Mobel Mahler und die Glacis Galerie... klappt das?

05. Juli 2018

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Mahler wird zum Einkaufszentrum

Einzelhandel Durch einen Komplettumbau und die geplante Eröffnung von bis zu 50 unabhängigen Geschäften verändert der Neu-Ulmer Möbelriese radikal sein Gesicht

Von Oliver Helmstädter

Neu-Ulm Durch eine neuerliche Investition von bis zu acht Millionen Euro ändert Möbel Mahler die Handelslandschaft in Ulm und Neu-Ulm. Das bisher 80 000 Quadratmeter große Möbelhaus wird nach Angaben von Michael Mahler in Sachen Verkaufsfläche auf 40 000 Quadratmeter halbiert. In den frei werdenden Flächen werden bis Ende Juli, Anfang August nach der Vollendung umfangreicher Umbauarbeiten im ersten Schritt 30 neue Läden einziehen, die mittelfristig auf möglicherweise bis zu 50 gesteigert werden sollen.

Unter dem bisher schon verwendeten Slogan „Weltstadt des Wohnens“ werde im Starkfeld unter einem neuen Logo „Deutschlands größtes Wohn-Shoppingcenter“ entstehen. Ankermieter ist insbesondere Home24, eine bisher vor allem als Online-Möbel-Versandhändler in Erscheinung getretene Firma mit Sitz in Berlin. „Home24 wird unglaublich viel Frequenz nach Neu-Ulm bringen“, sagt Mahler. Das Unternehmen betreibt bisher nur „Showrooms“ in den Metropolen Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, München und Wien. Somit sei die Zusage für das vergleichsweise kleine Neu-Ulm geradezu ein Ritterschlag. Das Unternehmen aus der Start-up-Schmiede von Rocket Internet erlöste bei seinem Börsenstart im vergangenen Jahr knapp 150 Millionen Euro. Der Online-Profi mit zuletzt 276 Millionen Euro Umsatz auf dem Weg ins stationäre Geschäft eröffnet in Neu-Ulm einen 700 Quadratmeter großen Showroom sowie einen 4400-Quadratmeter-„Qutlet-Store“.

Als weiteres Zugpferd platziert Mahler Who’s perfect, einen Spezialisten für italienische Designermöbel. Das ebenfalls als Online-Geschäft groß gewordene Unternehmen ist in der erweiterten Region bisher nur in Augsburg vertreten und wird 1700 Quadratmeter belegen. Der Küchenspezialist Marquardt bezieht 600 Quadratmeter. Fix als unabhängig von Mahler betriebene „Flagship-Stores“, wie Vorzeigegeschäfte auf Neudeutsch genannt werden, hätten Joop Living, Hülsta Sofa, Ruf Betten, Birkenstock Betten, Black Label, Rosenthal Living, Die Teppichwelt, Tom Tailor Living, WMF und Tempur Bedding unterzeichnet.

Im ersten Obergeschoss werde zudem mit „Express Wohnen“ auf einer Fläche von 4000 Quadratmetern ein Mitnahme-Markt einziehen, der vergleichbar mit dem Angebot des Möbelriesen Ikea sein soll. Damit ist aber immer noch Platz im einst 80 000-Quadratmeter-Möbelhaus: Weiter schwebt Mahler in der Zukunft ein Bereich mit wechselnden „Pop-up-Stores“ vor. Nach dem Vorbild des „Bikini“ in Berlin. In der ursprünglich herkömmlichen Shoppingmall können kleine Firmen Präsentationsflächen anmieten, um neuartige Produkte und Ideen zu testen.

