Landkreis: Mehr Klimaschutz wagen..

16. Juli 2019

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1.07.2019 KREIS NEU^-ULM UND REGION

Landkreis wagt mehr Klimaschutz

Umwelt Die Politik macht Druck, entwickelt Ideen, will die „Fridays for Future“-Gruppe einbeziehen. Im Herbst dieses Jahres sollen Bürger und Experten konkrete Schritte diskutieren. Von Niko Dirner

S

ogar Greta Thunberg war präsent, als der Umweltausschuss des Neu-Ulmer Kreistages kürzlich über den Klimaschutz diskutierte: Kreisrat Jürgen Bischof (Freie Wähler) las aus der Rede vor, die die 16-jährige Aktivistin aus Schweden vergangenes Jahr auf dem UN-Klimagipfel in Kattowitz gehalten hatte. Darin sagt Thunberg, „das einzig Sinnvolle“ sei jetzt „die Notbremse zu ziehen“. Auch Bischof mahnte, der Landkreis Neu-Ulm müsse mehr tun für den Klimaschutz. Das hießen letztlich alle Ausschussmitglieder gut und beschlossen, im Herbst zunächst einen Workshop zum Thema zu veranstalten.

Bischof, der das Thema mit einem Antrag auf die Tagesordnung gehoben hatte, rannte offene Türen ein. Etwa bei Landrat Thorsten Freudenberger, der meinte: „Wichtig ist, dass wir zum Handeln kommen.“ Entstehen müsse eine „gesamtgesellschaftliche Bewegung“. Der Landkreis tue auch schon viel, führte der im Landratsamt angestellte Klimaschutzmanager Florian Drollinger aus: Das neue Fernwärmenetz in Weißenhorn reduziere den Einsatz fossiler Brennstoffe, bis Ende dieses Jahres sollen somit 2500 Tonnen CO2 eingespart werden. Arten- und Naturschützer werden in Koordinierungstreffen zusammengebracht. Kreiseigene Gebäude werden gedämmt.

Wichtig ist,
dass wir zum Handeln kommen.
Thorsten Freudenberger
Neu-Ulmer Landrat

Die weiteren Ideen lauten: Öffentliche Flächen, wie etwa Parkplätze, entsiegeln, die bestehenden Biotope vernetzen, weitere Äcker in Blühwiesen verwandeln – heuer hat das auf 50 Hektar geklappt –, den Fuhrpark des Landratsamtes auf klimafreundliche Fahrzeuge umstellen. Zudem wird Drollinger – vergleichbar dem Behindertenbeauftragten – bei relevanten Fragen hinzugezogen, werden ihm vom Landrat „zusätzliche fachbereichsübergreifende Befugnisse übertragen“. Etwa bei Bauvorhaben, bei Vergaben, dem Umbau des Fuhrparks.

Die Vorschläge der Kreisräte lauteten etwa: den ÖPNV massiv ausbauen, Ticketpreise halbieren, Zuschüsse für Gebäudesanierungen bezahlen (alles Jürgen Bischof); eine Wasserstoff-Tankstelle an der A 7 aufstellen, mit im Müllheizkraftwerk Weißenhorn erzeugten Wasserstoff (Franz-Josef Niebling, CSU); Strom vor Ort in der Region produzieren (Herbert Richter, SPD).

Das Staatliche Schulamt, betonte dessen Leiter, Freie-Wähler-Kreisrat Ansgar Batzner, sei auch schon sehr aktiv. Er hatte eine Liste mit 25 Projektideen mitgebracht – von Upcycling bis Insektenhotels. Er lade die 9000 Schüler und 1000 Lehrer im Landkreis ein, sich am Freitag, 20. September, am weltweiten Aktionstag der „Fridays for Future“-Bewegung teilzunehmen, Motto: „Unsere Welt – die Zukunft bist Du!“ Das wollte Batzner aber ausdrücklich nicht als Aufforderung zum Schwänzen verstanden haben. Der Aktionstag solle „in Vereinbarkeit mit der Schulpflicht“ stattfinden.

Um die Ideen aufeinander abzustimmen, soll es den besagten Workshop mit  Bürgern und Initiativen wie „Fridays for Future“ geben. Bischofs Vorstoß, wie in anderen Kreisen und Städten den „Klimanotstand“ auszurufen und Drollingers Vorschlag, einen eigenen Kreis-Ausschuss „Umwelt, Klima, Natur“ zu gründen, werden erstmal nicht weiter verfolgt. Bischof bestand aber darauf, dass Experten die Veranstaltung begleiten sollen, etwa Professor Ottmar Edenhofer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Damit der Kreis tatsächlich die richtigen Schritte unternimmt.

Flächenverbrauch soll reduziert werden

Bilanz Die Energie- und CO2-Bilanz für den Landkreis Neu-Ulm soll ab 2020 die Regionale Energieagentur Ulm erstellen. Bislang hatte diese Aufgabe die Green City Projekt GmbH übernommen. Das Unternehmen hat aber wegen mehrerer langfristiger, krankheitsbedingter Ausfälle abgewunken. Nach den jüngsten Zahlen von 2013 hat jeder Landkreis-Bürger pro Jahr einen CO2-Ausstoß von 11,6 Tonnen.

Fläche Auch der Flächenverbrauch war am Dienstag ein Thema im Umwelt-Ausschuss. Deutlich wurde, dass der Landkreis Neu-Ulm zu den am dichtesten besiedelten Räumen in ganz Bayern gehört. Rund 6000 Hektar sind Siedlungsfläche (Wohnen, Gewerbe, Sport), auf rund 3500 Hektar befinden sich Straßen und Wege. Dafür zählen rund 41 000 Hektar zur Vegetation (fast 80 Prozent des Kreisgebietes), 1200 Hektar sind Gewässer. Um weniger zu versiegeln solle höher gebaut werden, sollen Leerstände identifiziert, Pausenhöfe und Parkplätze vom Asphalt befreit werden. Mit Erstaunen wurde aufgenommen, dass die Waldflächen von 2015 bis 2017 um rund 25,5 Hektar zugenommen haben.

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