Landrat Freudenberger nimmt Stellung zu Anregungen.. aktiver sich für den Erhalt der Gemeinschaft mit Neu-Ulm einzusetzen

02. Dezember 2017, 23:00Uhr

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Kein Kampfgeist? Landrat wehrt sich gegen scharfe Kritik

Nuxit Thorsten Freudenberger weist Vorwürfe zurück, wonach er den Austrittsplänen der Stadt Neu-Ulm gleichgültig gegenübersteht. Von Carsten Muth


Die Stimmen werden lauter. Müsste Landrat Thorsten Freudenberger offensiver für einen Verbleib der Stadt Neu-Ulm im gleichnamigen Landkreis werben? Das etwa sagen unter anderem der Weißenhorner Bürgermeister Wolfgang Fendt und Wolfgang Schrapp, Chef der Freien Wähler im Kreis Neu-Ulm. Beide fordern Freudenberger auf, entschieden für einen Verbleib Neu-Ulms zu kämpfen. Doch statt Kampfgeist vermitttle der Landrat eher Gleichgültigkeit, findet Schrapp. Obwohl dem Landkreis die wohl einschneidendste Zäsur der vergangenen fast 50 Jahre drohe. Der Freie-Wähler-Vorsitzende sagt klipp und klar: „Es stört uns, dass er nichts tut.“


Nicht bitten und betteln


Im Juli haben die Neu-Ulmer Stadträte beschlossen, die Unabhängigkeit ihrer expandierenden Stadt voranzutreiben. Finanzielle Vorteile sind laut der Befürworter nicht das einzige Argument. Es gehe darum, die Zuständigkeiten und Kompetenzen zur Stadt zu holen, die die Stadt betreffen: Nahverkehr, Schulen, Kinderbetreuung, Sozial- und Jugendhilfe, Seniorenarbeit.


Und Landrat Freudenberger? Der kann die Kritik an seiner Person nicht nachvollziehen. Seine Haltung ist von Anfang an klar, betont er: „Ich möchte den Landkreis in seiner jetzigen Form erhalten. Das habe ich immer so gesagt.“ Das Thema Nuxit sei Gegenstand gleich zweier Sitzungen des Kreistags gewesen. „Und dabei haben sich alle Beteiligten für einen Verbleib der Stadt Neu-Ulm ausgesprochen.“ Dies also sei der eindeutige Wunsch des Gremiums. „Wir wiederholen diesen Wunsch aber nicht jede Woche, weil wir nicht bitten und betteln wollen.“ Und überhaupt: Mitte Dezember stehe die nächste Sitzung im Kreistag an. Thema ist dann erneut: der Nuxit.


Dass Mandatsträger und Bürgermeister einem Landrat vorschreiben wollen, wie dieser sich zu verhalten habe, findet der Kritisierte absurd. „Man stelle sich vor, ich mische mich in eine innerstädtische Debatte ein“, sagt Freudenberger zur Kritik des Weißenhorner Bürgermeisters.


Gleichwohl treibt der Nuxit inzwischen viele Menschen im Landkreis um. Ein flammendes Plädoyer gegen die Neu-Ulmer Pläne hat kürzlich Gemeinderat Armin Willbold von der Dorfgemeinschaft Oberelchingen gehalten. Er prognostiziert, dass Elchingen mit seiner starken Bindung und Nähe zur Stadt Neu-Ulm eine der Verliererinnen sein werde, sollte es tatsächlich zur Kreisfreiheit Neu-Ulms kommen.


Landrat Freudenberger entgegnet: Auch ohne Neu-Ulm ist der Kreis lebensfähig. „Es läge an uns, einen neuen Landkreis zu gestalten. Das können wir selbstbewusst tun.“ Freudenberger sieht nicht, dass etwa Elchingen ins Hintertreffen geriete. Pauschale Aussagen will Freudenberger nicht gelten lassen. „Ich möchte schön konkret wissen, wo jemand welche Nachteile hätte.“


Nuxit ja oder nein? Die Debatte darüber müsse vor allem in Neu-Ulm geführt werden. Die Stadt Neu-Ulm habe das Recht, alleine über ihr Schicksal zu entscheiden. Das gelte auch für die Frage, ob die Bürger daran beteiligt werden, in Form eines Bürger entscheids zum Beispiel. „Das müssen wir alle akzeptieren.“ Viele Menschen vergäßen, dass ein Landrat kein Politiker, sondern eine Amtsperson sei. „Als solcher habe ich der Stadt Neu-Ulm keine Empfehlung zu geben“, sagt Freudenberger. Er fügt hinzu: „Außerdem will ich kein zusätzliches Öl ins Feuer gießen.“


Kommentar

Aus der

Reserve!

Kommentar Matthias Stelzer zur Rolle des Landrats in der Nuxit-Debatte


Weniger Amigo, mehr Sachlichkeit und Transparenz. Mit Landrat Thorsten Freudenberg ist im Kreis Neu-Ulm eine bis dahin unbekannte Offenheit eingezogen. Der 44-jährige ehemalige Lehrer steht für einen moderierenden Verwaltungsstil, verkörpert jene Modernität, die seiner Partei, der Christlich Sozialen Union, in vielen Punkten abgeht.


Anders als in den Jahren zuvor, als Probleme der Kreiskliniken von Amts wegen kaschiert wurden, der Chorgeist im Kreis auf dem Teile-und-herrsche-Verfahren basierte, setzt die Verwaltung unter Freudenberger auf Fakten und die kommunale Selbstverwaltung. Das ist richtig. Freudenbergers zurückhaltende Rolle im Ringen um die von Neu-Ulm angestrebte Kreisfreiheit ist in diesem Kontext nur konsequent.


Er sei in der Nuxit-Auseinandersetzung kein Politiker sondern Amtsträger, sagt er. Auch das ist nachvollziehbar. Was der Landrat dabei aber zu gering gewichtet, ist seine Rolle als demokratisch gewählter Kümmerer für die Kreisbürger. So einleuchtend die Zurückhaltungs-Strategie des Verwalters ist, so berichtigt sind die Forderungen vieler Menschen aus den Kreiskommunen an den Wahlbeamten Freudenberger.


Es fehlt ein Faktencheck


Die Sendener, Illertisser, Weißenhorner, Vöhringer, Elchinger, Nersinger, Paffenhofener, Holzheimer aber auch die Neu-Ulmer wünschen sich vom Landrat Antworten. Sie verstehen nicht, dass Thorsten Freudenberger die thematische Hoheit seinem Parteifreund Gerold Noerenberg überlässt. Der Neu-Ulmer Oberbürgermeister überzieht seine Stadt(teile) mit einer Art Roadshow pro Kreisfreiheit.


Zu positiv, zu einfach, klingt dabei vieles von dem, was Gerold Noerenberg erzählt. So schönmalerisch, dass Besucher dem Gehalt der städtischen Informationen regelmäßig misstrauen. Schon mehrfach wurde beim städtischen Nuxit-Tingel-Tangel deshalb der Ruf nach einem Faktencheck durch die Gegenseite laut.


Mit einer Veranstaltung des Kreises zu den Folgen des Nuxit würde sich Thorsten Freudenberger deshalb auch nicht in eine innerstädtische Debatte einmischen. Er würde seinen Bürgern und Wählern den Meinungsbildungsprozess erleichtern. Eine schöne, politische und amtliche Aufgabe für einen engagierten Landrat. Es wird Zeit, dass Thorsten Freudenberger aus der Reserve kommt.

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