Neu-Ulm: 150 Jahre. dazu ein Musikal...

15. Juli 2019

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15.07.2019 ULMER KULTURSPIEGEL

Gut gelandet

Stadtjubiläum 150 Jahre Neu-Ulm? Keine Feierlichkeiten ohne den „Ozeanflieger“: Die Musikschule bringt ein Hermann-Köhl-Musical auf die Bühne. Von Jürgen Kanold

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lbrecht Ludwig Berblinger aus Ulm schaffte nicht mal die Donau, Hermann Köhl aus Neu-Ulm aber überquerte den Ozean. Bei den Flugpionieren: klarer Sieg für die Schwaben Bayerns. Wenn Neu-Ulm jetzt sein Stadtjubiläum feiert, darf dieser Held natürlich nicht fehlen. Die Musikschule hat den Part übernommen: mit dem Musical „Ozeanflieger“ von Jens Blockwitz und Markus Munzer-Dorn, das im Edwin-Scharff-Haus mehrmals abhob und beim Publikum gut landete.

Die Handlung beginnt in New York, beim Empfang für Köhl und seine Mitstreiter Ehrenfried Günther Freiherr von Hünefeld und Major James C. Fitzmaurice. Sie hatten am 12./13. August 1928 mit der Junkers W33 „Bremen“ Luftfahrtgeschichte geschrieben, weil ihnen als Erste der Ost-West-Flug über den Nordatlantik, von Europa nach Amerika, gelungen war – Charles Lindberg war es gewesen, der 1927 alleine die leichtere West-Ost-Route bewältigt hatte. Radio-Reporterinnen also interviewen Köhl, und der erzählt sein Leben – eine Revue in pointierten Szenen und Bildern, mit trefflichen Dialogen, inszeniert von Marion Weidenfeld.

Hermann Köhl, 1888 in Neu-Ulm geboren, stammte aus einer Offiziersfamilie und schlug selbst die Militärlaufbahn ein („Wir sind des Königs Kadetten“). Als er im Ersten Weltkrieg am Bein verwundet wird, geht er zur Luftwaffe, macht Karriere als hoch dekorierter Kampfflieger. Nach dem Krieg arbeitet er für die Lufthansa, bleibt aber ein eigensinniger Draufgänger, ein Dickschädel und plant heimlich den Atlantikflug. Matthias Neumann spielt den Köhl in der Lederjacke als einen in sich ruhenden, herzlich vierschrötigen, bodenständigen Kerl.

Der „Ozeanflieger“ ist dann aber nicht nur ein Heldenstück mit Lovestory.  Munzer-Dorn (der auch schon das Berblinger-Kindermusical „Luftsprünge“ komponierte) und Blockwitz legten großen Wert auf eine politische Note: Sie unterstreichen in diesem Stück, dass Köhl und der Ire Fitzmaurice einen Beitrag zur Völkerverständigung leisteten. Und dass Köhl mit seinem „schwierigen Vaterland“ seine Probleme hatte, sich nicht von den Nationalsozialisten hat einspannen lassen. Er zog sich nach Pfaffenhofen an der Roth zurück, 1938 starb er an einem Nierenleiden in München.

Großer Jubel im Edwin-Scharff-Haus für den „Ozeanflieger“: für ein großes, mitreißendes Ensemble in tollen Kostümen und für die Band um Schulleiter Matthias Haacke. Eingängige Songs und Chöre,  eine bunt ausgespielte Fröhlichkeit, gespeist von 20er-Jahre-Tanzrhythmen bis zum pfiffigen Schlagerton. Und dem „Schneider von Ulm“ erweist dieses Neu-Ulmer Stadtjubiläums-Musical auch seine Reverenz. Denn auch Albrecht Ludwig Berblinger hat das „Fliegen probiert“. Und Hermann Köhl ist es dann gelungen.

Film-Dokumentation jetzt auch auf Englisch

Wer noch viel mehr über den Flugpionier Hermann Köhl und die Hintergründe seines Ozeanflugs wissen möchte: Roland Kleinhempel aus Blaustein hat 2010 eine umfassende, viel gerühmte Film-Dokumentation vorgelegt. Jetzt ist die DVD auch in einer englischen Version erhältlich: „Hermann Köhl – The First East-West Flight Over The Atlantic“.

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