfügung stehenden Beträge werden aufgefressen durch Wichtigeres wie Wohnen, Strom oder Fahrtkosten.“

Allein die Kosten für Fahrkarten oder Benzin machten es vielen Menschen unmöglich, an Veranstaltungen teilzunehmen – umso mehr, wenn sie auf dem Dorf wohnen.  Die Stadt Ulm habe zwar das Sozialticket eingeführt, das allerdings nicht für Kinder gelte. „Ein Sozialticket für Kinder wäre eine klasse Sache“, sagt Elke Toth von der Diakonie. Im Alb-Donau-Kreis gebe es gar nichts Vergleichbares, kritisiert sie.

Jeder kann betroffen sein

Das „Starke-Familien-Gesetz“ habe laut Toth zwar Verbesserungen gebracht. Es müsse aber sichergestellt werden, dass die Informationen auch bei den Menschen ankommen, die davon profitieren können.

Die Wohlfahrtsverbände machen die Erfahrung, dass sich Armut häufig vererbt, dass also Kinder aus finanziell schwachen Familien oft wieder in der Abhängigkeit von öffentlichen Geldern landen. Darüber hinaus könne Armut jeden treffen: durch Alter, Trennung, Krankheit, Arbeitslosigkeit. Für Elke Toth ist die Beschäftigung mit Armut deshalb eine Frage, die die ganze Gesellschaft betrifft. „Es geht darum, wie wir leben wollen“, sagt sie. „Sind Menschen, die aus welchen Gründen auch immer schwächer sind als andere, weniger wert? Wollen wir als Gesellschaft für diese Menschen da sein, auch wenn sie uns Geld kosten?“

Der Mensch ist mehr als eine Zahl

Themenabend Die Ulmer Wohlfahrtsverbände haben mit dem DGB zur Woche der Armut einen Themenabend organisiert. Er steht unter dem Titel „Der Mensch ist mehr als eine Zahl“ und findet am Donnerstag, 17. Oktober, ab 18.30 Uhr im Café Jam, Münsterplatz 21, statt. Es gibt kurze Vorträge von Schuldnerberater Martin Staiger, Diakonie-Geschäftsführerin Petra Frey und Verdi-Bezirksgeschäftsführerin Maria Winkler, Diskussion und Musik.

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