Kommunaler Ordnungsdienst... die FDP sieht Mängel im Konzept...

17. Oktober 2019

Lesen SIE bitte die SWP...

Stadtrat Gillich hat klare Worte gefunden zum Konzept, nicht ausgereift, nicht genügend abgesprochen! Obwohl die Verwaltung auf unsere Nachfrage klarstellte, dass die Ausbildung 9 Monate dauert, verspüren wir doch eine Unsicherheit , ob wir diese Ebene in der Stadt einführen wollen.
Diese Angestellten haben neben Pfefferspray und einen Teleskopschlagstock und können BürgerInnen zur Idenditätsfeststellung "mitnehmen". Auch Durchsuchungen sind möglich.
Alles sinnvoll, aber diese Aufgaben sehen wir lieber in der Hand der Polizei!

 

Die Polizei ergänzen

Sicherheit Neu-Ulm soll 2020 einen kommunalen Ordnungsdienst bekommen. Das haben die Stadträte beschlossen. Schärfster Kritiker ist ein Hauptkommissar. Von Niko Dirner

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üll im Grünstreifen, nicht angeleinte Hunde,  weggeworfene Zigaretten – solche Ordnungswidrigkeiten will die Stadt Neu-Ulm ab dem kommenden Jahr mit einem kommunalen Ordnungsdienst verfolgen. Dieser soll als Fußstreife ständig unterwegs sein, ausgerüstet unter anderem mit Pfefferspray und Schlagstock. Das hat der zuständige Ausschuss des Stadtrates jetzt mit vier Gegenstimmen beschlossen. Der Abstimmung war eine kontroverse Debatte vorausgegangen. Dabei ging es vor allem um die Frage, ob der neue Dienst nun eine Kritik an der Arbeit der Polizei Neu-Ulm ist oder nicht.

Die Sitzungsvorlage mache ihn „sprachlos“, sagte Erster Hauptkommissar Günter Gillich, Stadtrat der FDP und Leiter der Operativen Ergänzungsdienste bei der Polizeiinspektion (PI) Neu-Ulm. Er habe „Unwahrheiten und Halbwahrheiten“ in dem Konzept – „das den Namen Konzept nicht verdient“ – gefunden. Etwa die Aussage, die Polizei ziehe sich landesweit „aus der öffentlichen Präsenz und aus Kontroll- und Ordnungstätigkeiten zurück“ und mache weniger Prävention.

Wir machen
hier keinen
Wahlkampf! Wir
hauen  nicht auf die Polizei drauf!
Anton Bullinger
Stadtverwaltung Neu-Ulm

Gillich stellte auch in Frage, ob ein Ordnungsdienst überhaupt sein müsse – zusätzlich zur Polizei, der Sicherheitswacht und unter anderem bei Jugendhäusern eingesetzten privaten Sicherheitsdiensten. Denn: Die Kriminalität sei rückläufig, das als Begründung angeführte „subjektive Sicherheitsgefühl“ der Bürger ein Wahlkampfthema. Es sei jedenfalls „nicht wissenschaftlich fundiert“. Sie habe auch das Gefühl, sagte Christina Richtmann (Freie Wähler), „dass die Stadt hier der Polizei ins Handwerk pfuscht“.

„Wir machen hier keinen Wahlkampf! Wir hauen  nicht auf die Arbeit der Polizei drauf!“, entgegnete Anton Bullinger vom zuständigen Fachbereich. „Das ist kein Angriff auf die Polizei“, betonte auch die sitzungsleitende Zweite Bürgermeisterin Antje Esser. Bullinger: Die Verwaltung setze lediglich einen klaren Auftrag des Stadtrates um. Es gehe dabei nicht um Straftaten, sondern darum, die städtischen Satzungen und Verordnungen durchzusetzen. Auch Prävention sei wichtig. „Es sieht teilweise unter aller Sau aus in der Stadt“, ergänzte Thomas Nägele, Leiter der Abteilung Sicherheit, Ordnung im Rathaus. Ziel sei ein nachhaltig hoher Kontrolldruck.

