Fünf Fraktionen sitzen im Stadtrat. Sie sind von unterschiedlicher Größe und Bedeutung - wobei das eine oft nichts mit dem anderen zu tun hat. Eigentlich gibt es aber noch eine sechste. Eine inoffizielle natürlich, aber eine höchst umtriebige. Sie besteht aus einem eingespielten Duo, das bisweilen Mitstreiter um sich schart: Christa Wanke (CSU) und Dr. Alfred Schömig (FDP), ergänzt um den CSU-Arbeitskreis "Vereinbarkeit Familie und Beruf" und die beiden anderen FDP-Stadträte.

Sie treten immer auf den Plan, wenn es um Sozial- und Bildungspolitik geht. Bildeten früher Christa Wanke und Ursula Schnirch allein die CSU-Speerspitze, bekamen sie Verstärkung, seit Schömig im Stadtrat sitzt. Ob Ganztagsklassen an Grundschulen, verlängerte Mittagsbetreuung, Modellprojekt Bildungshaus, Seniorenbeirat - stets tragen die Anträge die Unterschriften von Wanke und Schömig. Doch nun scheint die Zweisamkeit gestört.

Auslöser ist ausgerechnet ein Bildungsthema: das neue Kinderbetreuungskonzept. Eltern und Träger laufen gegen zwei Aspekte Sturm, nämlich die Erhöhung der Elternbeiträge und die schrittweise Schließung der Horte. Bei der Demo vor dem Rathaus warfen Eltern der Stadt Familienfeindlichkeit und der CSU unsoziale Politik vor. Familienfeindlich? Unsozial? Beides trifft Christa Wanke hart. In einer Pressemitteilung wehrt sie sich. "Es war die CSU-Fraktion und insbesondere der CSU-Arbeitskreis, der in den letzten Jahren Sprachförderung im Kindergarten, Ausbau von Ganztagsklassen, ein Modellprojekt Bildungshaus" und einiges mehr angestoßen oder durchgesetzt habe.

Nur die CSU? Der FDP-Fraktionschef dürfte die Aufzählung erstaunt zur Kenntnis nehmen. Schreibt er doch solche Erfolge nicht allein seiner Fraktion zu, sondern erwähnt auch seine CSU-Kollegin. Ob beim Neujahrsempfang der FDP, als er die Gäste mit der steten Wendung "das war ein Antrag von uns und von Frau Wanke" erheiterte, oder zuletzt im FDP-Infoblatt im September, in dem Christa Wanke häufiger namentlich erwähnt wird als alle FDP-Stadträte zusammen - Schömig steht treu zu seiner Partnerin.

Ob ihr Verhältnis nun in der Krise ist? Nein, sagt sie. Ihr liege sehr am guten Miteinander mit Schömig.