Muslime im Landkreis vermissen Wertschätzung..

05. Februar 2018

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Muslime vermissen die Wertschätzung
Religion Bei einer Diskussionsrunde im Landratsamt kommen nicht nur positive Beispiele für Integration zur Sprache

Landkreis Im Zusammenleben knirscht es durchaus und Vorbehalte gibt es nach wie vor. Das zeigte sich bei einer Gesprächsrunde im Landratsamt. Dazu hatte Landrat Thorsten Freudenberger Vertreter von muslimischen Verbänden eingeladen. Zweieinhalb Stunden dauerte das Gespräch, an dem auch Mirjam Keita-Schlosser (Integrationsbeauftragte des Landkreises Neu-Ulm), Hülya Cakmak (Integrationsbeauftragte der Stadt Illertissen) und Jürgen Faust von der Kriminalpolizeiinspektion Neu-Ulm teilnahmen. Am Ende des offen geführten Dialogs waren sich alle einig: Ein guter Anfang sei gemacht, der Austausch soll fortgesetzt werden.

Wie es in einer offiziellen Mitteilung des Landratsamtes heißt, sei es Landrat Thorsten Freudenberger wichtig gewesen, Chancen im Zusammenleben von eingesessenen Deutschen und Migranten ebenso anzusprechen wie Probleme. Integration könne sehr wohl gelingen, dafür gebe es sehr viele positive Beispiele. Integration könne jedoch nicht verordnet, sondern müsse gelebt werden. Dafür brauche es die Bereitschaft aller Seiten, aufeinander zuzugehen und miteinander – nicht nebeneinander – zu leben.

Das ist offenbar nicht so ganz einfach. So vermisst etwa die muslimische Seite die öffentliche Wertschätzung. Zum Beispiel werde in den Moscheegemeinden wichtige Integrationsarbeit mit vielen Flüchtlingen geleistet. Doch Dank vonseiten der Politik, der Medien und aus der Bevölkerung gebe es dafür kaum. Dazu passe, dass Einladungen zu Festen und anderen Anlässen ohne Entschuldigung oder Begründung häufig nicht angenommen würden.

Eine große Rolle in dem Gespräch spielte der Terrorismus. Die sogenannten religiös motivierten Extremisten stünden nicht für den Islam, sondern missbrauchten ihn für ihre mörderischen Zwecke. Es gebe 1,8 Milliarden Muslime auf der Welt, davon seien einige Tausend Fanatiker und Extremisten. Dennoch würden alle Anhänger des Islams einem Generalverdacht ausgesetzt. Das sei nicht fair. „Ich bin in Illertissen geboren und dort aufgewachsen, hier gut integriert, und trotzdem muss ich mich immer rechtfertigen, wenn wieder ein Terroranschlag verübt worden ist“, beklagte ein Türke mittleren Alters.

Starke Kritik wurde seitens der muslimischen Bürger an „den Medien“ und „den Politikern“ laut. Sie gebrauchten Begriffe wie „Islamismus“ und „Dschihadismus“, ohne sich darüber zu vergewissern, ob diese zutreffend seien. „Dschihad“ bedeute „zu 99,9 Prozent“ Anstrengung für ein gutes, moralisch wertvolles Leben. Nur zu einem „ganz geringen Teil“ stehe „Dschihad“ für Krieg. Für diesen gebe es klare Regeln und Schutzvorschriften, etwa für Kinder und Zivilisten.

Gegen Pauschalierungen verwahren sich die muslimischen Verbandsvertreter auch in puncto Erdogan gegen Gülen. Der Kripobeamte Jürgen Faust hatte davon berichtet, dass der innertürkische Konflikt auch in Deutschland ausgetragen werde. Zahlreiche Straftaten seien in den zurückliegenden Monaten in der Region begangen worden: Brandstiftung, Sachbeschädigung, Bedrohung, Körperverletzung. „Wegen ein paar Leuten, die so etwas machen“, dürfe man nicht „alle in einen Topf werfen“, bekam er zur Antwort. (az)

Zwei Flüchtlinge auf dem Weg zur Straßer Moschee: Die Integrationsarbeit werde nicht genügend öffentlich wertgeschätzt, finden Muslime. Archivfoto: Alexander Kaya

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