Der Aufruhr war groß, als der letzte Lebensmittelladen in Neu-Ulms Stadtteil Offenhausen dicht machte. Insbesondere die Senioren beschwerten sich lautstark: Gerade für sie werde es immer schwieriger, ihren täglichen Bedarf zu decken. Seither sind zwei Jahre vergangen – geändert hat sich seither nichts.

„Das ärgert uns jedes Mal wieder“, erklärt Gabriele Oßwald, Vorsitzende des Sozialverbandes VdK in Offenhausen: „Wir sprechen das Thema bei jeder Gelegenheit an, es passiert aber nichts, keiner kümmert sich wirklich darum.“ Viele ältere Menschen, aber auch junge Frauen mit Kindern würden dringend einen Laden in ihrer Nähe benötigen. „Es muss ja kein riesiger Discounter sein, ein kleiner Laden würde es ja auch schon tun“, sagt Oßwald gebetsmühlenartig und ärgert sich noch heute darüber, dass vor zwei Jahren von Seiten der Stadt niemand etwas gegen das Ladensterben unternommen hat.

Diese Woche bekam Oßwald in ihrer Argumentation Unterstützung von Jürgen Lein. Er ist Diplom-Geograf und war von der Stadt mit der Fortschreibung des Neu-Ulmer Einzelhandelskonzepts bis ins Jahr 2025 beauftragt worden. Am Dienstag berichtete er nun den Stadträten von den aktuellsten Entwicklungen und betonte dabei: „Offenhausen ist unterversorgt. Hier besteht eindeutig Handlungsbedarf.“ Auch wenn die Erkenntnis nicht neu ist, wurde zumindest die politische Diskussion wieder angeheizt.

Diese drehte sich am Dienstag insbesondere um einen möglichen Standort für einen Lebensmittelmarkt im Zentrum. Denn der ist seit jeher das Problem. In Theorie gibt es ein Grundstück, das prädestiniert wäre: in bester Lage an der Augsburger Straße, Ecke Heinrich-Heine-Straße. Es gäbe sogar schon Interessenten für den Betrieb eines Ladens. Das Problem: Momentan steht auf dem Grundstück eine Tankstelle, deren Betreiber von dort offenbar auch so schnell nicht weg wollen, wie Bernd Neidhart, Wirtschaftsförderer der Stadt, erklärte. „Wir haben ihnen vor einem Jahr ein aus unserer Sicht attraktives Grundstück an der Europastraße angeboten. Das wurde aber abgelehnt.“ Einen geeigneten Alternativstandort für einen Nahversorger gebe es in Offenhausen bislang nicht. Zwar werde derzeit ein Grundstück am Ortstrand in Richtung Pfuhl geprüft, optimal sei das für die Bevölkerung im Norden aber auch nicht. Alfred Westermayer (SPD) erklärte daraufhin, dass er aktuell in Kontakt mit den Tankstellenbetreibern stehe und in Kürze eine Antwort erwarte. „Offenhausen wird zwischen der Entwicklung in Pfuhl und der Innenstadt einmal mehr zerrieben“, beschwerte sich Rätin Christa Wanke (FDP).

Der Neu-Ulmer Innenstadt steht derweil ein „Quantensprung“ bevor. So zumindest nannte Experte Lein die geplante Eröffnung der Glacis-Galerie. Mit ihr würden die die Schwachstellen im Zentrum – fehlende Angebote im Textil- und Schuhbereich seien das größte Defizit – ausgemerzt. Um dem neuen Einkaufszentrum mit seinen rund 100 Geschäften nicht das Wasser abzugraben, sieht er mittelfristig jedoch noch Handlungsbedarf in einigen Gewerbegebieten, in denen es in der Vergangenheit zu „unkontrolliertem Wildwuchs“ mit unterschiedlichen Angeboten gekommen sei. „Der Wettbewerb soll in der Innenstadt toben“, betonte Lein. Außerhalb sollten Bebauungspläne den Zuzug von Einzelhändlern regeln.