Zudem verbesserten „Uniformen im öffentlichen Raum“ das Sicherheitsgefühl der Menschen. In vielen Städten wie Augsburg und auch in Ulm (siehe Infokasten) seien kommunale Ordnungsdienste erfolgreich. Das Präsidium in Kempten sei eingebunden und habe im Rahmen der Probleme um die Caponniere einen Ordnungsdienst befürwortet.

Weil, vermutete Karl-Martin Wöhner (SPD), in Neu-Ulm Polizisten fehlen: „Der Chef der PI Neu-Ulm hat die weiße Fahne gehisst.“ Der Staat versage, die Stadt müsse einspringen, Lückenbüßer sein. „Das ist ein Armutszeugnis.“

Thomas Mayer, CSU-Stadtrat und Direktor des Amtsgerichtes, betrachtete das Thema differenzierter: Die Polizei-Dienststelle in Neu-Ulm sei eine der am meisten belasteten in der Region. Deshalb könnten – wegen des bürokratischen Aufwands – längst nicht alle Ordnungswidrigkeiten verfolgt werden. Dazu gebe es auch keinen Zwang, da gelte das so genannte Opportunitätsprinzip. Ein kommunaler Ordnungsdienst könne „eine sinnvolle Ergänzung zur Polizei“ sein. „Wir werden deshalb nicht zum schwäbischen Singapur, wo alles verfolgt wird.“ Wichtig wäre aber, die Anzeigen so zu schreiben, dass diese vor Gericht auch Bestand haben. Wer heute klage, der habe gute Erfolgsaussichten, weil die Dokumentation oft lückenhaft sei.

Letztlich stimmten Gillich und Alfred Schömig (beide FDP), Richtmann (FWG) und Stephan Salzmann (Pro) gegen den Ordnungsdienst. Die Mehrheit war dafür – trotzdem kommt er womöglich nicht. Denn die Stadt muss wegen rückläufiger Steuereinnahmen sparen, die bereits 2019 eingeplanten vier Vollzeitstellen überleben also womöglich die Haushaltsberatungen nicht.

Kommentar

Kommentar
Mehr Uniform kein Muss

 

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in bellender Hund ohne Leine. Biertrinkende Jugendliche am Baggersee. All das passiert in Neu-Ulm, all das ist verboten, aber es ist im Regelfall niemand da, der das ahndet. Dagegen will die Stadt nun vorgehen. Und holt womöglich zu weit aus.

Denn Neu-Ulm ist eben kein beschauliches Örtchen auf dem Land, es ist eine wachsende Kommune. Eine moderne Stadtgesellschaft aber sollte Bagatellvergehen aushalten können, ohne dass gleich ein Hilfs-Sheriff herbeigerufen werden muss. Dunkle Ecken aufzuhellen, wie an der Caponniere, gelingt der Polizei. Zudem arbeitet die vom Staat finanzierte Sicherheitswacht in diesem Bereich.

Was ebenfalls die Polizei gewährleisten muss, ist schnelle Hilfe, wenn es zu einer erheblichen Sachbeschädigung kommt oder zu einer Körperverletzung. Wenn sich ein Kriminalitätsschwerpunkt herausbildet. Sollten dafür Beamte fehlen, so muss der Freistaat hier nachbessern. Denn wer mit solchen Situationen allein gelassen wird, dem kommt sein Sicherheitsgefühl abhanden.

Ein beschmierter Sicherungskasten ist nicht Neu-Ulms vordringliches Problem. Es ist der defizitäre Verwaltungshaushalt, aus dem auch ein Ordnungsdienst bezahlt werden müsste. Die Stadt sollte zunächst die Finanzen in den Griff bekommen und dann noch mal überlegen, wie viel mehr Uniform-Präsenz sinnvoll und leistbar ist.

 

In Ulm seit 2008

Vorbild Ulm hat 2008 einen Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) mit vier Mitarbeitern gestartet und diesen 2018 auf aktuell sieben Frauen und Männer aufgestockt. Der Ulmer KOD arbeitet im Schichtdienst, an Wochenenden bis 2 Uhr. Die Mitarbeiter dürfen Verwarnungen aussprechen, Verwarnungsgelder erheben, Bußgeldverfahren einleiten; zudem Personen befragen und Platzverweise erteilen. So ist es auch in Neu-Ulm geplant.

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