Glacis Galerie.. Blautalcenter... alle wollen grosse Mieter

13. Januar 2017

Lesen SIE bitte die NUZ..

Sportriese darf nicht ins Blautal-Center

Einzelhandel Hinter den Kulissen wird heftig um die Zukunft des kriselnden Einkaufszentrums gefeilscht. Wer einziehen will, aber nicht darf und was das mit der Glacis-Galerie zu tun hat

Von Oliver Helmstädter

Ulm Der französische Sportriese Decathlon muss wohl draußen bleiben. Mit entsprechenden Plänen für das Ulmer Blautal-Center handelten sich Investoren eine Abfuhr von der Stadtverwaltung ein. Baubürgermeister Tim von Winning bestätigte auf Nachfrage, dass Ende vergangenen Jahres potenzielle Interessenten der Immobilie im Rathaus vorstellig wurden. Die Immobilie befindet sich in der Hand des Immobilienfonds Wealthcap – einer Tochter der Uni-Credit Bank – und will das Einkaufszentrum wie berichtet verkaufen. Von Winning verdeutlichte nach eigenen Angaben den Managern, dass ein Engagement nur auf derzeitiger rechtlicher Basis möglich sei. Das entspricht einer Abfuhr durch die Blume. Einen entsprechenden Beschluss habe der Gemeinderat vor einiger Zeit in nicht öffentlicher Sitzung gefasst. Das heißt: Der neue Investor kann nicht einfach einen zusätzlichen, riesigen Sportladen eröffnen. Die maximalen Verkaufsflächen für innenstadtrelevante Sortimente sind festgeschrieben, der Branchenmix – mit 46 Prozent der Verkaufsfläche für Bekleidung und Schuhe, 26 Prozent für ein SB-Warenhaus und 20 Prozent für Technik – scheinen also in Stein gemeißelt. Die französische Sportmarktkette Decathlon bestätige auf Nachfrage dennoch, Handelseinigkeit für eine Fläche erzielt zu haben. Doch die Ansiedlung verzögere sich noch, weil der Vermieter „baurechtliche Themen“ mit der Stadt zu klären habe. Dass nun der Branchenmix wegen des Sportriesens geändert wird, halten Experten für mehr als unwahrscheinlich.

Ein anderer Interessent soll ein Möbelhaus mit Sitz in Göppingen sein. Nachdem Möbel nicht zu den innenstadtrelevanten Sortimenten gezählt werden, wäre rein rechtlich die Bahn frei für Sofas und Co. Andere Gründe sprechen allerdings gegen ein neues Möbehaus: Erstens ist es fraglich, ob neben Mahler, Inhofer, Ikea und Borst noch genügend Nachfrage vorhanden ist. Und zweitens zahlen Möbelhäuser üblicherweise weit weniger Miete pro Quadratmeter als „normale“ Einkaufszentrums-Filialisten. Doch angesichts der Not im Blautal-Center ist mittlerweile vieles denkbar. Zwar investierte Wealthcap in den vergangenen Jahren 16 Millionen in das in die Jahre gekommene Einkaufszentrum. Doch mit der Ex-Euronics-Fläche klafft bereits eine 1950-Quadratmeter-Lücke, die sich mit dem angekündigten Auszug des Groß-Supermarkts V-Markt am 1. Februar um fast 7000 Quadratmeter vergrößern wird. Und mit jedem Leerstand sinkt nach Ansicht von Handelsexperten der Wert der Immobilie. Zumal mit V-Markt nach Real schon der zweite Vollsortimenter im Blautalcenter scheiterte. Erschwerend kommt für das Blautal-Center hinzu, dass die im Bau befindlichen Sedelhöfe mit weiteren 18 000 Quadratmetern Verkaufsfläche den Einzelhandel gehörig aufmischen werden. Mitte des Jahres kommen noch die 2500 Quadratmeter des dann geschlossenen alteingesessenen Bekleidungsgeschäfts Honer in der Neuen Straße hinzu.

Fakt ist: Bereits im Februar vergangenen Jahres informierte Wealthcap wie berichtet darüber, Verkaufsgespräche mit potenziellen Investoren aufgenommen zu haben. Als Zeitraum, die Anleger zu informieren, wurde einst das zweite Quartal vergangenen Jahres anvisiert. Der Sprecher von Wealthcap, Sebastian Zehrer, bestätigt auf Anfrage lediglich, dass die Verhandlungen mit Käufern aktuell noch andauern. Während dieses Prozesses werde sich Wealthcap nicht weiter äußern. Der Centermanager der Neu-Ulmer Glacis-Galerie, Tim Mayer, verfolgt die Gerüchteküche mit Interesse. Schließlich unterliegt sein Einkaufszentrum im Gegensatz zum konkurrierenden Blautal-Center keinerlei Sortimentsbeschränkung. Mit Ankermietern wie Decathlon oder Primark stehe ECE, der Betreiber der Glacis-Galerie, in ständigem Kontakt, schließlich sind beide Marken Mieter in anderen ECE-Einkaufszentren. „Natürlich hätten wir Decathlon und Primark gerne in Neu-Ulm“, sagt Mayer. Doch aus Platzgründen sei das derzeit nicht möglich: Primark- wie Decathlon-Filialen haben in der Regel mehrere 1000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Die derzeit zehn Lehrstände der Glacis-Galerie machen zusammengerechnet gerade einmal 1000 bis 1500 Quadratmeter aus, so Mayer. Über eine Neukonzeption werde allerdings durchaus nachgedacht, wenn 2025 sämtliche Mietverträge auslaufen.

Aktuelle Sorgen hat Mayer mit dem Media-Markt-Nachbarn: Nach nur einem Jahr in der Glacis-Galerie hat ein Geschäft für Arbeitskleidung, in der Glacis-Galerie wieder geschlossen. Für Centermanager Mayer nicht überraschend, weswegen er das Aus auch nicht als Indiz für eine generelle Krise der Glacis-Galerie deuten will. „Ich habe so ein Konzept noch nie in einem Einkaufszentrum gesehen.“ Als „Versuch“ sei das Angebot gedacht gewesen. Und der scheiterte. Nach Auslauf des Mietvertrages sei das Geschäft wegen mangelnder Rentabilität geschlossen worden. Wer nun reinkommt, ist unklar. »Kommentar

Centermanagerin Sabine Friedrich wurde inzwischen durch Tim Mayer ersetzt. Die Leerstände, die „soon“ – also bald – eröffnen sollten, bleiben.

Die Sport-Kette Decathlon setzt auf großflächigen Verkauf. Foto: Decathlon

Decathlon will hier rein: Insgesamt stehen im Blautalcenter acht Verkaufsflächen leer. Klingt nicht viel angesichts von fast 100 Geschäften, doch ausgerechnet zwei der größten Läden stehen ohne Mieter da. Fotos: Alexander Kaya

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