China will keine Plastik mehr! Was passiert mit dem "Plastikmüll" in unserer Gegend?

15. Januar 2018

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Was passiert mit all dem Plastikmüll?
Verbraucher Vom Joghurtbecher bis zum ausrangierten Gartenstuhl: Im Kreis Neu-Ulm werden jedes Jahr Tausende Tonnen Abfall aus Kunststoff entsorgt. Nicht alles wird wiederverwertet

Von Michael Ruddigkeit

Landkreis Der von China Anfang des Jahres verhängte Import-Stopp für Abfall aus dem Ausland hat in den vergangenen Tagen für Aufregung gesorgt. Bekommt Deutschland jetzt ein gewaltiges Müll-Problem? Denn bisher wurden Jahr für Jahr Hundertausende Tonnen Müll ins Reich der Mitte exportiert, ein Großteil davon aus Kunststoff. Damit ist jetzt Schluss. Doch irgendwohin muss der hierzulande anfallende Abfall, zumal der Pro-Kopf-Verbrauch an Kunststoff steigt. 37 Kilogramm Plastikmüll produziert jeder Bundesbürger mittlerweile im Jahr. Auch im Landkreis Neu-Ulm kommt jährlich eine beträchtliche Menge zusammen. Wir haben nachgefragt, was damit passiert.

Ein großer Anteil des Plastikmülls landet im Gelben Sack. „Die Firma Knittel Entsorgung sammelt in unserem Auftrag im Landkreis Neu-Ulm circa 3900 Tonnen Leichtverpackungen im Jahr“, sagt Norbert Völl, Pressesprecher der DSD – Duales System Holding GmbH, dem Unternehmen mit dem „Grünen Punkt“. „Wir übernehmen davon den größten Anteil, der Rest wird auf unsere Konkurrenten aufgeteilt.“ Insgesamt gebe es zehn Systemanbieter in Deutschland. Die DSD lässt ihren Teil durch die Firma Wurzer in Eitting bei München sortieren. Die verschiedenen Wertstoffe werden dann an Recycling- und Verwertungsbetriebe weitergeliefert. Nicht alles, was im Gelben Sack landet, ist aus Plastik – schließlich gehören dort auch Getränke- und Konservendosen oder Saft- und Milchtüten hinein. Daher machen Kunststoffe nur etwa die Hälfte der Abfälle aus, die durch das Duale System eingesammelt werden. Macht für den Landkreis Neu-Ulm knapp 2000 Tonnen im Jahr.

Insgesamt werden laut DSD vom Inhalt der Gelben Säcke 43 Prozent recycelt, 51 Prozent als Ersatzbrennstoff verwendet, zum Beispiel in Zementwerken, und sechs Prozent als nicht verwertbarer Abfall in der Müllverbrennungsanlage verfeuert. Das Unternehmen hat auch zwei eigene Recyclingbetriebe, einen in Hörstel in Nordrhein-Westfalen und einen in Eisfeld in Thüringen. Dort wird aus Abfällen Granulat gemacht, aus dem dann neue Plastikprodukte entstehen. Ein Teil davon wird ins Ausland verkauft, allerdings nur innerhalb Europas. Nach China habe das Unternehmen in den vergangenen Jahren nichts exportiert, so Pressesprecher Norbert Völl.

Die meisten Kommunen im Landkreis haben inzwischen den Gelben Sack, seit Anfang des Jahres auch Roggenburg. In Weißenhorn, Illertissen und Vöhringen müssen die Bürger ihre Joghurtbecher dagegen weiterhin selber daheim sammeln und zum Wertstoffhof bringen. 378 Tonnen an Leichtverpackungen aus Kunststoff seien dort voriges Jahr zusammengekommen, sagt Wolfgang Metzinger, Abfallberater des Abfallwirtschaftsbetriebs des Landkreises Neu-Ulm. Bei der Firma Knittel in Vöhringen würden diese gepresst, zu Ballen geformt und in verschiedenen Recyclingunternehmen zu 100 Prozent stofflich verwertet. „Dann wird aus den Bechern beispielsweise Folie oder eine Parkbank“, so Metzinger.

Von den mehr als 100 000 Tonnen Abfall, die im Müllheizkraftwerk in Weißenhorn pro Jahr verbrannt werden, entfallen gut 90 Prozent auf Haus- und Sperrmüll. Gewerbemüll macht nur einen kleinen Teil aus. Das liegt daran, dass der Landkreis beim Thema Abfallentsorgung nicht für die Gewerbebetriebe zuständig ist. Der größte Teil des Mülls, den diese produzieren, wird daher über Privatunternehmen entsorgt. Einen Auskunftsanspruch hat der Landkreis dabei nicht. Deshalb weiß der Abfallwirtschaftsbetrieb weder, wie viel Abfall die Gewerbebetriebe produzieren, noch wohin er gebracht wird. Das Weißenhorner Müllheizkraftwerk ist jedenfalls ausgelastet: „Wir können keine zusätzlichen Mengen annehmen“, sagt Thomas Moritz, Werksleiter des Abfallwirtschaftsbetriebs. Denn neben dem Kreis Neu-Ulm liefern auch Günzburg und das Unterallgäu ihren Müll in der Fuggerstadt an. Und damit haben die Öfen genug zu tun. Der chinesische Müll-Importstopp betrifft die Weißenhorner Anlage somit nicht. Die Mengen an gewerblichen Abfällen, die bislang in Ostasien entsorgt wurden, werden stattdessen künftig wohl in andere Länder gehen, vermutet Moritz. Beispielsweise nach Osteuropa.

Der Kreis Neu-Ulm wollte in den vergangenen vier Jahren seinen eigenen Beitrag zur Verringerung des Plastikmülls leisten. In allen Wertstoffhöfen standen Container für „stoffgleiche Nichtverpackungen“. Also beispielsweise Eimer, Spielzeug, Regentonnen oder Gartenstühle aus Kunststoff. Etwa 150 Tonnen wurden pro Jahr eingesammelt und zum Aufbereiten zu einer Firma nach Memmingen gefahren. Unterm Strich war die Qualität allerdings miserabel. Nur 30 Prozent davon konnte recycelt werden, der Rest musste verbrannt werden. Die Leute warfen offenbar viele Sachen in die Container, die dort nicht hineingehörten. „Für den Bürger ist Plastik halt Plastik“, so Moritz. „Da darf man sich nichts vormachen. Es hat nicht funktioniert.“ Deshalb wurde das Angebot Anfang des Jahres eingestellt. Gartenstühle und Wäschekörbe zählen jetzt wieder zum Sperrmüll.

Thomas Moritz hat das Projekt aber noch nicht ganz abgeschrieben: „Vielleicht findet sich in einigen Jahren ein neuer Ansatz.“

Der Verpackungsmüll wird sortiert und dann an Recycling- und Verwertungsbetriebe weitergeliefert. Archivfoto: Ulrich Wagner

Ein Teil der Plastikabfälle landet in Weißenhorn im Müllofen. Archivfoto: A. Kaya

Im Landkreis Neu-Ulm werden jedes Jahr mehrere Tausend Tonnen Plastikmüll produziert. Ein Teil davon landet im Gelben Sack und wird dann von der Firma Knittel eingesammelt und zu spezialisierten Unternehmen gebracht. Foto: Alexander Kaya

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