Grundremmingen Block B des Atomkraftwerkes wird abgeschaltet- Endgültig!

30. Dezember 2017

Lesen SIE bitte die SWP... es ist genung Strom verfügbar..

Block B wird abgeschaltet

Energiewende Einer von zwei Reaktoren geht nach 33 Jahren und neun Monaten vom Netz. Michael Trobitz ist wie bei der Inbetriebnahme des Kernkraftwerks dabei. Von Thomas Steibadler


Michael Trobitz wird morgen im Leitstand dabei sein. Dann, wenn Reaktorfahrer Tobias Feil um die Mittagszeit auf den roten Knopf mit der Aufschrift „TUSA“ drückt: Turbinenschnellabschaltung. Das bisher leistungsstärkste Atomkraftwerk Deutschlands wird damit nur noch halb so stark sein. „Wir folgen einem politischen Willen“, sagt Michael Trobitz, Technischer Geschäftsführer des Kernkraftwerks Gundremmingen. Ausdruck dieses politischen Willens ist das Atomgesetz. Demnach ist für Block B des Kraftwerks im bayerischen Landkreis Günzburg am 31. Dezember 2017 Schluss.


Vor 33 Jahren und neun Monaten, im März 1984, war Michael Trobitz ebenfalls im Leitstand, als der Reaktor „kritisch“, die atomare Kettenreaktion in Gang gesetzt wurde. „Ein spannender Augenblick“, erinnert er sich. Der gebürtige Düsseldorfer war im Juni 1982 als junger Kerntechnik-Ingenieur nach Gundremmingen gekommen, um beim Abschluss des 1976 begonnen Kraftwerksbaus mitzuarbeiten. So sei er noch in dem 22 Meter hohen und sieben Meter breiten Reaktordruckbehälter herumgeklettert.


Das Abschalten von Turbine und Reaktor sei „reine Routine“, sagt Trobitz. So wie es bisher vor jeder jährlichen Revision praktiziert wurde: „Nur, dass wir die Anlage nicht mehr hochfahren.“


Stattdessen beginnen nach dem Jahreswechsel die Vorbereitungen für den Rückbau. Zunächst sollen Brennelemente aus dem Abklingbecken des Reaktorblocks in Castor-Behälter geladen werden. Sechs dieser 5,50 Meter hohen und mehr als 100 Tonnen schweren Behälter aus Spezialguss stehen bereit, um jeweils 52 Brennelemente aufzunehmen. Die Castoren werden ins Zwischenlager auf dem Kraftwerksgelände gebracht. Die 104 Meter lange und 18 Meter hohe Halle ist für 192 Behälter genehmigt, 55 Plätze sind bislang belegt.


Bis zu 750 Mitarbeiter waren schon in dem Kraftwerk beschäftigt, das zu 75 Prozent dem RWE-Konzern und zu 25 Prozent der Eon-Tochter Preussen-Elektra gehört. Etwa 50 Beschäftigte scheiden am Jahresende aus, altersbedingt, betont Trobitz. Der Technische Geschäftsführer gehört auch dazu. Dass er an seinem letzten Arbeitstag beim Abschalten von Block B mitwirkt, ist für den 61-Jährigen „ein schöner, runder Abschluss“. Stolz ist Trobitz darauf, dass es während der gesamten Laufzeit keinen gravierenden Zwischenfall gegegen habe.


Mit 520 Beschäftigten geht das Kernkraftwerk ins neue Jahr, und diese Belgeschaftsstärke werde bis 2021 gehalten, sagt Trobitz. Dann, in vier Jahren, muss auch Block C, der ebenfalls 1344 Megawatt leistet, endgültig vom Netz. Bereits jetzt soll mit dem Abbau der für den weiteren Betrieb nicht mehr benötigten Anlagenteile von Block B begonnen werden. So hat es die Betreibergesellschaft beim bayerischen Umweltministerium als atomrechtlicher Aufsichtsbehörde beantragt.


Die Genehmigung erwartet Trobitz für März oder April 2018. „Bis dahin räumen wir die Anlage auf“, sagt er. Alles, was genehmigungsfrei erledigt werden kann, werde erledigt. Dabei gehe es vor allem darum, die Logistikwege für den Abbau der technischen Anlagen freizuräumen, „damit nirgends ein Stau entsteht“. Außerdem werde 2018 die Planung für das Abschalten von Block C anlaufen. Ein Kernkraftwerk, sagt Trobitz, „kann man nicht abreißen wie ein Haus“. Vielmehr werde das Innenleben ausgebaut und, wenn nötig, dekontaminiert. Radioaktive Abfälle sollen im Schacht Konrad, einem ehemaligen Erzbergwerk bei Salzgitter, gelagert werden. Dieses Endlager ist zwar genehmigt, aber noch nicht betriebsbereit.


Für die hochradioaktiven Brenn elemente ist ein Endlager nicht in Sicht. 784 davon stecken in jedem der beiden Reaktoren, hinzu kommen jeweils etwa 2200 in den Lagerbecken. Wenn das örtliche Zwischenlager voll ist, werden dort Brennstäbe mit einem Gesamtgewicht von 2745 Tonnen aufbewahrt. Genehmigt ist das Zwischenlager bis 2046. Von Deutschlands größtem Atomkraftwerk werden dann nur noch die Gebäude stehen.

21 Anlagen

sollen einspringen

Versorgung Netzbetreiber Amprion sieht keinen Strom-Engpass, verlangt aber den Ausbau der Nord-Süd-Leitungen.


Ulm Die Lichter gehen nicht aus, wenn morgen die Hälfte des Kernkraftwerks Gundremmingen abgeschaltet wird. Das Fehlen der bis zu 1344 Megawattstunden Strom, die Block B produziert hat, werde nicht auffallen, sagt Dr. Andreas Preuß, Pressesprecher von Amprion, des für Westbayern zuständigen Übertragungsnetzbetreibers.


Wie groß der so genannte Netzreservebedarf durch das Abschalten der Atomkraftwerke ist, hat die Bundesnetzagentur in Zusammenarbeit mit Amprion und den anderen Betreibern der Höchstspannungsnetze festgelegt. Dazu gibt es eine Liste mit 21 Reservekraftwerken, die den fehlenden Atomstrom ersetzen. Auf dieser Liste stehen unter anderem einige ENBW-Kraftwerke zum Beispiel in Karlsruhe (Gas) und in Marbach am Neckar (Gas und Öl) sowie etliche Kohlekraftwerke. Welche Reservequelle tatsächlich angezapft wird, „wird am Strommarkt auf Basis des Preises entschieden“, erläutert Amprion-Sprecher Preuß. Insgesamt bringt es die Reserve auf 6600 Megawatt, das entspricht knapp dem zweieinhalbfachen der bisherigen Leistung des Kernkraftwerks Gundremmingen.


Eine Versorgungslücke sei auch nicht zu erwarten, wenn Gundremmingen in vier Jahren komplett stillgelegt wird. „An der Strombörse wird es auch nach dem Wegfall des Kernkraftwerks Gundremmingen ein genügend großes Stromangebot geben“, sagt Preuß. Allerdings müsse dann wohl mehr Strom aus Norddeutschland in den Süden transportiert werden. „Es gilt daher, die Stromnetze schnellstmöglich für diese erhöhte Transportaufgabe zu ertüchtigen, um die Energiewende nicht zu gefährden.“ Bis der Netzausbau gelungen ist, werden dem Amprion-Sprecher zufolge mehr Reservekapazitäten benötigt, um das Stromnetz stabil zu halten. ⇥ts

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