Die POLIZEI zeigt "Flagge" in der Stadt Neu-Ulm
06. April 2018
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Von Ronald Hinzpeter
Neu-Ulm Es kann schon mal passieren, dass ein einzelnes Ereignis die Statistik ordentlich durcheinanderbringt. So sorgte eine aus dem Ruder gelaufene Hochzeitsfeier in der Leibnitzstraße dafür, dass sich die Bilanz der Neu-Ulmer Polizeiinspektion in Sachen Gewaltkriminalität etwas schlimmer darstellt, als sie in Wirklichkeit ist.
Um 43 Prozent ist im Jahr 2017 die Zahl der Körperverletzungen auf öffentlichen Straßen und Plätzen nach oben geschnellt – dahinter verbergen sich jedoch nur zehn Fälle, denn die Gewaltkriminalität im Bereich der Neu-Ulmer Inspektion bewegt sich auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Und dann passiert so etwas in einer Juninacht: 13 Streifenwagen müssen ausrücken, weil Gäste einer Hochzeitsfeier auf offener Straße handgreiflich aneinandergeraten sind. Daraus wurden im Zuge der Ermittlungen sieben Einzel-Gewaltdelikte. Die Statistik war in Schieflage geraten.
Dennoch sieht Neu-Ulms Polizeichef Marcus Hörmann keinen Grund zur Entwarnung, weil die Gewaltkriminalität im Raum Neu-Ulm bereits im dritten Jahr hintereinander angestiegen ist, wenngleich sie sich auf vergleichsweise niedrigem Niveau bewegt, wie er bei der Vorstellung der aktuellen Kriminalstatistik betonte. Er führt das darauf zurück, dass die Polizei verstärkt auf Straßen und Plätzen Präsenz zeigt. Das habe auch das Sicherheitsgefühl der Menschen erhöht, denn gerade bei Großveranstaltungen wie dem lebendigen Kreuzweg am Karfreitag oder beim Nabada im Sommer zeigen die Ordnungshüter massiv Flagge. Das ist eine direkte Folge der Terroranschläge in Bayern und Berlin im Jahr 2016. Deshalb werden bei Großveranstaltungen verstärkt Sperren aufgefahren. Das führe aber zu „phänomenalen“ Rückmeldungen in der Bevölkerung: „Es wird sehr gut angenommen. Ich möchte mich ausdrücklich für das Verständnis bedanken“ , so Hörmann.
Die verstärkte Präsenz der Polizei hat nach seinen Worten auch dazu geführt, dass etwa der Petrusplatz befriedet werden konnte, der einst ein Drogenumschlagplatz war: „Die Kontrollen zeigen Wirkung, das hat viel gebracht.“ Einen Schwerpunkt der Rauschgiftkriminalität gebe es nicht mehr. Derzeit jedoch hat die Polizei ein Auge auf den Bereich Bahnhof/Caponniere, wo sie intensiv Streife läuft und kontrolliert. Durch die starke Präsenz sei die Zahl der Rauschgiftdelikte zurückgegangen.
Auch auf die Fahrraddiebstähle habe sich der Kontrolldruck ausgewirkt. Nach Darstellung von Hörmann habe dies zu einer vergleichsweise hohen Aufklärungsquote von 13,6 Prozent geführt, was bei Fahrraddiebstählen ungewöhnlich gut sei. Dabei haben diese Delikte den Autoaufbrüchen den Rang abgelaufen, zumindest was die Schadenshöhe angeht. Die liege, angesichts immer teurerer Zweiräder, im sechsstelligen Bereich, wohingegen der Schaden durch Fahrzeugknacker „nur“ 30 000 Euro erreiche.
Was die Diebstähle allgemein betrifft, so sind die Zahlen deutlich rückläufig, allerdings gilt das nicht für Langfinger in Läden. Dort wird etwas mehr geklaut. Die Polizei vermeldet ein Plus von 6,6 Prozent.
Unter dem Strich ist Polizeichef Hörmann stolz darauf, dass die allgemeine Kriminalitätsbelastung im Raum Neu-Ulm nicht so stark wächst wie die Bevölkerung. Sie befinde sich sogar auf einem „historischen Tiefstand“. Ebenfalls stolz ist er darauf, dass seine Kollegen die Aufklärungsquote noch ein bisschen steigern konnten: Sie liegt bei knapp 66 Prozent. Das sei für den städtischen Bereich „keine Selbstverständlichkeit“.
Die Polizei setzt in Neu-Ulm stark auf öffentliche Präsenz. Symbolbild: Leitenstorfer