Landkreis.. Kliniken.. das ist der Beschluss

19. Juli 2019

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20.07.2019 REGION

Nicht die optimale Lösung – dafür aber machbar

Konzept Jetzt steht es fest: Im Kreis Neu-Ulm gibt es künftig zwei Kliniken und ein Gesundheitszentrum. Ein zentraler Neubau ist nicht realisierbar. Von Bianca Frieß

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reieinhalb Stunden wurde diskutiert, dann stand der Beschluss des Kreistags fest: Im Landkreis Neu-Ulm wird es in Zukunft zwei Kliniken und ein Gesundheitszentrum geben. Die Räte folgten damit am Freitag der Empfehlung des Krankenhausausschusses. Konkret heißt das: Die Stiftungsklinik in Weißenhorn wird erweitert, die Donauklinik in Neu-Ulm ertüchtigt. Die akutmedizinische Versorgung wird auf diese beiden Standorte konzentriert. Die Fachabteilungen werden so aufgeteilt, dass möglichst viele Synergien genutzt werden können.

Die Illertalklinik in Illertissen wird dagegen in ein Gesundheitszentrum umgewandelt. Das dortige Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) wird erweitert, zudem könnten sich hier niedergelassene Ärzte ansiedeln, auch eine Krankenpflegeschule und Kurzzeitpflege sind im Gespräch. Die geriatrische Reha soll in Illertissen bleiben. Diese Lösung war bei einer Klausurtagung in Roggenburg Anfang Juni ausgearbeitet worden.

Das Luftschloss eines Neubaus ist leider keine
realistische
Option.
Ulrich Schäufele
SPD

Unter dem Druck der Defizite

Ideal ist das nicht, darüber herrschte im Kreistag Einigkeit. „Die beste Lösung wäre immer noch ein Zentralneubau“, sagte Marc Engelhard, Direktor der Kreisspitalstiftung Weißenhorn. Heißt: ein neues Krankenhaus mitten im Landkreis, das auf alle Bedürfnisse zugeschnitten ist. Das ist aber, wie berichtet, nicht realisierbar.

Denn für ein solches Projekt mit Kosten von mindestens 100 Millionen Euro wäre kaum eine Förderung vom Freistaat zu erwarten – ebenso wie für Arbeiten, die bis zur Fertigstellung des Neubaus an den bestehenden drei Kliniken noch erledigt werden müssen. Außerdem würde es mindestens zehn Jahre dauern, bis das neue Krankenhaus steht. Angesichts von Standortsuche und Grundstücksproblematik eher länger, führte Landrat Thorsten Freudenberger aus. „Wissen Sie, wie lange das alles dauert? Wir haben diese Zeit nicht“ – vor allem angesichts der hohen Defizite der Kreisspitalstiftung.

Trotzdem sprachen sich einige Räte – insbesondere aus dem südlichen Landkreis – gegen die vorgeschlagene und für eine Ein-Haus-Lösung aus. „Ansonsten werden wir das Ringen um gute Ärzte und Pflegepersonal verlieren“, sagte der Illertisser Bürgermeister Jürgen Eisen (CSU). Patienten würden künftig genau recherchieren, in welche Klinik sie gehen. Dabei werde nicht „der nächste Weg“ den Ausschlag geben, „sondern das beste Ärzteteam“. Und das könne man nicht zweifach vorhalten. „Wir sind nicht gut beraten, wenn wir heute eine Lösung gehen, die eigentlich nicht die beste ist“, sagte auch Ansgar Batzner (Freie Wähler). Gerhard Leopold (Freie Wähler) sprach ein weiteres Problem an: den Verkehr um die Stiftungsklinik, die mittels eines Neubaus erweitert werden soll. „Das Parkhaus ist jetzt schon zu klein.“ Die Expansion sei aber kein Problem, antwortete Engelhard. „Die Stadt Weißenhorn hat signalisiert, deutlich mehr Fläche zur Verfügung zu stellen.“

Am Ende stimmten nur sechs Räte gegen die vorgeschlagene „Zwei plus Eins“-Lösung – 44 hoben die Hand dafür. „Das Luftschloss eines Neubaus ist leider keine realistische Option“, sagte Ulrich Schäufele (SPD). „Wichtig ist, dass wir auch für Illertissen ein zukunftsfähiges Konzept haben.“ Auch die Chefärzte der Kreisspitalstiftung unterstützten die Planungen, berichtete Dr. Andreas Reich, Chefarzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe an der Neu-Ulmer Donauklinik. „Weil es medizinisch Sinn macht.“ Es seien die Fachbereiche in einem Krankenhaus verortet, die auch zusammenarbeiten und bei Operationen „regelmäßig gemeinsam am Tisch stehen“.

Für Landrat Freudenberger war vor allem ein Kriterium ausschlaggebend, wie er sagte: „Die Chance ist, dass dieses Konzept viel offen lässt.“ Damit gebe es auch Optionen, was die überregionale Krankenhausplanung angeht. „Endlich führen wir Gespräche mit allen Akteuren um uns herum. Da könnten ganz neue Strukturen entstehen.“ Die Entscheidung sei ein Grundsatzbeschluss, „auf den man weiter aufbauen kann“. Und langfristig gesehen ist die Möglichkeit einer Ein-Haus-Lösung nicht vom Tisch – sie bleibt laut Beschluss „grundsätzlich unberührt“.

Landrat hält Bertelsmann-Studie für fragwürdig

Untersuchung Im Neu-Ulmer Kreistag ist auch die kürzlich veröffentlichte Klinik-Studie der Bertelsmann Stiftung diskutiert worden. Darin heißt es, dass mehr als jedes zweite Krankenhaus in Deutschland geschlossen werden sollte. Von den derzeit knapp 1400 Kliniken sollten nur weniger als 600 größere und bessere Krankenhäuser erhalten bleiben. „Nur Kliniken mit größeren Fachabteilungen und mehr Patienten haben genügend Erfahrung für eine sichere Behandlung“, betonen die Autoren der Untersuchung.

Betten Neben Versorgungskrankenhäusern mit durchschnittlich 600 Betten sollte es laut der Studie etwa 50 Unikliniken und andere Maximalversorger mit im Schnitt 1300 Betten geben. Die bestehenden drei Kliniken im Landkreis Neu-Ulm haben zusammengerechnet knapp 450 Betten.

Statement Landrat Thorsten Freudenberger hält die Studie „in ihrer Pauschalität für fragwürdig.“ Wenn Struktur, Organisation und Patientenzahl stimmen, „kann auch eine kleine Klinik ihre Berechtigung haben.“ dpa/bf

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