Aus der
Reserve!
Kommentar Matthias Stelzer zur Rolle des Landrats in der Nuxit-Debatte
Weniger Amigo, mehr Sachlichkeit und Transparenz. Mit Landrat Thorsten Freudenberg ist im Kreis Neu-Ulm eine bis dahin unbekannte Offenheit eingezogen. Der 44-jährige ehemalige Lehrer steht für einen moderierenden Verwaltungsstil, verkörpert jene Modernität, die seiner Partei, der Christlich Sozialen Union, in vielen Punkten abgeht.
Anders als in den Jahren zuvor, als Probleme der Kreiskliniken von Amts wegen kaschiert wurden, der Chorgeist im Kreis auf dem Teile-und-herrsche-Verfahren basierte, setzt die Verwaltung unter Freudenberger auf Fakten und die kommunale Selbstverwaltung. Das ist richtig. Freudenbergers zurückhaltende Rolle im Ringen um die von Neu-Ulm angestrebte Kreisfreiheit ist in diesem Kontext nur konsequent.
Er sei in der Nuxit-Auseinandersetzung kein Politiker sondern Amtsträger, sagt er. Auch das ist nachvollziehbar. Was der Landrat dabei aber zu gering gewichtet, ist seine Rolle als demokratisch gewählter Kümmerer für die Kreisbürger. So einleuchtend die Zurückhaltungs-Strategie des Verwalters ist, so berichtigt sind die Forderungen vieler Menschen aus den Kreiskommunen an den Wahlbeamten Freudenberger.
Es fehlt ein Faktencheck
Die Sendener, Illertisser, Weißenhorner, Vöhringer, Elchinger, Nersinger, Paffenhofener, Holzheimer aber auch die Neu-Ulmer wünschen sich vom Landrat Antworten. Sie verstehen nicht, dass Thorsten Freudenberger die thematische Hoheit seinem Parteifreund Gerold Noerenberg überlässt. Der Neu-Ulmer Oberbürgermeister überzieht seine Stadt(teile) mit einer Art Roadshow pro Kreisfreiheit.
Zu positiv, zu einfach, klingt dabei vieles von dem, was Gerold Noerenberg erzählt. So schönmalerisch, dass Besucher dem Gehalt der städtischen Informationen regelmäßig misstrauen. Schon mehrfach wurde beim städtischen Nuxit-Tingel-Tangel deshalb der Ruf nach einem Faktencheck durch die Gegenseite laut.
Mit einer Veranstaltung des Kreises zu den Folgen des Nuxit würde sich Thorsten Freudenberger deshalb auch nicht in eine innerstädtische Debatte einmischen. Er würde seinen Bürgern und Wählern den Meinungsbildungsprozess erleichtern. Eine schöne, politische und amtliche Aufgabe für einen engagierten Landrat. Es wird Zeit, dass Thorsten Freudenberger aus der Reserve kommt.