Tafelläden... so arbeiten sie in der Region..

01. März 2018

Lesen SIE bitte die NUZ..

Bei den Tafeln heißt es: Fair geht vor
Hilfe Die Verteilung von Lebensmitteln ist in Essen in die Kritik geraten. Von Ausländerfeindlichkeit ist die Rede. Warum es solche Probleme in der Region nicht gibt

von Jonathan Mayer

Landkreis/Ulm Seit einigen Wochen nimmt die Essener Tafel keine Ausländer mehr als Neukunden auf. Im Hintergrund stehen Ängste, Konflikte und Streitigkeiten, heißt es. Dennoch hagelt es für diesen Schritt von vielen Seiten heftige Kritik, sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel schaltete sich ein. Die Debatte wirft die Frage auf, wie es um die Tafeln in der Region bestellt ist: Drohen auch hier Engpässe und Aufnahmestopps? Wohl nicht. Denn die Einrichtungen setzen mitunter auf ein Verteilsystem, das für faire Bedingungen sorgen will.

Die Tafelläden in Neu-Ulm und Weißenhorn gehören zum Bayerischen Roten Kreuz (BRK): Probleme wie in Essen habe man dort noch nicht gehabt, sagt Kreisgeschäftsführer Stefan Kast. Von den knapp 120 Kunden in Neu-Ulm und den 80 in Weißenhorn seien zwar viele Flüchtlinge. Von Konflikten zwischen Deutschen und Ausländern weiß Kast aber nichts. Diesen Eindruck bestätigt Marianne Fugger, die als Leiterin des Tafelladens Neu-Ulm im direkten Kontakt zu den Bedürftigen stehe: „Streit gibt es hier im Laden nie.“

Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Blick nach Ulm . Probleme bei der Verteilung gebe es nicht, sagt Claudia Steinhauer, die für die sozialen Dienste des Roten Kreuzes in Ulm zuständig ist. Nicht einmal auf den Höhepunkt der sogenannten Flüchtlingskrise sei es zu Auseinandersetzungen gekommen. „Bei einigen Kunden war damals eine gewisse Angst vorhanden“, sagt Steinhauer. Kämpfe um die Lebensmittel habe es aber nie gegeben. Und das möglicherweise vor allem aus einem Grund: „Es hat sich schnell herausgestellt, dass viele Migranten andere Essgewohnheiten haben als wir.“

Dass es in den Tafelläden in Neu-Ulm, Ulm und Weißenhorn keine Konflikte gibt, ist den Verantwortlichen zur Folge einer Strategie zu verdanken: Die Helfer vergäben nicht einfach nur Tüten mit Nahrungsmitteln, sondern böten den Bedürftigen so etwas wie kleine Supermärkte, in denen selbstständig eingekauft werden könne. Damit das gerecht abläuft, gibt es ein rollierendes Kartensystem: Jeder Kunde bekomme eine Uhrzeit vorgegeben, wann er mit dem Einkaufen an der Reihe ist. „Da kommt jeder mal am Anfang und mal am Ende der Öffnungszeiten dran“, sagt Steinhauer. Ein Ausschluss von Bedürftigen, wie in Essen im Ruhrgebiet käme für die Mitarbeiter des hiesigen Roten Kreuzes nicht in Frage – das sagen deren Vertreter aus Ulm und Neu-Ulm einhellig. „Unser Auftrag ist es, Bedürftige zu versorgen. Da ist es egal, woher jemand stammt“, sagt BRK-Kreischef Kast.

Doch in der Region gibt es nicht nur Tafelläden des Roten Kreuzes: In Senden betreut der Bürgerverein Unteres Illertal die Tafel. Unter der Leitung von Ursula Hammer erhalten die Bedürftigen dort Tüten mit Nahrungsmitteln. Diese werden zuvor von Freiwilligen befüllt. Dass Menschen von einer Tafel ausgeschlossen werden, hält Hammer für „fatal“: „Das zerstört den Grundgedanken der Tafel.“ Wichtig sei es, dass allen Menschen in Not Hilfe zukommt. Von Streitigkeiten um Waren oder Belästigungen habe Hammer in der Sendener Tafel nichts mitbekommen.

„Da gab es eher mal flapsige Bemerkungen über Flüchtlinge“, sagt sie. Im Jahr 2015 habe sich ein anderes Problem ergeben: Viele Flüchtlinge kamen mal zur Ausgabe, mal nicht. Das habe die Berechnung erschwert, so Hammer. Die Nahrungsmittel der Tafel seien begrenzt und sollten sorgsam verteilt werden. „Damals hatten wir öfter mal 20 Tüten übrig, weil kein Asylbewerber gekommen ist“, erinnert sich Hammer.

InIllertissen kümmert sich ein Verein um die Tafel in der Stadt. Dort habe man zu Beginn der Flüchtlingskrise schon Probleme gehabt, sagt Vorsitzende Ulrike Tiefenbach. Durch den großen Ansturm habe es lange Warteschlangen gegeben. „Dann kam auch so mancher blöde Spruch.“ Um die Situation zu entschärfen, habe man dann die Kunden in zwei Gruppen aufgeteilt, die abwechselnd erstrangig und zweitrangig bedient werden. Seitdem gebe es keine Konflikte mehr.

Viele Menschen sind auf die Unterstützung der Tafelläden angewiesen. Auch Ausländer kaufen dort ein. Das Rote Kreuz hat eigene Wege gefunden, um Problemen aus dem Weg zu gehen. Symbolfoto: Alexander Kaya

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