Der deutsche Tesla... für knapp 12ooo € ?

06. Oktober 2017

Lesen SIE bitte die NUZ... Gut.. dass es auch "Quereinsteiger" gibt.. und nicht nur die grossen Autofirmen...

Wird dies der deutsche Tesla?
Interview Den Streetscooter für die Post haben sie bereits entwickelt. Nun folgt ein Pkw. Win Neidlinger von e.GO erklärt, was das Auto kostet und ob es wirklich der Umwelt hilft

Herr Neidlinger, E-Autos stehen im Ruf, bisher noch zu teuer zu sein ...

Win Neidlinger: Viele E-Autos sind teuer, aber sie müssen nicht teuer sein.

Was kostet denn Ihr Modell?

Neidlinger: Das Basismodell des e.GO – der Life 20 – kostet 15 900 Euro. Abzüglich der derzeitigen Umweltprämie wäre man bei 11 520 Euro brutto. Der e.GO Life ist auf dem Campus der RWTH Aachen entwickelt worden – der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule – und kommt nächstes Jahr auf den Markt.

Andere E-Autos sind erheblich teurer. Weshalb Ihres nicht?

Neidlinger: Wir haben uns gefragt, was ein Auto haben muss, das vor allem im Stadtverkehr zum Einsatz kommt. Der e.GO Life ist optimiert für den urbanen Verkehr. Wir überfrachten das Auto nicht mit Sonderausstattungen. Dadurch kann man die Komplexität erheblich reduzieren und das Fahrzeug viel günstiger entwickeln. „Keep it simple“ ist das Motto. Halte es einfach. Ein Auto muss nicht beliebig viele Feature haben. Dann kann man ein Auto in einem Zehntel der Zeit entwickeln.

Ist der e.GO also ein Sparmobil mit weniger Komfort?

Neidlinger: Nein, ist es nicht. Der e.GO Life bietet in seinem Inneren sehr viel Platz. Und was den Komfort anbelangt, kann jeder durch seine individuelle Konfiguration den Komfortgrad selber bestimmen.

Die Außenhaut ist aus Kunststoff. Warum eigentlich?

Neidlinger: Auch das senkt Anschaffungspreis und Produktionskosten. Die Kunststoff-Außenhaut spart Kosten für das Lackieren und Schweißen. Das gilt auch später zum Beispiel bei kleinen Unfällen. Wer heute einen Blechschaden hat, weiß, wie teuer die Reparatur ist. Der e.GO muss nicht lackiert werden. Das trägt dazu bei, dass später die Reparaturkosten geringer sind.

Gibt es denn schon Interessenten?

Neidlinger: Im September hatten wir über 1400 Vorbestellungen. Die Interessenten zahlen 1000 Euro als Anzahlung. Derzeit bauen wir in Aachen das Werk für den e.GO Life. Produktionsstart soll im Mai 2018 sein, die Auslieferung im Juli 2018 beginnen. Zu Beginn schaffen wir damit 150 Arbeitsplätze, mit steigenden Produktionszahlen werden es mehr werden.

Wer zählt denn zur Zielgruppe?

Neidlinger: Es ist für alle gedacht, die viel in den Städten unterwegs sind oder vom Umland ins Zentrum pendeln. Das können Pflegedienste sein, die von Haustüre zu Haustüre fahren, Handwerker oder Eltern, die ihre Kinder zur Schule bringen.

Wie groß ist denn die Reichweite?

Neidlinger: Die Reichweite des Life 20 beträgt real 104 Kilometer. Dann muss der Wagen an die Steckdose. Der e.GO ist optimiert für Menschen, die ein Reichweitenbedürfnis von hundert Kilometer am Tag haben. Das genügt im städtischen Umfeld für die meisten Fahrten. Sicher, Sie werden damit nicht tausend Kilometer in den Urlaub fahren können. Aber wie oft im Jahr kommt das vor? Und sollten Sie doch das Bedürfnis einer größeren Reichweite haben, haben wir zwei weitere Leistungsstufen des e.GO Life. Mit der höchsten Leistungsstufe kommen Sie dann auch reale 154 Kilometer weit.

Sie sagen, Sie tragen die DNA von Streetscooter in sich, dem Elektroauto der Post. Was bedeutet das?

