Gibt es zu viele Hotels in Neu-Ulm und Ulm?

02. Januar 2016

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Nicht erfreut über neue Hotels

Ulm/Neu-Ulm Touristik: Betten-Auslastung weiter unter 50 Prozent – Tourismusfonds geplant


Was die Hotelszene in Ulm und Neu-Ulm betrifft, sind beide Städte zwar gut aufgestellt, die Hotels sind aber längst nicht ausgelastet. Neue Hotels sehen die Ulm/Neu-Ulm Touristik und auch Betreiber eher skeptisch.


EDWIN RUSCHITZKA


Ulm/Neu-Ulm. In Ulm sind es etwa 45 Betriebe, in Neu-Ulm 20. Es sind große Ketten, teilweise aber auch Familienunternehmen. Sie alle bemühen sich um Auslastung ihrer Hotelbetten, 3600 in Ulm und 1200 in Neu-Ulm. Diese ist, glaubt man der Statistik der Ulm/Neu-Ulm Touristik (UNT), durchaus noch steigerungsfähig. Über das ganze Jahr bemessen lag sie 2013 bei 42,5 Prozent und 2014 bei 45,1 Prozent. Und rechnet man die Zahlen für 2015 hoch, ist die 50-Prozent-Marke mit wahrscheinlich erreichten 48 Prozent wieder unterschritten worden. Es geht also zwar aufwärts in der Doppelstadt, aber nur gemächlich.


Und so sind UNT-Chef Wolfgang Dieterich sowie die Hoteliers Silvia Meinl aus Neu-Ulm und Oliver Schreiber aus Ulm, beide jeweils im Vorstand ihrer Hotel-und-Gaststättenverbände links und rechts der Donau, überaus skeptisch, was neue Hotels betrifft, die angekündigt sind. „Der Bedarf ist gedeckt – und das in der ganzen Bandbreite.“ Also vom billigen Zimmer, das pro Nacht 25 Euro kostet, bis zum teuren Zimmer, das für 180 Euro zu haben ist. „Neue Hotels“, sind sich Dieterich, Meinl und Schreiber einig, „werden zu einem Verdrängungswettbewerb führen, bei dem zu befürchten ist, dass ihn kleinere Betriebe nicht überleben werden.“ Ein Haus mit etwa 20 Betten zu betreiben, sei ohnehin schon schwierig, sagt Schreiber. „Solche kleinen Betriebe werden diesen Kampf nicht überleben, sie werden sterben. Und das ist durchaus vergleichbar mit der Situation im Einzelhandel.“


Was da an neuen Hotels angekündigt ist, ist gewaltig, sagt Dieterich. Die Leonardo-Hotel-Kette, die in Deutschland 45 Hotels betreibt, baut ein weiteres Vier-Sterne-Hotel in der Mörikestraße im Ulmer Dichterviertel, nicht weit vom Hauptbahnhof entfernt – mit etwa 148 Zimmern und 280 Betten. Der Ulmer und Neu-Ulmer Großgastronom Ebbo Riedmüller plant im neuen „Barfüßer“ in der Neuen Straße, also im ehemaligen Sparkassen- und Jung-Gebäude, ein weiteres Riku-Hotel mit 40 Zimmern und 60 Betten.


Dazu kommen zwei Hotel-Projekte in der Stadt Neu-Ulm: Die Firma Cityprojekt Neu-Ulm mit Sitz in München hat bereits Pläne zur Neubebauung des Allgäuer Rings eingereicht. Sie will dort neben drei Wohnblocks für Studenten ein siebengeschossiges Hotel hochziehen, mit insgesamt 123 Zimmern und etwa 200 Betten. An dieser Stelle stand bis Anfang der 90er Jahre das Ring-Hotel. Dazu kommt noch die Ulmer Realgrund, die im Bereich der „Grünen Höfe“ an der Hermann-Köhl-Straße ebenfalls einen Hotelneubau vorsieht. Realgrund, so Geschäftsführer Walter Hopp, befindet sich diesbezüglich noch in Gesprächen.


Unter dem Strich bedeutet das, dass die Hotellerie in beiden Städten in den nächsten Jahren – vorsichtig gerechnet – über 700 zusätzliche Betten verfügen wird, bei einer Auslastung der bisherigen Betten, die immer noch unter 50 Prozent liegt. Das treibt Dieterich, Meinl und Schreiber dann doch die Sorgenfalten auf die Stirn. Die beiden Städte kommen zwar insgesamt erstmals auf rund 800 000 Übernachtungen mit 70 Prozent Geschäftsleuten und 30 Prozent Touristen. Luft nach oben sei immer noch reichlich vorhanden. Zumal Oliver Schreiber, der das Atrium-Hotel der Best-Western-Kette führt, auch glaubt, dass es künftig nicht mehr Geschäftskunden geben wird. Dass sich die gute wirtschaftliche Lage der Städte Ulm und Neu-Ulm noch weiter steigern lässt, bezweifelt auch Silvia Meinl vom gleichnamigen Hotel im Neu-Ulmer Stadtteil Reutti. Und die Übernachtungszahlen im Bereich der Touristen zu steigern, sei auch schwierig.


Mehr Touristen nach Ulm und Neu-Ulm zu bringen, ist die Aufgabe der gemeinsamen Ulm/Neu-Ulm Touristik, die über ein Jahresbudget in Höhe von 1,4 Millionen Euro verfügt. Davon schießen die beiden Städte 850 000 Euro zu. 200 000 Euro gibt die UNT laut Dieterich für Werbemaßnahmen aus. „Allein für Städtemarketing hätten wir gerne doppelt soviel“, sagt der UNT-Chef. Dass dafür das Geld aus den Haushalten beider Städte kommt, kann Dieterich selbst in seinen kühnsten Träumen nicht hoffen. Also überlegt er sich andere Einnahmequellen. Er denkt dabei weder an die Einführung einer Bettensteuer, noch will er eine Tourismusabgabe. Er setzt vielmehr auf ein freiwilliges Modell, den so genannten Tourismusfonds, den es in Städten wie München, Nürnberg, Rostock oder Oldenburg schon gibt. Hoteliers und Gaststätten, vielleicht auch der Einzelhandel, zahlen dabei einen Betrag X ein, die beiden Städte würden dann ihrerseits den gleichen Betrag drauflegen. Der Vorteil laut Dieterich: „Das Ganze ist freiwillig, und die Hoteliers und Gaststättenbetreiber bestimmen mit, wie das Geld verwendet wird.“


Dazu führt die UNT bereits Gespräche mit beiden Stadtverwaltungen, auch die politischen Fraktionen in den Städten sind informiert, denn das Modell soll möglichst 2017 starten. Im nächsten Jahr will Dieterich weiter sondieren, ob es genügend Partner für dieses Modell gibt. Die Hotel- und Gaststättenverbände, so Oliver Schreiber, werden ihren Mitgliedern jedenfalls empfehlen, sich daran zu beteiligen. „Darüber haben wir bereits diskutiert.“ Laut Dieterich ist es das Ziel, gerade auch den Einzelhandel mit ins Boot zu bekommen, „denn der wird davon am meisten profitieren“. Das Geld soll vor allem dafür eingesetzt werden, mehr Touristen nach Ulm und Neu-Ulm zu holen. Dieterich: „Hier müssen wir in Zukunft einfach mehr tun.“

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