Start up... wo bleiben wi?

03. November 2017

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Vom Silicon Valley lernen

Start-ups In Israel und in den USA hat sich Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Hoffmeister-Kraut Anregungen geholt. Das Land legt ein neues Programm für Firmengründungen auf. Von Roland Muschel


Die baden-württembergische Landesregierung baut die Förderung von Neugründungen („Start-ups“) aus. „Wir wollen mit einem neuen Programm die Erfolgsaussichten von Start-ups in der heiklen Frühfinanzierungsphase erhöhen“, sagte Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) der SÜDWEST PRESSE. Vorbehaltlich der Zustimmung des Landtags sollen in den kommenden beiden Jahren insgesamt 14 Mio. € in das neue Programm „Start-up BW Pre-Seed“ fließen. Dabei können Neugründungen Zuschüsse erhalten.


Vor allem aber sollen ihnen sogenannten Acceleratoren (zu deutsch: Beschleuniger) technologisch, betriebswirtschaftlich und administrativ bei der Umsetzung ihres Geschäftsmodells helfen. Dazu kann die Aufstellung von Geschäftsplänen zählen oder die Überlassung von Büroräumen. Details werden noch abgestimmt. Als Vorbild dient ein israelisches Förderprogramm.


Erst im Juli hatte Hoffmeister-Kraut einen neuen Wagniskapital-Fonds des Landes für Gründer im High-Tech-Bereich mit einem angestrebten Gesamtvolumen von 50 Mio. € angekündigt, zu dem das Land als „Ankerinvestor“ 5 Mio. € beisteuert. Das nun geplante Förderprogramm soll die Initiative ergänzen.


Während Baden-Württemberg noch immer den Ruf genießt, das Land der Tüftler und Erfinder zu sein, liegt der Südwesten bei den Gründungsaktivitäten im Bundesländervergleich nur im Mittelfeld. Nach Zahlen des Statistischen Landesamtes ging die Zahl der Firmenneugründungen in Baden-Württemberg 2016 im Vergleich zum Vorjahr um 3,2 Prozent auf 75 313 zurück. Die Zahl der neugegründeten Kleinbetriebe sank dabei um 12,8 Prozent, die für Betriebe mit größerer wirtschaftlicher Bedeutung um 5,0 Prozent. Gestiegen ist lediglich die Zahl der Neugründungen im Nebenerwerb, um 3,2 Prozent.


Im März hatten sich Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Hoffmeister-Kraut bei einer Delegationsreise in Israel über die dortigen Bedingungen für Start-ups informiert. Erst vergangene Woche hat die Wirtschaftsministerin zudem das kalifornische Silicon Valley besucht. Das Silicon Valley gilt mit Konzernen wie Apple, Facebook, Google oder Tesla als die Herzkammer des digitalen Wandels, das israelische Tel Aviv als weltweit zweitwichtigste Standort für junge Gründer.


„Wir haben in Baden-Württemberg alle Chancen, auf dem Weltmarkt weiter eine führende Rolle zu spielen. Aber wir müssen unsere Gründerkultur weiterentwickeln. Wir brauchen mehr Mut zum Risiko und ein Ende der Stigmatisierung von Gründern, die nicht gleich mit der ersten Geschäftsidee Erfolg haben “, lautet die Bilanz von Hoffmeister-Kraut nach ihrer USA-Reise. Im Januar will Baden-Württemberg daher in Kalifornien eine neue Anlaufstelle („Innovation Camp BW Silicon Valley“) für seine Mittelständler schaffen.


Größere Unternehmen wie SAP, Bosch, Daimler oder ZF haben im kalifornischen „Tal der Talente“ längst eigene Forschungslabore eingerichtet. Die Verbindung zur Top-Universität Stanford, auf deren Gelände Firmen wie Tesla ihr Hauptsitz haben, lockt die hiesigen Vorzeigeunternehmen genauso nach Kalifornien wie die spezielle Gründermentalität und die enge Vernetzung der IT-Szene.


„Wir müssen in Deutschland schneller werden“, gibt Malgorzata Wiklinska, die die Niederlassung des Autozulieferers ZF aus Friedrichshafen im Silicon Valley leitet, Hoffmeister-Kraut mit auf den Heimweg. Die Tochter einer Italienerin und eines Polen hat lange in Deutschland gearbeitet, „für Unternehmer wie mich ist es hier aber viel einfacher“, sagt die Maschinenbauingenieurin. „Das Silicon Valley ist voller Ideen, weil das Wagniskapital da ist.“ In Deutschland habe niemand ihre Geschäftsideen finanziert. In den USA hat sie nebenbei fünf Firmen gegründet, drei sind gescheitert, zwei aber sind erfolgreich. „In Deutschland fehlt manchmal die Risikobereitschaft.“


Es gehe immer um Innovation, sagt Andreas von Bechtolsheim. Der aus Bayern stammende Informatiker und Milliardär war einer von vier Gründern des Computerkonzerns Sun Microsystems und einer der ersten Investoren bei Google. In Deutschland fehle es an Gründern, die sich mit grundlegend neuen Technologien beschäftigten, bemängelt er. „Der einzige Grund, warum ich nicht nervös bin für die deutsche Autoindustrie, ist Bosch“, verteilt er aber auch Lob an den Gerlinger Zulieferer, der in Palo Alto ein Entwicklungszentrum für Zukunftsthemen wie autonomes Fahren betreibt.

 

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