Neidlinger: Ein Team um die Professoren Günther Schuh und Achim Kampker hatte 2009 das Streetscooter-Projekt gegründet. Sie erkannten, dass die bisher verfügbaren E-Autos auf dem Markt zu teuer waren, um größere Marktanteile zu erobern. In kurzer Zeit wurde ein günstiger Pkw gebaut, der zusammen mit der Deutschen Post zu einem praktischen Elektrotransporter weiterentwickelt wurde. Die Post plant den Großteil der Zustellflotte auf E-Fahrzeuge umzustellen und übernahm das Unternehmen 2014. Diese DNA trägt Streetscooter immer noch in sich. Günther Schuh ist nun Vorstand der e.GO Mobile AG. Heute entwickelt und produziert Streetscooter Elektro-Nutzfahrzeuge, e.GO konzentriert sich auf den Personentransport.

Der Strom für E-Autos kommt im deutschen Strommix großteils aus Kohle. Wird die Umweltverschmutzung da nicht nur verlagert?

Neidlinger: Man kann nicht wegdiskutieren, dass Strom zu einem Teil aus fossilen Quellen kommt. Das Ziel muss es deshalb sein, auf 100 Prozent erneuerbare Energie zu kommen. So lange kann man aber nicht warten. Stickoxide und Feinstaub belasten heute die Innenstädte. Schritt eins muss deshalb sein, die Innenstädte sauber zu bekommen. Da hilft unser Elektroauto. Schritt zwei ist dann, wie man dies komplett mit erneuerbaren Energien hinbekommt. Der dritte Schritt ist dann ein sauberes Auto für die Langstrecke. Man muss nicht alles auf einmal machen.

Aber auch die Herstellung der Batterien ist energieintensiv und braucht viele Rohstoffe.

Neidlinger: Die Batterien werden deshalb ein doppeltes Leben haben. Sie können zum Beispiel acht Jahre in einem E-Auto im Einsatz sein. Wenn ihre Leistung nachlässt, kann man sie zum Beispiel nochmals circa acht bis zehn Jahre als stationärer Stromspeicher nutzen. Fortschritte wird es sicher auch mit Blick auf das Batterie-Recycling geben.

Bisher ist die Nachfrage nach E-Autos gering. Ist die staatliche Unterstützung ausreichend?

Neidlinger: Die Förderung für den Kauf ist gut. Eine große Sorge ist aber auch das Thema „Laden“. Das Ladenetz und die Ladeinfrastruktur müssen ausgebaut werden. Das gilt zum Beispiel auch für Mehrparteienhäuser. Wenn dort ein Bewohner eine Box zum Laden installieren will, sollte er das zunächst einmal dürfen statt umgekehrt zuerst um Erlaubnis bitten zu müssen.

Fahren Sie eigentlich selbst einen e.GO?

Neidlinger: Ich habe einen bestellt und bekomme ihn nächstes Jahr. Meine Familie wartet schon darauf. Interview: Michael Kerler

So sieht er aus, der e.GO Life. Mit diesem Elektroauto geht nächstes Jahr eine deutsche Firma aus Aachen an den Start. Foto: e.GO Mobile AG, dpa

So sieht er aus, der e.GO Life. Mit diesem Elektroauto geht nächstes Jahr eine deutsche Firma aus Aachen an den Start. Foto: e.GO Mobile AG, dpa

zurück

Unterstützen Sie uns!

Investieren Sie in die Freiheit — mit Ihrer Spende für die FDP Neu-Ulm.

Neben der Stimme am Wahltag und der Mitgliedschaft ist die Spende die dritte wesentliche Säule für die Unterstützung einer Partei durch die Bürger.

Spenden sind ein wichtiger und sehr persönlicher Beitrag des einzelnen Bürgers für die Politik seiner Wahl und Ausdruck persönlicher Willensbekundung. 

mehr zum Thema Spenden

Datenschutzeinstellungen

Diese Webseite nutzt Cookies und tauscht Daten mit Partnern aus. Mit der weiteren Nutzung wird dazu eine Einwilligung erteilt. Weitere Informationen und Anpassen der Einstellungen jederzeit unter Datenschutz.