Mehr bezahlbarer Wohnraum in Ulm... Vorbild für Neu-Ulm

11. Mai 2017

Lesen SIE bitte die NUZ

Mehr Wohnungen braucht die Stadt

Immobilien Preissteigerungen von 70 Prozent seit 2009: In Ulm wurde jetzt das Ziel von 700 neuen Einheiten pro Jahr festgezurrt um die Spirale nach oben aufzuhalten

von Oliver Helmstädter

Ulm Jetzt ist es amtlich: Bis 2021 will die Stadt Ulm das Ziel eines Neubaus von 3500 Wohnungen verfolgen, also 700 im Jahr. Einstimmig wurde die Verwaltung vom Ulmer Gemeinderat am Mittwochabend beauftragt, den bereits 2016 beratenen Grundsatzbeschluss nun umzusetzen. Ulms Baubürgermeister Tim von Winning sprach von einer der „ganz großen Aufgaben“, die der Stadt bevorstehe.

Denn der Wohnraum in Ulm ist knapp: Die Preissteigerungen bei Neubauten und Bestandswohnungen zwischen 2009 und 2016 lagen in Sachen Verkaufspreis nach Zahlen des Rathauses bei sage und schreibe 70 Prozent. Zum Vergleich: Der bundesweite Baupreisindex stieg im selben Zeitraum nur um 13 Prozent. Die Mieten schossen in Ulm in den vergangenen Jahren im Neubausegment um 20 Prozent in die Höhe.

Der Baubürgermeister sah darin allerdings auch eine gute Nachricht: Die Stadt Ulm gilt als attraktiv, viele Menschen würden gerne an der Donau wohnen. Rund 8000 Menschen pro Jahr ziehen aus anderen Gemeinden nach Ulm. Hinzu kommen 6000 Umzüge innerhalb der Stadt. Trotz einer immensen Preissteigerung sei das Preisniveau in Ulm immer noch moderat, wenn man die Münsterstadt mit anderen Städten vergleicht. Die Durchschnittsmiete liegt in Ulm/Neu-Ulm laut aktuellem Mietspiegel bei 7,23 Euro pro Quadratmeter. Das bedeutet Platz 43 von 346 Städten in Bayern und Baden-Württemberg. Am teuersten ist München gefolgt von Stuttgart, Tübingen und Ludwigsburg.

Dass Ulm im Vergleich zu anderen Städten noch ganz gut da steht, liegt aus Sicht von Oberbürgermeister Gunter Czisch auch daran, dass Ulm im Gegensatz zu anderen Kommunen einen reichen Vorrat an Grundstücken vorhalte. „Wir sind deswegen handlungsfähig.“

Von Winning betonte, dass Ulm deswegen nicht auf „Teufel komm’ raus“ für Wohnraum sorgen müsse, sondern auf städtebauliche Qualität achten könne. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft UWS habe mit ihren 7000 Wohnungen eine regulierende Wirkung. Einstimmig beschlossen die Stadträte das Konzept „Drehscheibe Wohnraum“. 225  000 Euro im Jahr sollen verwendet werden um einer „besonderen Zielgruppe“ bei der Bewerbung um eine Wohnung unter die Arme zu greifen. Gemeint sind Menschen mit Behinderung, Familien in schwierigen Lebenslagen, junge Erwachsene, Strafentlassene, von Altersarmut bedrohte Senioren sowie Flüchtlinge. Etwa 10 000 Menschen in Ulm bekommen Unterstützungsleistungen und gehören so zur Zielgruppe.

Zudem beschlossen die Stadträte den Anteil an preisgünstigen, also öffentlich geförderten Wohnungen, von 20 auf 30 Prozent zu erhöhen. Um Preise zu drücken wurde eine Regelung gekappt, die besagte, dass grundsätzlich 100 Prozent des Geschosswohnungsbaus auf städtischen Grundstücken entsprechend strengen Vorschriften barrierefrei gebaut werden muss. Die neue, verschärft Landesbauordnung zur Barrierefreiheit reiche aus. Ein falsches Signal sah in diesem Beschluss angesichts der alternden Bevölkerung CDU-Rätin Karin Graf.

Von einem Meilenstein für Ulm sprach Czisch. Aus Sicht der Grünen kommt dieser allerdings Jahre zu spät, wie Annette Weinreich ausführte. Ausgelacht worden sei die Fraktion als sie 2011 360 000 Euro für die Förderung von sozialem Wohnbau ausgeben will. Der zynische Tenor damals auch an der Rathausspitze, so Weinreich: „Jede Wohnung sei bezahlbar, nur nicht für jeden.“ Nun seien die Grünen froh, dass der Rest des Gemeinderates dazu gelernt habe.

„Projekt Drehscheibe“ soll Problemgruppen helfen

Wohnen in Ulm ist begehrt wie selten. Neben 700 Wohneinheiten bis 2021 pro Jahr soll laut neustem Beschluss auch die Voraussetzung für 70 Bauplätze für Einfamilienhäuser geschaffen werden. Archivfoto: Alexander Kaya


zurück

Unterstützen Sie uns!

Investieren Sie in die Freiheit — mit Ihrer Spende für die FDP Neu-Ulm.

Neben der Stimme am Wahltag und der Mitgliedschaft ist die Spende die dritte wesentliche Säule für die Unterstützung einer Partei durch die Bürger.

Spenden sind ein wichtiger und sehr persönlicher Beitrag des einzelnen Bürgers für die Politik seiner Wahl und Ausdruck persönlicher Willensbekundung. 

mehr zum Thema Spenden

Datenschutzeinstellungen

Diese Webseite nutzt Cookies und tauscht Daten mit Partnern aus. Mit der weiteren Nutzung wird dazu eine Einwilligung erteilt. Weitere Informationen und Anpassen der Einstellungen jederzeit unter Datenschutz.