Auch MIttelständler können " ins Rutschen" kommen...

07. April 2018

Lesen SIE bitte die SWP.. und wie die Eigentümer sich selbst wieder einbringen..

Der große Butzbach-Umbruch

Wirtschaft Nach einer Phase der Probleme besinnt sich der Torehersteller bei seiner Restrukturierung jetzt auf einen Mittelweg zwischen Alt und Neu. Mehrere Führungskräfte sind ausgeschieden. Von Regina Frank


Inhaber Thilo Butzbach spricht von der „Quadratur der Probleme“ und will damit zum Ausdruck bringen: Der Umbau des Familienunternehmens, bei dem alle Stellen intern neu besetzt wurden und gleichzeitig eine neue Software eingeführt wurde, führte zu einer Mehrfachbelastung, die nicht funktioniert hat. Die Folge: Der Tore-Hersteller hatte die Daten nicht mehr im Griff, verlor den Überblick. Über Aufträge, Material, Produktion – mit Auswirkungen bis ins Controlling. Das Unternehmen rutschte in die Verlustzone.


Die Verluste im Jahr 2016 seien noch durch Umzug und Investitionen bedingt und erklärbar gewesen, sagt Butzbach, aber die Beschleunigung der Talfahrt in 2017 habe ihn dann alarmiert: Ende des Jahres schoss er eigenen Angaben nach nochmal Kapital zu, um die Liquidität des Unternehmens zu sichern und die Banken zu beruhigen. 2019 glaubt der Unternehmer, wieder schwarze Zahlen schreiben und 2020 „die übliche Rendite“ erreichen zu können.


Der Turnaround beim Arbeitsklima ist laut Butzbach schon gelungen. Die Stimmung in der Belegschaft habe sich beruhigt, zumal die Botschaft lautet: „Es werden Stellen aufgebaut, nicht abgebaut.“ Indes: Es gab eine Reihe von Kündigungen, daraus macht der Unternehmer keinen Hehl. Seitens der Mitarbeiter, seitens der Unternehmensführung. Einige Mitarbeiter sprangen frustriert ab. Thilo Butzbach räumte auf Ebene der Geschäftsbereichsleiter auf und entließ einige Führungskräfte. „Ich hatte den Eindruck, dass sie die Probleme nicht in den Griff bekommen haben“, sagt der Mittelständler. Und: „Führungskräfte sind dazu da, die Mitarbeiter zu unterstützen.“ Einige der Stellen sind noch vakant.


Butzbach führt die Geschäfte


In der Geschäftsführung gab es ebenfalls Veränderungen: Tim Füldner, also der Mann, der neue Strukturen in dem Familienunternehmen aufbauen sollte, sei diese Neuerungen „zu ambitioniert“ und mit „zu viel Zeitdruck“ angegangen, sagt Butzbach. Von den 180 Mitarbeitern, die die neue Software nutzen, seien viele nicht ausreichend geschult und somit überfordert gewesen. Füldner schied per Eigenkündigung aus dem Unternehmen aus. Der für Personal verantwortliche Geschäftsführer Thomas Kurz habe das Amt niedergelegt, bleibe indes weiter im Unternehmen beschäftigt. Im Moment ist Thilo Butzbach somit alleiniger Geschäftsführer – und das nicht mehr bloß „de jure“: Er hat sich wieder ins operative Geschäft „eingeklinkt“, nachdem er sich zuvor zurückgezogen hatte. Kurz- bis mittelfristig will der Unternehmer die Geschäftsführung wieder auf zwei bis drei Personen erweitern.


Da die Probleme des Toreherstellers hausgemacht sind, können sie auch ausgeräumt werden. Butzbach bildete ein internes Team, bestehend aus drei Mitarbeitern der eigenen IT-Abteilung und einem Mitarbeiter des Qualitätsmanagements. Es sollte herausfinden, welche Abläufe nicht funktionieren. Inzwischen seien viele Probleme behoben: Butzbach liefere wieder pünktlich; in puncto Mengen habe das Unternehmen jedoch sein Soll noch nicht ganz erreicht.


In Zuge des großen Umbruchs, der Teil einer Zukunftsstrategie ist, war, wie berichtet, kein Stein auf dem anderen geblieben. „Einer der in der Arbeitsvorbereitung arbeitete, war jetzt im Produktmanagement“, sagt Butzbach. Es fehlte also zur Einführung der neuen Software das spezielle Abteilungswissen, um zu erkennen, dass einiges aus dem Ruder lief.


Das Klima wird wieder besser


Das Betriebsklima im vergangenen Jahr beschreibt der Vorsitzende des Betriebsrats, Wilhelm Bittracher, so: „Der Mensch wurde nicht mehr gesehen.“ Es sei nur noch um FTEs gegangen, also Full-Time-Equivalente – ein Begriff aus dem Management-Jargon. Man könnte genauso gut von Vollzeit-Arbeitskräften sprechen oder Mann-Tagen. „Die Mitarbeiter waren psychisch belastet, und die Motivation war nicht mehr so wie vorher.“ Durch die Veränderungen in der Geschäftsführung sei das Klima wieder besser geworden. Bittracher hofft, dass die Kollegen – aktuell sind es 355 – nun wieder Anerkennung erfahren, sich wohlfühlen und als eine Butzbachfamilie erleben. Der Betriebsratsvorsitzende spricht von einen Aufbruch: „Die Weichen sind gestellt und zwar richtig.“


An Arbeit mangelt es nicht: Das Kellmünzer Unternehmen bekam einen Großauftrag aus der Türkei – Hangartore für den dritten Flughafen in Istanbul – mit einem Volumen von drei Millionen Euro. Deshalb wurde in mehreren Abteilungen eine zweite Schicht eingeführt.

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