Sardinenbüchse Donaubad...

06. Juli 2015

lesen Sie bitte die SWP

auch ein Grund das alte Donaubadgelände zumindest teilweise wieder für die Ulmer und Neu-Ulmer BürgerInnen zu öffne...

Sardinenbüchse Donaubad: Wie das Freibad mit dem Massenansturm zurechtkommt

Anstehen an der Kasse, am Sprungturm, am Imbisswagen: Im Donaubad drängelten sich am saharaheißen Samstag die Menschen. Wer einen Platz im Wasser ergattert hatte, fühlte sich wie in der Sardinenbüchse.

BEATE ROSE | 1 Meinung

Jan (19) ist der Held auf dem Zehner. Im Handstand, mit dem Rücken zum Publikum – so steht Jan auf dem Zehn-Meter-Sprungturm. Er hält sich kurz in der Position, stößt sich ab und springt elegant ins Wasser. Dabei dreht er gekonnt einen Salto. Als Jan aus dem Wasser auftaucht, klatschten alle Umstehenden. Dabei, sagt Jan nach seinem Sprung, kann man gegen die Aufmerksamkeit nichts machen. „Die Leute gucken immer zu, auch, wenn man trainieren will.“

Samstag im Freibad. Bei gefühlten 40 Grad drängeln sich die Zuschauer dicht an dicht ums Sprungbecken im Donaubad, dem Hotspot des Bads. Wenn junge Männer jungen Frauen zeigen wollen, was sie sportlich so drauf haben, dann am Sprungturm. Und wenn junge Mädchen jungen Männern ihre Bikinis vorführen wollen, dann, richtig, am Sprungturm.

An diesem Tag wollen alle ins Donaubad. Am frühen Nachmittag stehen Menschenmassen vor den Kassen. Zwei Kassen haben geöffnet, mehr ist nicht möglich. Anja Heigele ist eine der Kassiererinnen. „Heute läuft’s“, sagt sie, nimmt Geldscheine entgegen, gibt Wechselgeld raus. Seit Stunden macht sie das. Seit der Kassenöffnung um neun Uhr stehen die Leute Schlange – und die nimmt kein Ende. Wird das Bad heute wegen Überfüllung geschlossen? „Nicht, so lange es Platz auf der Liegewiese gibt“, sagt Antonius Junker, Projektleiter des Wonnemar Neu-Ulm, zu dem das Donaufreibad gehört. Im Umkreis von 60 Kilometern sei es das größte Bad.

An die 4000 Leute sind an diesem Tag im Bad – Plätzen werden knapp, im Wasser oder an Land. Jede Stelle am Rand des 50-Meter-Becken ist besetzt – von Muttis, die quatschen, von verliebten Pärchen, die knutschen, von Männern, die herumdümpeln.

Sorgen die Menschenmassen für einen Supergau in Sachen Hygiene und Technik, wie am Wochenende Anfang Juni, als vier Becken im Wonnemar wegen mieser Wasserwerte gesperrt waren und Besucher mangelnde Sauberkeit beklagten? Nicht an diesem Samstag. Müll liegt nicht herum, Papierkörbe quellen nicht über. In den Umkleiden wie Toiletten am Eingang des Bades sind die Böden geputzt, Putzfrauen laufen mit Putzlappen herum. Laut Junker sind bis zu zehn Reinigungskräfte eingeteilt und acht Bademeister in der gesamten Anlage.

Der Kinderbereich des Bades liegt abgeschieden hinter der Iller. Bis dorthin haben es Putzkräfte am Nachmittag nicht geschafft, nach 17 Uhr ist in der Toilette der Seifenspender leer. Neben dem Waschbecken ist der Zettel „Hygienekontrolle“ angeklebt, es fehlt im Kästchen „16 Uhr“ die Unterschrift.

Ein Mutter meint, dass am Babyschwimmbecken ein großes Sonnensegel fehle. Junker entgegnet, dass alle zur Verfügung stehenden Schirme aufgespannt sind. Zehn Stück, Werbeschirme eines Eisherstellers. Junker winkt ab. Er könne nicht allen Ansprüchen gerecht werden. Mit Beschwerden seien viele schnell zur Hand.

Kritisch sieht Martin Lipton (86) aus Wertach im Allgäu das Donaubad. Ja, er habe den Grüntensee vor der Haustür, aber keinen Sprungturm. Wegen dem fährt Lipton, Turm- und Klippenspringer, bei schönem Wetter 110 Kilometer nach Neu-Ulm. Nur: Der Zehner sei kaum geöffnet. „Das geht doch nicht, hier wollen so viele junge Leute springen, immer ist der zu.“

Ein Mann, der neben Lipton auf der Bank sitzt, seinen Namen jedoch nicht in der Zeitung lesen will, stimmt Lipton zu: Im Donaubad werde mit allem zurückgefahren, vor allem mit Personal. Der Zehner sei jetzt nur geöffnet, weil ein Bademeister in seiner Freizeit oben stehe. Ist der Mann ein passionierter Nörgler? Eine Nachfrage bei jenem Mann, der oben auf dem Turm den Betrieb regelte, bringt diese Antwort: „Ja, ich habe heute frei.“ Doch er könne in seiner Freizeit tun, was er wolle. Mehr zum Thema sagen will er nicht.

Eine halbe Stunde sind der Zehn-Meter- und der Siebeneinhalb-Meter-Turm geöffnet, dann werden sie geschlossen und stattdessen der Einer, Dreier und Fünfer wieder freigegeben. Junker sieht die Sache so: Dann können alle wieder springen, nicht nur die Sportler.

Der Mann, der das Donaubad so kritisch sieht, zählt weitere kritische Punkte auf: Bäume seien abgeholzt, Wasserschläuche abgeschafft worden, mit denen Bademeister früher den Boden abspritzen konnten. Die Mauer ums Donaubad sei nach wie vor unansehnlich.

Warum er und Lipton trotzdem Dauergäste sind? Die Antwort: „Man hängt halt dran. Das ist schon ein bisschen unser Wohnzimmer.“

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