„Unser Geschäft war einfach zu groß“, sagt Michael Mahler, dessen Vater Gerhard Mahler das Möbelhaus vor fünf Jahren eröffnete. Wieder und wieder bauten die Mahlers um, um nun zur Erkenntnis zu kommen: „Wir mussten etwas grundsätzlich ändern.“ Die Inspiration nahmen die Mahlers aus den Niederlanden. Hier seien Wohn-Shoppingcenter im Gegensatz zu Deutschland üblich. Mahler wolle der Glacis-Galerie mit dem neuerlichen Umbau keine Konkurrenz machen. Dies geschah bereits im Frühjahr mit der Eröffnung des Filialisten Modepark Röther auf einer Fläche von 8000 Quadratmetern. Im Zuge dieser von Mahler im Juli vergangenen Jahres kommunizierten Zehn-Millionen-Euro-Investition wird in den kommenden Wochen eine Filiale von McTrek, einem Fachgeschäft für Wandern, Trekking und Bergsport, eröffnen. Daneben verkauft bald die Kette BOC auf über 3000 Quadratmetern Fahrräder. „Der Standort hier ist attraktiv“, sagt Carsten Ulrich, beim Hamburger Fahrradfilialisten für den Süden der Republik zuständig. Das Umfeld am Standort sei sehr gut, die Projektentwicklung vielversprechend. Zu dieser Projektentwicklung gehört auch eine Neuausrichtung der Gastronomie. Im Eingangsbereich, wo jetzt noch der Kassenbereich ist, solle das Gefühl entstehen, eine Mall – also ein Einkaufszentrum – zu betreten. Dazu gehört nach der Vorstellung von Mahler auch ein Bistro.

Umgekrempelt werden sollen auch die Essens-Angebote im Dachrestaurant. Eine Art „Food-Court“, also ein zentraler Essensbereich, werde errichtet. Neben der bereits angebotenen „gutbürgerlichen Küche“ ziehe auch ein „American Diner“ sowie ein italienisches Restaurant bei Mahler ein. Essen gibt es ab Herbst auch im Edeka. Im Supermarkt auf 4000 Quadratmetern wird dieser Tage noch der Estrich gegossen. Mahler beschäftigt derzeit 350 Menschen in Verkauf, Logistik und Gastronomie. In der Spitze hatte das Möbelhaus einmal 450 Mitarbeiter. Mahler rechnet damit, dass das geschrumpfte Möbelhaus durch höhere Effizienz auf halber Fläche die gleichen Umsätze wie bisher generieren wird. »Kommentar

Auch in der Gastronomie tut sich bei Mahler etwas

Die Kassen verschwinden aus dem Erdgeschoss. Hier bleibt ein Eingang und links der neue Radladen. Alles links vom Aufzug bleibt Möbel Mahler, alles rechts davon wird zu eigenständigen Geschäften. Foto: Andreas Brücken

Von Totengräbern zu Rettern

Kommentar

Von Oliver Helmstädter

redaktion@nuz.de

Es scheint, als ob Möbel Mahler mit der Umwandlung in ein Wohn-Shoppingcenter endlich die richtige Richtung eingeschlagen hat. Es dauerte fünf Jahre und weit mehr Millionen, bis die in der Vergangenheit leidgeplagte Familie um Möbel-Mogul Gerhard Mahler einsehen musste, dass ein weiteres 80 000-Quadratameter-Möbelhaus im Landkreis Neu-Ulm kaum auf einen grünen Zweig kommt. Nun holen sich die Mahlers zwei schlagkräftige Helfer an Bord, die eigentlich bisher als so etwas wie die Totengräber des stationären Handels galten: die im Internet groß gewordenen Stars der Branche, Home24 und Who’s perfect. Ganz schön clever. Es ist sicher, dass die beiden Namen ein Publikum anlocken werden, das bisher nicht zu den Stammkunden der klassischen Möbelhäuser gehörte.

Ein Publikum, das so vielleicht durch die stationären Filialen der Onliner lernt, dass es manchmal hilfreich ist, die Dinge vor dem Kauf auch anfassen zu können. Einen innerhalb des Hauses entbrennenden Konkurrenzkampf nimmt die Familie bewusst in Kauf – um im Gegenzug ein Alleinstellungsmerkmal zu gewinnen und sich „Deutschlands größtes Wohn-Shoppingcenter“ nennen zu dürfen.

Durch die Ansiedlung der potenten Möbel-Partner wird Mahler der nahen Glacis-Galerie nur marginal Umsätze abjagen. Das Thema Wohnen ist hier mit Depot und Nanunana in gerade mal zwei Shops vertreten. Was bleibt, ist allerdings die Konkurrenz des Neu-Ulmer Vorzeigeeinkaufszentrums durch den riesigen Modepark Röther. Und auch die Ansiedlung von McTrek, einem Fachgeschäft für Wandern, Trekking und Bergsport, dürfte dem Centermanager der Glacis-Galerie nicht gefallen. Nur einen Steinwurf vom Starkfeld entfernt stehen noch etliche Ladengeschäfte leer, während der Nachbar im Starkfeld 30 neue auf einen Schlag eröffnet, dem 20 weitere folgen sollen.

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