Neu-Ulm soll schöner werden..
28. April 2010
lesen Sie aber zuerst einmal den Artikel der SW Presse..
Handbuch gibt Tipps, wie Neu-Ulm schöner werden kann
Neu-Ulm. Es ist offensichtlich: Neu-Ulm ist keine Schönheit. Kein mittelalterliches Fachwerk, keine winkligen Kopfsteinpflastergässchen, dafür viel nüchterne Nachkriegsarchitektur - Häuser, schnell und billig hochgezogen, weil Wohnungen knapp waren. Doch auch das hat seinen Reiz. Finden jedenfalls die Neu-Ulmer Stadtplaner Jörg Oberle und Raimund Heckmann.
Etwas Schönes noch schöner machen? Geschenkt. Aber Häuser, die nicht gleich ins Auge fallen, die keine architektonische Qualität haben, Straßenzüge, die auf den ersten Blick nichtssagend wirken, herauszuputzen, das ist eine echte Herausforderung. "Es kommt sehr auf Kleinigkeiten an, es ist auch mit wenigen Mitteln viel zu machen", sagt Oberle, Neu-Ulms oberster Stadtplaner. "Aber man kann durch Gedankenlosigkeit viel kaputt machen."
Die Stadt Neu-Ulm zahlt Eigentümern, die in der Innenstadt Häuser besitzen, Zuschüsse für die Sanierung. Weil die Stadtplaner aber auch ideell Unterstützung leisten wollen, haben sie jetzt das Gestaltungshandbuch entwickelt, das in Wort und Bild Tipps gibt. In der Hauptrolle: Farbe. Ein Straßenzug voll grauer Häuser wirkt fad und trist, ein rotes Haus dazwischen oder ein gelbes: "Schon kommt Leben rein." Aber nicht einfach ein Gebäude von oben bis unten in einer Farbe anstreichen! Im Idealfall hat ein Haus in der Neu-Ulmer Innenstadt drei aufeinander abgestimmte Farbtöne: eine Hauptfarbe für die Fassade, eine andere für den Sockel, eine dritte für Fensterumrandungen und Leibungen.
Beim Rundgang durch die Stadt finden Oberle und Heckmann etliche gelungene Beispiele. An manchen entdeckt das geschulte Auge des Fachmanns aber Details, die die Harmonie stören: einen Briefkasten, der nicht ins Gesamtbild passt, eine nüchterne neue Haustür statt der alten hölzernen, wirr durcheinander angebrachte Werbeschilder. Gegen Ladenschilder, Kneipenschriftzüge und Werbebanner haben die Stadtplaner an sich nichts einzuwenden - es dürfen nur nicht zu viele sein. Und auch bei Schildern gilt: Es kommt auf Kleinigkeiten an. Ein beleuchtetes Metallschild könne sogar Stimmung in eine Straße bringen. Ein Kunststoff-Leuchtkasten dagegen sei out.
Die Stadt fördert freilich nicht nur alles, was die Fassade eines Hauses schöner macht, ein neuer Anstrich zum Beispiel, ein frisch gedecktes Dach, passende Fenster und Türen. Geld gibt es auch, wenn Höfe und Freiflächen gestaltet werden, nach dem Motto: Grün statt Asphalt. Allerdings schauen sich die Stadtplaner genau an, wofür sie die städtische Kasse öffnen - nicht jeder, der an seinem Haus werkelt, erhält automatisch Geld. "Die Qualität muss stimmen", sagt Oberle. "Manches tut einem in der Seele weh." Die Stadtplaner legen außerdem Wert darauf, dass die Hausbesitzer ihre Immobilie auch insgesamt in Schuss halten.
Wer durch die Neu-Ulmer Innenstadt geht, sieht: Das macht nicht jeder. Manche Eigentümer wohnen weit weg und haben kaum Bezug zu ihrem Haus, manche Gebäude gehören Eigentümergemeinschaften, die sich über Investitionen nicht einigen können, andere Besitzer sind nur an Mieteinnahmen interessiert. "Wenn es extrem wird, sprechen wir die Eigentümer an", erzählt Oberle. Bisweilen vergebens. Wenn das Haus nicht gerade einsturzgefährdet ist, hat die Stadt keine Möglichkeit, Druck auszuüben. "Uns bleibt nur Zuckerbrot, eine Peitsche haben wir nicht."
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