Blaubeuren... Holocaust.. Schüler beschäftigen sich mit dem Thema..

04. Februar 2019

Lesen SIE bitte die SWP..

Geschichte hat auch sehr viel mit der Gegenwart zu tun

Holocaust Blausteiner Realschüler beschäftigen sich mit den Ulmer Stolpersteinen und den Schicksalen, die dahinter stehen. Dabei lernen sie einiges. Von Julia L. und Janina V., 10b


An der Realschule Blaustein beschäftigten wir uns im Rahmen der Unterrichtseinheit „Deutschland in der Zeit des Nationalsozialismus“ auch mit den sogenannten Stolpersteinen. Unser Klassen- und Geschichtslehrer, Boris Hucker, wollte, dass wir uns bei individuellen Lokalerkundungen in und um Blaustein mit Orten, die an die NS-Zeit erinnern, auseinandersetzen. Unsere Erkundungen mussten wir in einem Portfolio dokumentieren und die wichtigsten Erkenntnisse vor der Klasse präsentieren.


So wurden wir, neben historischen Stätten in den Blausteiner Teilorten, auch auf die aus Messing gefertigten Stolpersteine aufmerksam. Die Steine erinnern in vielen Städten vor den ehemaligen Wohnhäusern an Bürgerinnen und Bürger, die in der NS-Zeit verfolgt, vertrieben oder deportiert und größtenteils in Konzentrationslagern ermordet wurden. Im Geschichtsunterricht an der Schule lernten wir fünf Ulmer Familienschicksale näher kennen. Die wichtigsten Lebensdaten von Jonathan Stark (Herdbruckerstraße 6), Lina Einstein (Marktplatz 14, Seite Herdbruckerstraße), Mathilde Fischer (Neue Straße 32), der Familie Weglein (Hans-und-Sophie-Scholl-Platz 2) und der Familie Nathan (Heimstraße 29) bereiteten wir in Kleingruppen auf Zeitstrahlen und Mind Maps auf. Erst dadurch wurden uns die bewegenden Hintergründe zu den anfangs doch abstrakten Buchstaben und Zahlen auf den Stolpersteinen begreiflich.


Anlässlich des 27. Januars, dem Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, wurden wir schon am Dienstagnachmittag, 22. Januar, auf eine spannende Mission geschickt. Wir fuhren in der Mittagspause gemeinsam mit dem Bus von Blaustein nach Ulm. An den so genannten Ulmer Stolpersteinen berichteten wir dann in Dreiergruppen interessierten Passanten von den Schicksalen der ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohnern der Häuser. Auf dem Weg von und zu unseren Standorten „stolperten“ wir auch noch über zahlreiche weitere Schicksale.


An unserem Zielort in Ulm angekommen, kostete es uns zunächst viel Überwindung fremde Menschen anzusprechen. Doch nach wenigen Minuten legte sich die Aufregung auch schon. Einige Passanten wussten sofort Bescheid, was es mit den Stolpersteinen auf sich hat, und berichteten uns ihrerseits von interessanten Episoden aus der Ulmer Stadtgeschichte, wie dem Aussehen der alten Synagoge. Jedoch waren auch ein paar Leute dabei, die noch wenig Ahnung hatten. Daher ließen sie sich bereitwillig vom Tag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz durch die Rote Armee am 27. Januar 1945 berichten und zeigten sich bewegt von den vielfältigen Schicksalen, die sich hinter den Ulmer Stolpersteinen verbergen.


Beispielsweise kämpfte der jüdische Anwalt August Nathan im Ersten Weltkrieg als Offizier für das Deutsche Kaiserreich. Für seinen Kriegseinsatz erhielt er mehrere Auszeichnungen. In der Reichspogromnacht wurde er von Nazis misshandelt und in das KZ Dachau verschleppt. Dennoch gelang ihm mit seiner Ehefrau Margarete, die als „arische“ Frau bei ihrem jüdischen Mann blieb, die Flucht nach England. Ihre Tochter Luise flog in Nazi-Deutschland als „Halbjüdin“ von der Schule. Ihr Sohn Erich kämpfte in der britischen Armee gegen den NS-Staat und fiel im Zweiten Weltkrieg. Es war ein seltsames Gefühl, als es einem bewusst wurde, dass so viel Unmenschlichkeit und Unrecht fast vor der eigenen Haustür geschah.


Nachhilfe in Geschichte nötig


Es gab aber auch einzelne Personen, die sich über die „Verschwendung des Geldes der Stadt Ulm“ für die Stolpersteine empörten, obwohl die Steine durch private Spenden finanziert werden. Ein Herr zeigte in der Neuen Straße außerdem durch eine abwertende Aussage, dass er dringend noch Nachhilfe in Sachen Geschichte benötigt. Auch solche Negativerfahrungen zeigten uns Schülern, wie wichtig dieser Nachmittag war und wir erfuhren, dass es in einer Demokratie viele verschiedene Ansichten zu den Denkmälern gibt. Nach eineinhalb Stunden in der Kälte mit zahlreichen interessanten Begegnungen erkannten wir, dass Geschichte auch sehr viel mit der Gegenwart zu tun hat. So lebendig und spannend kann Lokalgeschichte sein!

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