Ulm: Haus des Jugend/Straf/recht.

20. Februar 2019

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Hier sollen jugendliche Täter in die Spur finden
Prävention Ulm bekommt ein Haus des Jugendrechts. Polizei, Stadt und Staatsanwaltschaft haben große Erwartungen

Von Sebastian Mayr

Ulm Wann es wirklich losgeht, kann noch keiner genau sagen. Sozialbürgermeisterin Iris Mann hofft auf einen Termin irgendwann zwischen März und Mai. Dass es losgeht, ist seit Dienstag offiziell: Ulm bekommt ein Haus des Jugendrechts – nach immerhin fünf Jahren Vorlauf. Die drei Träger haben im Ulmer Rathaus eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet. Den ersten Vorstoß, mit einer solchen Einrichtung auf die Jugendkriminalität in Ulm zu reagieren, gab es 2013. Dass es so lange gedauert hat, lag laut Bürgermeisterin Mann nicht daran, dass sich Polizei, Stadt und Staatsanwaltschaft nicht einig waren. Man habe einfach zuerst alle Details ausarbeiten wollen, erläutert sie. Und die Suche nach einer passenden Immobilie sei nicht einfach gewesen.

Polizei, Stadt und Staatsanwaltschaft wollen, dass die Zeit zwischen Vergehen und Strafe verkürzt wird. Dass soll den Zusammenhang zwischen beidem deutlicher machen. „Möglicherweise ist dazwischen noch etwas anderes passiert“, sagt Iris Mann über die bisherigen, teils langwierigen Verfahren. Dadurch, dass Polizisten, Staatsanwälte und Sozialarbeiter unter einem Dach arbeiten, sollen sich Zusammenarbeit und Informationsfluss verbessern. Es sei einfach etwas anderes, wenn man sich jeden Tag sehe, begründet Polizeipräsident Christian Nill. Das könne man weder mit Videokonferenzen, noch durch regelmäßige Treffen ersetzen. Christof Lehr, Leiter der Ulmer Staatsanwaltschaft, denkt nicht nur an Strafen, sondern auch um erzieherische Hilfen. Es gehe darum, den Jugendlichen den Weg zurück in den normalen Alltag zu zeigen, sagt der Leitende Oberstaatsanwalt. Auch Kooperationen mit externen Partnern sollen helfen: zum Beispiel mit Schulpsychologen, Jugendrichtern, Anwälten und der Agentur für Arbeit. Dabei sollen unter anderem chronische Schulschwänzer und zukünftige Ausbildungsmöglichkeiten genau in den Blick genommen werden. Auch der Alb-Donau-Kreis ist mit im Boot: Jugendliche Intensivtäter und sogenannte Schwellentäter, bei denen sich eine spätere kriminelle Laufbahn abzeichnet, sollen im Haus des Jugendrechts betreut werden.

Das lang gesuchte Gebäude haben die drei Träger in der Schaffnerstraße gefunden: Das Haus des Jugendrechts zieht in das Alte Hauptzollamt. Zur Staatsanwaltschaft und zum Gerichtsgebäude sind es keine 300 Meter, auch das Polizeipräsidium ist fußläufig bequem erreichbar. Aus Sicht von Polizeipräsident Nill ist der Standort „ideal“. Der Vormieter ist im November ausgezogen, nun laufen die Umbauten. Wenn sie abgeschlossen sind, kann das Haus des Jugendrechts seine Arbeit aufnehmen. Dass die Baumaßnahmen umfangreich sind, liegt an der Polizei und ihren hohen Sicherheitsstandards: „Die Sicherheitsinfrastruktur ist immer nur so stark wie ihr schwächstes Glied“, erklärt Nill. 14 Polizeibeamte werden in der Schaffnerstraße arbeiten. Die Behörde stellt damit den mit Abstand größten Teil der Mitarbeiter. Drei städtische Sozialarbeiter werden im Haus des Jugendrechts angesiedelt. Dazu kommen ein bis drei Jugendstaatsanwälte, die dort nach Bedarf und in einem rollierenden System ihren Dienst verrichten.

Leiter der neuen Einrichtung wird Jürgen Kriechbaum, Erster Kriminalhauptkommissar und früherer SPD-Stadtrat in Ulm. Er hat erst kürzlich an einer bundesweiten Tagung aller 20 Häuser des Jugendrechts teilgenommen und sagt: „Die Bedeutung kann man gar nicht überschätzen.“ Für den Ulmer Ansatz und seine neuen Mitarbeiter hat der Polizist nur Lob übrig: Es seien Sachbearbeiter mit viel Wissen und viel Erfahrung. Und nicht überall habe man das Haus des Jugendrechts auch wirklich in einem eigenen Gebäude angesiedelt.

Die Jugendkriminalität soll durch die neue Einrichtung langfristig reduziert werden – dabei ist sie seit 2013 ohnehin fast durchgehend gesunken. Einzige Ausnahme: Von 2016 auf 2017 stieg die Zahl leicht an, war aber noch immer niedriger als in den Jahren davor. Das geht aus der Sicherheitsanalyse 2017 des Polizeipräsidiums Ulm hervor. Neuere Zahlen liegen noch nicht vor. „Wir wollen üben, solange es gut läuft“, kommentiert Sozialbürgermeisterin Mann. Geübt wird schon jetzt: Die Sachbearbeiter der Stadt und der beiden Behörden bereiten sich mit simulierten Fallkonferenzen auf ihre gemeinsame Arbeit vor.

Auf der Infotafel vor dem Alten Hauptzollamt in der Ulmer Schaffnerstraße ist noch Platz – zum Beispiel für ein Schild des Hauses des Jugendrechts. Die neu geschaffene Einrichtung soll spätestens im Mai dort einziehen. Foto: Alexander Kaya

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